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Köln-SülzWas hat ein Berliner Matratzenhändler mit Schloss Weißhaus vor?

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Das Schloss Weisshaus in Köln-Sülz

  1. Aktuell bereitet die Stadt ein neues Angebot an den neuen Besitzer vor.
  2. Es geht darum, was sie zahlen könnte, damit der Eigentümer den Park öffnet.
  3. Was hat die Bett1.de GmbH nun eigentlich vor mit dem Schloss Weißhaus?

Köln – Schon im Mai 2019 ist klar, dass dieses Geheimnis keines für die Ewigkeit bleibt - trotzdem will damals keiner der Beteiligten verraten, wer Schloss Weißhaus in Sülz gekauft hatte. Absolutes Stillschweigen sei vereinbart worden, sagen die Immobilienmakler von Greif & Contzen seinerzeit, keine Chance. Nach Recherchen der Rundschau ist nun klar: Es handelt sich dabei um eine Berliner Firma, die Matratzen herstellt: die Bett1.de Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). So steht es im Grundbuch. Demnach haben sich das Unternehmen und die Erbengemeinschaft des verstorbenen Frechener Unternehmers Heinrich Wolf am 3. Dezember 2018 über den Verkauf geeinigt, im Mai verkündet Greif & Contzen die Nachricht, am 3. Juni 2019 erfolgt noch ein Eintrag im Grundbuch.

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Das Haus hat elf Zimmer und 873 Quadratmetern Wohnfläche.

Aber wer ist die Bett1.de GmbH? Und wer steckt dahinter? Und was hat sie mit dem denkmalgeschützten Schloss Weißhaus vor? Wird es umgebaut? Öffnet die Firma möglicherweise den Park - wie vor Jahrzehnten - für die Öffentlichkeit? Viele offene Fragen, doch in der Kölner Stadtverwaltung weiß keiner so recht Bescheid über mögliche Pläne. Der neue Besitzer antwortet beispielsweise nicht auf Anfragen des Denkmalschutzes, mögliche Umbauten müsste er mit der Stadt abstimmen (siehe nächste Seite). Auch auf zwei schriftliche Anfragen der Rundschau kommt keine Antwort.

Aktuell bereitet die Stadt ein neues Angebot an den neuen Besitzer vor. Es geht darum, was sie zahlen könnte, damit der Eigentümer den Park öffnet. Das hatte der Stadtrat schon 2015 gefordert. Mit der Familie Wolf hat das nicht geklappt, nach Rundschau-Informationen soll die Summe für ein müdes Lächeln gesorgt haben. Nun folgt ein neuer Anlauf bei Bett1.de.

Neuer Besitzer liefert sich eine "Bettenschlacht"

Hinter der Firma steht Adam Szpyt, er hat die Firma 2004 gegründet und den Markt aufgewirbelt, weil er Matratzen über das Internet verkauft. Er bietet Matratzen laut eigener Aussage günstiger an. Doch das passt den Herstellern nicht, sie fordern ihn auf, die Preise zu erhöhen. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" schreibt 2012 von einer "Bettenschlacht". Demnach gelte die 300er-Regel, eine für hundert Euro hergestellte Matratze koste im Handel 399 Euro.

Laut Szypt erhält er irgendwann keine Matratzen mehr, er beschwert sich beim Bundeskartellamt - und tatsächlich bestätigt die Behörde "vertikale Preisbindungen" und verhängt gegen drei Matratzenhersteller 27,1 Millionen Euro Strafe. Mittlerweile verkauft Bett1.de nur noch eine Matratze namens "Bodyguard", laut Adam Szpyt ist es die meistverkaufte in Deutschland, er nennt sie "Anti-Kartell-Matratze".

Aber was will Spzyt mit Schloss Weißhaus machen? Taugt es als Wochenendhaus? Als Feriendomizil? Da Szpyt schweigt, bleibt die Zukunft des Schlosses weiter rätselhaft.

Die Geschichte von Schloss Weißhaus

957 haben die die Äbte der Benediktinerabtei St. Pantaleon das Anwesen als Sommersitz genutzt. Kriege, Brände und Überschwemmung haben das Schloss immer wieder zerstört und für den jeweiligen Wiederaufbau gesorgt. 1613 ist es von Grund auf neu entstanden, 1843 wurde das Herrenhaus klassizistisch überformt.

1849 hat Kaufmann Johann Adam Jansen die Kapelle ergänzt (siehe Foto), Architekt war der spätere Dombaumeister Vincent Statz. Mehr als ein Viertel des Areals ist Wasser. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss laut Stadtkonservator Thomas Werner teils zerstört und wieder aufgebaut. Dem Frechener Unternehmer Heinrich Wolf gehörte das Anwesen jetzt. Daneben baute Wolf viele Häuser für die Arbeiter seiner Steinzeugfabrik, "es handelt sich fast um eine Art Werkssiedlung", sagt Werner.

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1849 hat Kaufmann Johann Adam Jansen die Kapelle ergänzt.

In direkter Nachbarschaft befindet sich das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium, laut Werner hat Wolf der Stadt die frühere Schlosspark-Fläche zur Verfügung gestellt. Früher öffnete Wolf diesen Park auch, die Kinder liefen Schlittschuh auf dem Teich. Doch irgendwann öffnete Wolf den Park nicht mehr.

1995 hat die Stadt Köln die Schlossanlage samt Parkanlage unter Denkmalschutz gestellt. Veränderungen muss der Besitzer genehmigen lassen durch die Stadt als untere Denkmalbehörde, der Landschaftsverband Rheinland (LVR) wirkt daran fachlich mit. Zu Änderungen an Denkmälern sagt der LVR: "Denkmäler dürfen verändert werden, um sie weiter erhalten und sinnvoll nutzen zu können. Ziel jeder Maßnahme muss es aber sein, so viel an historischer Substanz wie möglich zu erhalten.

2010 starb Wolf, solange hatte er dort mit seiner Frau gewohnt, das Haus hat elf Zimmer und 873 Quadratmetern Wohnfläche, zudem ein Schwimmbad. Danach boten Makler es an, die Stadt lehnte ab, aber der Rat wollte den Park öffentlich machen lassen. Auch als neue Heimat für die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Uni Köln war es mal vorgesehen, das zerschlug sich aber.

8,5 Millionen Euro sollte es zunächst bringen, später 6,8 Millionen Euro. Sogar über eine Immobilienplattform im Internet wurde es angeboten. Ende 2018 einigten sich Wolfs Erben und die Bett1.de GmbH. Der Kaufpreis ist unbekannt. (mhe)