Lindenthal – Nach zweijähriger Corona-Pause veranstaltet der Ring Lindenthaler Geschäftsleute (RLG) mit rund 120 teilnehmenden Anbietern die Neuauflage des traditionellen Sommerfests auf der Dürener Straße. Erstmals wird die B 264 zwischen Lindenthalgürtel und Herbert-Lewin-Straße für den Verkehr an zwei Tagen gesperrt, um Dienstleistern aus verschiedensten Wirtschaftsbranchen das Areal zu überlassen. Pressesprecherin Carina Birnbacher und RLG-Vorsitzener Michael Spernat berichten im Interview über Kundennähe, Kommerz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Aus „Lindenthaler Flair“ wird das „Lindenthaler Sommerfest“. Was hat Sie zur Umtaufe bewegt?CARINA BIRNBACHER: Wir fanden den Namen altbacken – einfach nicht mehr zeitgemäß.MICHAEL SPERNAT: Wir sind der jüngste Vorstand aller Zeiten. Da brauchten wir auch eine frische Bezeichnung.
Was ändert sich denn konkret?SPERNAT: Neu ist in jedem Fall der zweite Festtag, den wir zunächst testen wollen. Dazu kommen neue Mitglieder aus der Mode und der Gastronomiebranche, die teilnehmen. Wir wollen noch hochwertigere Angebote präsentieren.
Das würde vermutlich auch die Leitlinie für andere Veranstalter sein. Was unterscheidet das Lindenthaler Sommerfest von anderen Veranstaltungen dieser Art, beispielsweise in Ehrenfeld?BIRNBACHER: Ich würde sagen, es sind vor allem die Geschäfte, die den Unterschied machen. Da haben wir eine gewisse Hochpreisigkeit, die aber auch in Bezug zur Qualität steht.SPERNAT: Wir versuchen außerdem, das Veedel so zu präsentieren, wie es ist, also relativ grün.
Apropos Grün – welche Umweltschutz-Maßnahmen ergreifen Sie?SPERNAT: Es gibt klare Vorgaben, was beispielsweise mit dem Müll geschieht. Darüber hinaus existieren Verträge mit den Abfallwirtschaftsbetrieben, die gebucht sind, die komplette Straße wieder in den Urzustand zu versetzen.
Die Vermüllung müsste ja nicht geschehen. Gibt es ein Konzept, um diese Abfälle generell zu reduzieren und dem Gedanken der Nachhaltigkeit gerecht zu werden?SPERNAT: Natürlich. Es gibt beispielsweise ein Pfandsystem. Die Bierstände schenken nicht im Einweg-Becher aus. Zudem haben wir in diesem Jahr auf das Beilagenheft für die Zeitungen verzichtet. Das waren seinerzeit 20000 Programmbroschüren. Jetzt sind es nur noch 2000 aus wiederverwertbarem Papier, die in teilnehmenden Geschäften ausgelegt werden. Beim Aufhängen der Banner haben wir uns von der Stadtverwaltung beraten lassen und verwenden einen speziellen Baum-Kronenschutz. Was umweltschutztechnisch möglich ist, setzen wir um. Wir möchten Plastikgeschirr komplett vermeiden. Aber das liegt auch in der Eigenverantwortlichkeit der beteiligten Geschäfte. Es würde sicherlich nicht gut ankommen, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer da Anlass für Negativbeispiele gäben.
Warum sind es diesmal zwei Tage, an denen das Fest stattfindet? Würde nicht einer reichen?Birnbacher: Wir wollen den Leuten nach zwei Jahren, in denen gar nichts war, zeigen, dass wir noch da sind und viel zu bieten haben. Da gibt es Nachholbedarf von unserer Seite sowie den Kundinnen und Kunden.
Gab es im Vorfeld auch Gegenwind, beispielsweise von Anwohnerinnen und Anwohnern?SPERNAT: Nein. Im Gegenteil. Wir haben viel Unterstützung und Wohlwollen erfahren.
Mit wie vielen Besucherinnen und Besuchern rechnen Sie?SPERNAT: Das ist schwer zu sagen und hängt nicht zuletzt vom Wetter ab. 200000 wären super. Aber das ist reine Spekulation.
Im Vordergrund des Sommerfests steht ja nicht die Witterung, sondern der kommerzielle Gedanke. Braucht es derartige Großevents, um den Einzelhandel aufrecht zu erhalten?BIRNBACHER: Es hilft in jedem Fall. Aus Perspektive der Kundin finde ich solche Veranstaltungen sehr interessant. Ich gehe unglaublich gerne auf Straßenfeste.SPERNAT: Das ist unheimlich wichtig, um im Wettbewerb zu bestehen. Event-Shopping ist ein ganz bedeutendes Thema. Das darf natürlich nicht inflationär werden, aber wir müssen aktiv bleiben, damit die Infrastruktur des Einzelhandels erhalten bleibt. Ich möchte Ihnen außerdem widersprechen: Es dreht sich nicht nur um den Kommerz. Wir haben gemeinnützige Vereine, Stiftungen und Bildungsinstitutionen vor Ort, die sich auf dem Fest präsentieren, zum Beispiel die Kinderkrebshilfe, der Lions Club oder die Universität zu Köln.
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Im Juli konnten Sie mit dem „Veedelsfest“ einen kleineren Vorläufer für die kommende Veranstaltung testen. Wie fällt rückblickend Ihre Bilanz aus?BIRNBACHER: Das war der Hammer! Es hat super viel Spaß gemacht. Es waren unglaublich viele Familien mit Kindern dabei.SPERNAT: Wir hatten im Weinkontor vier Mal so viele Verkäufe wie sonst. Es ist klar, dass solche Veranstaltungen zur unmittelbaren Repräsentation des Geschäfts beitragen. Das wirkt dann auch nach. Die Leute überlegen sich dadurch eher, ob sie etwas bei den Internet-Riesen bestellen oder vor Ort persönlich einkaufen.
Verkaufsoffener Sonntag am 28. August
Carina Birnbacher (32) ist Geschäftsführerin einer Kommunikationsagentur am Stadtwaldgürtel. Im Ring Lindenthaler Geschäftsleute ist sie Schriftführerin und Pressesprecherin.
Michael Spernat (36) arbeitet in der Geschäftsleitung des Weinkontors Lindenthal. Er ist gelernter Winzer und Betriebswirt.
Das Sommerfest beginnt am 27. August um 14 Uhr. Die Aktivitäten laufen bis 22 Uhr. Am darauffolgenden Tag, 28. August, wird von 11 bis 20 Uhr gefeiert. Verkaufsoffen präsentiert sich die Einkaufsmeile zwischen 13 bis 18 Uhr. Laut Veranstaltern haben sich rund 120 Anbieterinnen und Anbieter, davon circa 65 Prozent aus der unmittelbaren Umgebung, angekündigt.
Bühnenprogramm: Die Tanzschule van Hasselt präsentiert diverse Aufführungen in Höhe des Karl-Schwering-Platz. Für Live-Musik sorgen am Haus Schwan (Dürener Straße 235) unter anderem Lupo, Rotznas, Scharmöör, Timo & Band, Ben Randerath sowie Mätes & Bätes. Das FlamencoZentrum Contratiempo (Dürener Straße165) bietet weitere Unterhaltung.
Durchführung: Als Veranstalter des zweitägigen Events fungiert der Ring Lindenthaler Geschäftleute e.V. Organisator ist die Werbepraxis Von der Gathen GmbH