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Marinekreuzer über SpringerbeckenDiskussion über Bundeswehr-Werbung im Stadionbad - Einnahmequelle und Beschwerden

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Großflächig wirbt die Bundeswehr im Kölner Stadionbad mit dem Slogan „Karriere-Sprung“ für einen Einstieg bei der Marine.

Großflächig wirbt die Bundeswehr im Kölner Stadionbad mit dem Slogan "Karriere-Sprung" für einen Einstieg bei der Marine.

Die Bundeswehr wirbt bundesweit für Nachwuchs. Auch im Kölner Stadionbad, wo der Sprungturm nun mit Bannern dekoriert ist. Teilweise gibt es Beschwerden.

Die Bewaffnung im Nichtschimmerbecken des Stadionbads fällt äußerst bunt aus. Ein Mädchen mit Schwimmflügeln spritzt fröhlich gickernd mit einer Wasserpistole auf ihren Vater, ein Junge tunkt seine voluminöse Wasser-Basuka zum Nachladen unter Wasser. Am gegenüberliegenden Ende von Kölns größtem Freibad erhebt sich ein monströses Schiff der deutschen Marine über dem Springerbecken. Von drei Seiten hängen meterhohe Werbebanner der Bundeswehr am Sprungturm. „Karriere-Sprung“ ist dort zu lesen. Und der Slogan: „Marine kann Meer“.

Zum Teil zeigen sich Badegäste irritiert vom Anblick des recht martialisch wirkenden Kampfschiffs, das den Blick auf die bunte Stadionuhr versperrt. „Zum Teil gab es Beschwerden“, bestätigt Kölnbäder-Chefin Claudia Heckmann, über das Für und Wider der Bundeswehr-Werbung sei vorab intensiv diskutiert worden. „Letztlich ist die Bundeswehr ist ein normaler Arbeitgeber, mit dem nichts Unehrenhaftes verbunden ist. Und die Werbung ist weder sittenwidrig noch diskriminierend“, erklärt sie die Sichtweise des Badbetreibers.

Proteste vor Hamburger Schwimmbad

Bundesweit wirbt die Bundeswehr derzeit in Schwimmbädern für eine Karriere bei der Marine, denn die Personalnot ist groß. Vor dem Kaifu-Bad im Hamburger Stadtteil Elmsbüttel haben unlängst rund 70 Menschen gegen diese Werbung demonstriert und sich über den offen zur Schau getragenen Militarismus beklagt. Den Ort dieser Personalwerbung hält auch Ratsmitglied Jörg Detjen (Linke) für unglücklich. "Den Kariere-Sprung ins kalte Wasser sollte man besser bleiben lassen. Bundeswehr-Werbung in Schulen und Freizeiteinrichtungen finde ich falsch“, gibt er zu bedenken.

Der Sprungturm im Stadionbad diente bereits in den vergangenen Jahren als Werbefläche, vorige Saison feierten die Kölnbäder großflächig das eigene Jubiläum, auch für einen Drogeriemarkt wurde bereits geworben. „Wir erzielen mit der Werbung für uns wichtige Zusatzeinnahmen. Und die Bundeswehr steht nicht in erster Linie für Krieg“, sagt Bäder-Chefin Heckmann. Ähnlich sieht es Sportausschuss-Mitglied Ulrich Breite (FDP): „Die Bundeswehr verteidigt unsere liberale Demokratie und ist ein angesehener staatlicher Arbeitgeber“, sagt er. Angesichts der Nähe zur Sporthochschule und der Vielzahl sportbegeisterter Gäste sei es „sinnvoll“, dass die Bundeswehr gerade im Stadionbad nach Bewerberinnen und Bewerbern suche.

Letztlich ist die Bundeswehr ist ein normaler Arbeitgeber, mit dem nichts Unehrenhaftes verbunden ist. Und die Werbung ist weder sittenwidrig noch diskriminierend
Claudia Heckmann

Für intensive Diskussionen hatte zuletzt an einigen Schulen der Besuch von Karriereberatern der Bundeswehr gesorgt. Diese kommen allerdings nur auf ausdrückliche Einladung der Schulen, um über „Herausforderungen einer bündnisorientierten Sicherheitspolitik“ zu informieren. Abgelehnt wird dies von der Deutschen Friedensgesellschaft. Seitdem im Jahr 2011 die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt wurde, muss die Bundeswehr um ihren Nachwuchs werben und mit Firmen der freien Wirtschaft konkurrieren. Schon lange wirbt die Bundeswehr auf Werbeflächen in den Fußgängerzonen großer Städte, in Frankfurt (Oder) sorgte zuletzt eine Straßenbahn in Tarnfarben und Bundeswehr-Werbung für Aufsehen.

Mit ihrem Außenauftritt geht die Bundeswehr bewusst in die Offensive, denn bis zum Jahr 2031 soll die Zahl der Soldatinnen und Soldaten von 183000 auf rund 203.000 steigen. Gelingen soll das auch durch digitale Präsenz, für die Webserie „Die Rekruten“ wurden sechs Millionen Euro ausgegeben, auch auf Tiktok wirbt die Bundeswehr inzwischen mit kleinen Filmchen um Personal.

Auch nach Abschluss eines Werbevertrags behalten die die Kölnbäder ein Einspruchsrecht vor, falls die Banner nicht den Ansprüchen der Stadt genügen und in irgendeiner Form als anrüchig empfunden werden.