Am Sonntag wurden in Köln die Schull- und Veedelszöch in vielen Stadtteilen abgesagt.
Die Angst, dass auch der Rosenmontagszug ausfallen könnte, wurde glücklicherweise relativ schnell wieder genommen. Für Montag besteht keine Gefahr.
Dennoch hat man das Gefühl, in den vergangenen Jahren häuft sich die Ungewissheit aufgrund stürmischer Karnevalstage. Wir haben mit der Meteorologin Janina Lersch gesprochen.
Köln – Müssen sich die Jecken auf stürmische Zeiten einstellen? Drohen häufiger Zugabsagen? Mit der Meteorologin Janina Lersch vom Dienst Wetterkontor sprach Jens Meifert.
Frau Lersch, die Schull- und Veedelszöch sind abgesagt worden. Die richtige Entscheidung aus Ihrer Sicht?
Lersch: Ich denke, ja. Es gab Sturmböen von Windstärke 8 und 9. Wir haben in Nörvenich, also zwischen Köln und Aachen, sogar Orkanböen gemessen, eine Böe hat 104 Stundenkilometer erreicht. Da die Sicherheit im Vordergrund stehen sollte, war die Absage richtig. Die Zugteilnehmer und die Besucher an den Straßen wären gefährdet gewesen. Es wäre zu gefährlich gewesen.
In den meisten Veedeln sind die Züge dennoch gegangen. Das können viele nicht nachvollziehen. Sie?
Ich finde es schwierig. Die Verantwortung liegt natürlich bei den einzelnen Organisatoren. Generell wäre es aber klarer geregelt, wenn eine Absage für die ganze Stadt gelten würde. Es gehen ja alle Züge durch das Stadtgebiet und sind letztlich gleich stark gefährdet.
Woher die Namen kommen
1954 begann das Institut für Meteorologie der Freien Universität (FU) Berlin mit der Vergabe von Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen. Diese Namen werden von Wetterdiensten und Medien übernommen. Für die Namen können online Patenschaften erworben werden. Die Einnahmen dienen der der Studentischen Wetterbeobachtung am Institut für Meteorologie der FU Berlin.
In geraden Jahren tragen die Hochdruckgebiete männliche und die Tiefdruckgebiete weibliche Vornamen. In ungeraden Jahren ist es inzwischen umgekehrt. (mft)
Wie sieht Ihre Prognose aus? Müssen sich die Jecken wirklich keine Sorgen machen um den Rosenmontagszug?
Der Höhepunkt der Sturmböen war für den Sonntagmittag vorhergesagt. Dann sollte es langsam weniger werden und sich in der Nacht zum Montag weiter beruhigen. Für den Verlauf des Rosenmontags ist dann eine Zunahme der Winde angekündigt, aber in nicht so starkem Maße. Es kann einige stürmische Böen geben, bis 60 oder 70 Stundenkilometer vielleicht. Das entspricht Windstärke 7 bis 8, deutlich weniger als am Sonntag, da waren es verbreitet Böen mit Windstärken von 9, im Umland sogar bis zu 10.
Wenn wir mal zurückdenken: In den vergangenen zwei Wochen hat es viele stürmische Tage gegeben. Tief „Sabine“ hat die ganze Region getroffen. Müssen sich die Narren an stürmische Zeiten und Absagen gewöhnen?
Wenn man an die letzten Jahre zurückdenkt, dann gab es tatsächlich eine Häufung solcher stürmischen Tage. Die gab es nur vor 10 oder 20 Jahren auch immer mal. Ich wäre also vorsichtig und würde warnen, daraus langfristige Prognosen abzuleiten. Generell sind Stürme für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Was schon besonders ist, ist dass wir in diesem Jahr eine dichte Abfolge von Tiefdruckgebieten haben, die vom Atlantik herüberziehen. Sie bringen ausgesprochen milde Temperaturen mit. Das richtige Winterwetter ist quasi ausgeblieben, es gab kaum Schneefälle, auch nicht in den höheren Lagen.
Aber eine langjährige Häufung von Sturmtiefs können Sie nicht dokumentieren?
Nein, das müsste man unter dem Aspekt gesondert untersuchen. Was sich belegen lässt, ist die Häufung der Sturmtiefs in diesem Jahr. Wir sind jetzt schon beim Buchstaben „Y“ angekommen, es ist Tief „Yulia“, das heute zu der Absage der Züge geführt hat. Und die Benennung der Tiefs beginnt ab 1. Januar bei „A“. Wenn das Alphabet einmal durch ist, beginnt es wieder von vorne. Am Montag nähert sich übrigens Tief „Zehra“, das dann über den britischen Inseln liegt, und dann geht es mit „Annelie“ weiter.
Die Leute sagen: Das ist der Klimawandel, das ist das neue Wetter. Was sagen Sie?
Jein. Was sich eindeutig geändert hat, ist die Häufigkeit von Starkregenereignissen, das heißt, dass Regen nicht so gleichmäßig über das Jahr verteilt niedergeht, sondern dass es in kurzer Zeit sehr stark regnen kann. Und wir wissen, dass es in den vergangenen Jahren eine Häufung von Trocken-und Wärmephasen gab. Alles andere muss man sich in langjährigen Betrachtungen sehr genau anschauen.
Wie sieht es für die nächsten Tage aus? Droht für die letzten Veedelszüge und die Nubbelverbrennungen am Dienstag Ungemach?
Da ist die Situation ähnlich wie am Montag. Es wird Winde und stürmische Böen geben, aber nach unseren Modellen eher bis 70 Stundenkilometer. Man muss es abwarten, aber es sieht nicht so stark aus wie am Sonntag.