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Gesicht der Lokalzeit KölnJulia Kleine wird zur Stimme der Sportschau

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Julia Kleine 

Köln – „Das waren die kürzesten elf Stunden meines Lebens“, sagt Julia Kleine nach den ersten Spieltagen in der Fußball-Bundesliga und ihrem Einsatz als Moderatorin des neuen, audiodigitalen Angebots der Sportschau. „Wir machen da quasi die Samstage durch. Erst die 2. Bundesliga in der Konferenz, dann die 1. Liga und abends noch das Topspiel.

Bislang durch Sendung „Lokalzeit“ bekannt

Der Arbeitstag beginnt morgens um elf und endet abends um halb elf. Wenn sie dann auf die Uhr schaut, denkt die Kölnerin: „Wow ist der Tag echt schon rum.“ In der Domstadt ist sie primär als Gesicht der WDR-Sendung „Lokalzeit“ bekannt, hat aber seit Jahrzehnten noch eine weitere Leidenschaft – den Sportjournalismus. Deswegen musste sie nicht lange über das Angebot der ARD nachdenken. Der Sender hat die neuen Audio-Streamingrechte bis 2025 erworben und sein Angebot in dieser Sparte aufgestockt. Dass dies auch eine Sparmaßnahme ist, verschweigen die Öffentlich-Rechtlichen nicht. Ihr neues Programm soll allen Hörerinnen und Hörern eine kostenlose und erfrischende Alternative bieten, wenn bei Sky oder DAZN gleich mehrere, teure Abos abgeschlossen werden müssen. „Unser neues Format soll eine Ergänzung sein“, erklärt Kleine und denkt dabei nicht nur an die Bewegt-Bilder der Streamingdienste, sondern auch an die ARD-eigene 15.30-Uhr-Radiokonferenz. Diese gilt mit durchschnittlich 7,4 Millionen Hörern an Samstagen als Live-Klassiker und ist weiterhin im Radio verfügbar.

Das neue Streaming-Format liefert dazu Voll-Reportagen von allen Spielen der 1. und 2. Bundesliga und auch vom DFB-Pokal. Hinzu kommen nun die Champions League und die WM-Qualifikationsspiele. Auf der Sportschau-Website, via App oder Sprachassistent können Effzeh- und auch alle anderen Fußballfans also zuhören, wie sich ihre kickenden Lieblinge am Samstag schlagen.

Noch immer ist das Projekt in einer Testphase

Nach einer Testphase bei der Europameisterschaft und dem Zweitliga-Start im Juli, hörten im August pro Spieltag zwischen 500.000 und 1.000 000 Menschen zu. „Damit sind wir voll zufrieden, auch wenn wir immer noch in einer Phase sind, wo wir schauen, was funktioniert und was nicht“, stellt die 36-Jährige klar. Mit ihren beiden Kolleginnen Lisa Tellers und Desiree Krause führt Kleine als Host durch die Samstage und liefert Vor- Halbzeit- und Nachberichte. Im WDR-Studio am Appellhofplatz ist sie dann mit den Kommentatoren in den Stadien verbunden. Ob es Herbert-Zimmermann-Preisträger Armin Lehmann oder ein anderer WDR-Mann wie Jan Wochner ist, mit dem sie sich verbal die Bälle zuspielt.

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Julia Kleine

„Wir haben wirklich Spaß zusammen“, berichtet sie. Da kann es schonmal vorkommen, dass Kollege Wochner in der Schalke-Arena während des Heimspiels gegen Fortuna Düsseldorf Fledermäuse entdeckt und vom Thema abschweift. „Wir haben das dann in die Rubrik, Ornithologie mit Jan Wochner’ eingeordnet“, grinst Kleine. Auch wenn es altersmäßig keine Zielgruppe gibt, sondern „Jedermann und Jederfrau mit Sportinteresse“ einschalten sollte, wirkt die Online-Sendung, die im vergangenen Jahr noch von Amazon Prime angeboten wurde, jung und frisch. „Wir wollen zu den alteingesessenen Formaten eine neue Facette bieten“, erklärt Kleine. Ein paar Schulungen im Vorfeld dienten vor allem der Auffrischung ihres technischen Geschicks. „Reden dürfen wir so, wie uns der Schnabel gewachsen ist und wir sollen glücklich sein. So holen wir mehr Leute mit einer ganz anderen Bindung ins Boot.“

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Als Tochter eines Sportjournalisten wurde der gebürtigen Bergisch Gladbacherin dieses Interesse quasi in die Wiege gelegt. Bis zu einer schweren Knieverletzung fuhr sie selbst Skirennen, studierte Sportwissenschaften in Köln und startete bei mehreren TV-Sendern durch. „Jetzt habe ich quasi mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Kleine. Dabei ist sie nicht nur im Fußball, sondern auch in vielen anderen Sportarten bewandert. Diese Fähigkeit zum Multitasking hilft ihr auch beim Sportschau-Job. Wenn fünf Spiele gleichzeitig im Auge behalten, währenddessen Fragen an die Reporter vorbereitet und dazu noch die Folge-Partien angedacht werden müssen, kann die Zeit nur wie im Flug vergehen.