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Millionen-Deal ist fixRheinenergie kauft umstrittenes Max-Becker-Areal nicht

Lesezeit 5 Minuten
Max Becker Areal

Das Gelände des Schrotthandels von Max Becker.

  1. Nun will Pandion auf dem Becker-Areal in Ehrenfeld ein gemischtes Viertel bauen.
  2. Allerdings hat das Ganze einen Haken: Noch ist auf dem Areal rein rechtlich Wohnungsbau gar nicht möglich.

Köln – Der städtische Energieversorger Rheinenergie wird das Max-Becker-Areal in Ehrenfeld nicht kaufen. Die Geschäftsführung verzichtet darauf, das ihr zustehende Vorkaufsrecht für das viele Millionen Euro teure Gelände in ihrer direkten Nachbarschaft in Ehrenfeld zu kaufen. Das hat ein Sprecher der Rheinenergie kurz vor Ablauf der Frist in dieser Woche der Rundschau bestätigt.

Hoher Kaufpreis für das Areal

Das heißt: Der Verkauf der Fläche der dort ansässigen Metall-Recyclingfirma Max Becker an den Projektentwickler Pandion ist damit offiziell. Die beiden hatten im Dezember einen Vertrag geschlossen. Danach hatte die Rheinenergie bis Anfang dieser Woche Zeit, den Verkauf zu stoppen. Doch dafür hätte sie den vereinbarten Kaufpreis stemmen müssen, die Rede ist von rund 175 Millionen Euro. Darauf verzichtet das Unternehmen jetzt – und Pandion als Privatunternehmen wird dort bauen. Wird Ehrenfeld nun zum „Luxusfeld“, wie die SPD seit Wochen befürchtet?

Die Firma Max Becker will zum Sommer 2022 in den Niehler Hafen umziehen, dort ist die Schwesterfirma Max Becker Trading auf einem Gelände am Hansekai aktiv. Danach will Pandion auf dem Becker-Areal in Ehrenfeld ein gemischtes Viertel bauen, laut eigener Aussage mit 2300 Arbeitsplätzen und 1300 Wohnungen, 400 davon öffentlich gefördert. Allerdings hat das Ganze einen Haken: Noch ist auf dem Areal rein rechtlich Wohnungsbau gar nicht möglich.

Warum wurde nicht früher informiert?

Warum investiert also ein Investor so viel Geld, obwohl seine Pläne erst eine Änderung des Flächennutzungsplans brauchen? Gab es vorher eine Zusage durch die Stadtverwaltung, dass das schon glatt gehe, wie die SPD vermutet? Bekommt Ehrenfeld jetzt Luxuswohnungen, damit Pandion den immensen Kaufpreis rein bekommt? Und warum wurde die Politik nicht früher informiert? Baudezernent Markus Greitemann sagte zu entsprechenden Gerüchten: „Ich habe Pandion nichts zugesagt, das ist falsch.“ Es habe im Vorfeld dazu ein Treffen der Fraktionen gegeben, dabei habe die Politik Pandion ihre Vorstellungen vermittelt. Pandion teilte zum eigenen Risiko mit: „Es ist Aufgabe von Projektentwicklern, Chancen zu sehen und die Risiken abzuwägen.“ Das Areal biete „eine großartige Möglichkeit, ein innerstädtisches, gemischtes Quartier zu entwickeln und der Stadtgesellschaft auf diese Weise ein Stück Ehrenfeld neu zu erschließen. Diese Vision mag mit einem Risiko behaftet sein, das die Pandion aufgrund der Erfahrung jedoch zu tragen bereit ist.“

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Ein weiterer Vorwurf: Warum hat die Rheinenergie als städtisches Unternehmen gewartet, bis der Vertrag zustande kam? Hätte sie früher davon wissen müssen? Wäre die Verhandlungsposition dann besser gewesen, statt hinterher einen riesigen Kaufpreis stemmen zu müssen? Jörg Frank, Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses, sagte: „Dies hätte viel früher geschehen können, wenn das Planungsdezernat, das bereits seit über einem Jahr mit Pandion spricht, die Ratsausschüsse frühzeitig informiert hätte. Dann hätte das Vorkaufsrecht der Stadtwerke zu deutlich günstigeren Konditionen ausgeübt werden können.“ Der Sprecher der Rheinenergie sagte zum Vorkaufsrecht: „Das diente ausschließlich der Absicherung unseres Betriebs auf unserer Fläche.“ Es geht dabei etwa um mögliche Einschränkungen, falls neue Wohnhäuser nahe an das Umspannwerk oder den Gasspeicher heranrücken.

Der Stadtrat hatte im Februar mehrheitlich beschlossen, dass die Rheinenergie das Vorkaufsrecht prüfen soll. Das hat sie getan und abgelehnt. Der Sprecher sagte: „Kommerzielle Grundstücksgeschäfte gehören nicht zu unserer Satzung.“ Laut Ratsbeschluss soll die Verwaltung einen Wettbewerb anstoßen, wie das Areal aussehen soll und den Bebauungsplan entwickeln. 30 Prozent der Wohnungen sollen öffentlich gefördert sein.

Vereinbarung zwischen Rheinenergie und PandionDie Sorge bei einigen Politikern ist, dass die Stadt dort nun keine Einflussmöglichkeiten mehr hat, weil Greitemann zu investorenfreundlich sei. Greitemann weist das zurück, er sei umsetzungsorientiert. Und: „Wir haben alles in der Hand.“ Der Baudezernent weist auf den geplanten Bebauungsplan hin und die Planungshoheit der Stadt. Mittlerweile haben sich Rheinenergie und Pandion auf eine Vereinbarung geeinigt, wie sie zusammen das Areal entwickeln wollen. Das dürfte ohnehin länger dauern, die Rede ist von bis zu zehn Jahren. Der Rheinenergie-Sprecher verwies darauf, dass die Firma das Umspannwerk oder die Ersatzleitstelle auf dem Areal benötige. Es braucht also einen neuen Standort. „Das muss alles erst geklärt werden.“

Das Max-Becker-Gelände in Ehrenfeld

12,5 Hektar groß ist das Gelände des Metallverarbeiters Max Becker in Ehrenfeld, umgerechnet 18 Fußballfelder. In direkter Nachbarschaft betreibt die Rheinenergie ein Umspannwerk und besitzt einen nicht genutzten, aber betriebsbereiten Gasspeicher.

Die Rheinenergie gehört zwei Gesellschaftern: 80 Prozent der Anteile hält die GEW Köln AG, sie gehört zu 100 Prozent der Stadt Köln. Die anderen 20 Prozent besitzt innogy SE. Für den Fall, dass Becker seine Fläche verkaufen will, hat die Rheinenergie ein Vorkaufsrecht. Das hatte sie vereinbart, weil sie ab 1995 bis 2010 in mehreren Etappen Flächen an Becker verkaufte. Wenn ein Kaufvertrag zwischen Becker und einem anderen Unternehmen besteht, muss die Rheinenergie innerhalb einer Frist in den Kaufvertrag eintreten, wenn sie die Flächen haben will. Heißt aber: Sie muss die im Vertrag festgelegte Summe zahlen.

Pandion bezeichnet sich selbst als einer der zehn größten Projektentwickler in Deutschland, die Firma sitzt in Köln. Auf der anderen Seite der Bahntrasse baut sie auch im Ehrenveedel Wohnungen. Unter anderem verkauft sie Wohnungen für Quadratmeterpreise ab 5747 Euro, beispielsweise kostet eine 56-Quadratmeter-Wohnung knapp 350 000 Euro. (mhe)