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KlimaaktivistenMitglieder der „Letzten Generation“ auf der Anklagebank

Lesezeit 3 Minuten
Klimaaktivisten kleben sich auf der Straße in Köln am Neumarkt fest.

Klimaaktivisten kleben sich auf der Straße in Köln am Neumarkt fest.

Nach einer Blockade-Aktion auf der Inneren Kanalstraße im Sommer 2022 müssen sich Mitglieder der "Letzten Generation" vor dem Amtsgericht verantworten. Die Klimaaktivisten hielten dabei ein Plädoyer für den Planeten.

Keine Flugreisen, veganes Essen, Radfahren und intensiver Einsatz für die drohende Klimakatastrophe. Die 30-jährige Lea aus Köln sitzt in einem Saal des Amtsgericht und hält am Dienstagvormittag ein Plädoyer für den Erhalt des Planeten. „Ich verzweifele an der Ignoranz der politischen Entscheidungsträger“, betont die Aktivistin und sagt weiter: „Ich kann nachts nicht mehr schlafen“.

Die zweifache Mutter ist eine der Angeklagten nach einer Blockadeaktion auf der Inneren Kanalstraße am 1. Juli 2022. Die 30-Jährige sitzt neben ihrem Anwalt, doch am Montag vertritt die junge Frau sich quasi selber. Immer wieder betont die Unterstützerin der „Letzten Generation“, dass endlich mehr in Sachen Klimaschutz gemacht werden muss: „Es ist fünf nach zwölf“.

In den Gerichtssaal sind Mitglieder der Klimagruppe zur Unterstützung mitgekommen. Nach dem Vortrag der 30-Jährigen bricht eine Frau im Zuschauerraum in Tränen aus. Applaus gibt es aus dem Zuschauerraum, als der Mitangeklagte (30) seine Sicht der Dinge zur Klimakrise zu Ende vorgelesen hat. Auch er appelliert eindringlich an die Verantwortlichen in diesem Land, die Klimakrise ernst zu nehmen.

Mitangeklagter: „Ich kann die Aktion mit meinem Gewissen vereinbaren“

Der Mitangeklagte ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kölner Universität und hat ebenfalls Unterstützer mitgebracht. Zu der Aktion auf der Inneren Kanalstraße stehen beide. Der Mitangeklagte sagte: „Die Störung der Autofahrer war gering. Ich kann die Aktion mit meinem Gewissen vereinbaren. Wir müssen zusammenhalten. Die Klimakrise betrifft uns alle“. Wichtig ist den Angeklagten, dass sie Rettungsfahrzeuge immer durchlassen würden. So sei es auch am 1. Juli gewesen. Ein dringender Transport mit Blut hätte weiterfahren müssen. „Ich habe mit dem Fahrer gesprochen und bin aufgestanden“, sagte Lea.

Die beiden Unterstützer der „Letzten Generation“ mit ihrem Anwalt im Amtsgericht.

Im Gericht: Die beiden Unterstützer der „Letzten Generation“ mit ihrem Anwalt (r.)

Der Einsatzleiter der Polizei betonte im Zeugenstand, dass die Innere Kanalstraße blockiert war. „Es gab keine legale Möglichkeit vorbeizufahren“, sagte der Beamte. Den Angeklagten wird Nötigung vorgeworfen. Etwa 20 bis 30 Minuten sei die Fahrbahn komplett gesperrt gewesen. Ein Arzt sei zu den Beamten gekommen und wollte die Personalien der Kleber, um sie anzuzeigen. Das Gespräch mit den Aktivisten nannte der Einsatzleiter „offen, ehrlich und freundlich“.

Urteil auf den 23. März verschoben

Nach einer etwa zweistündigen Verhandlung entscheidet die Richterin, dass geplante Urteil auf den 23. März zu verschieben. Die Richterin hat an diesem Tag noch zwei weitere Prozesse zu bearbeiten und in dem „Klima-Fall“ gibt es auch noch einiges zu klären.

Der Anwalt des Mitangeklagten hat noch Redebedarf, weil das Einsatzprotokoll der Polizei den Akten nicht beiliegt. Dann muss die Richterin noch über einen Antrag nachdenken. Der Verteidiger der 30-Jährigen forderte das Gericht auf, ein Sachverständigengutachten über die Klimakrise in Auftrag zu geben. Die lehnte die Staatsanwaltschaft ab. „Wir sollten uns in dem Verfahren auf die strafrechtlichen Vorwürfe konzentrieren. Dass es eine Klimakrise gibt, da sind wir uns einig“, sagte der Ankläger.