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Auftritt in Lanxess-ArenaFäkalien sind immer ein Treffer – Mario Barth zu Gast in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Seit über 20 Jahren steht Mario Barth auf Deutschlands Comedy-Bühnen.

Seit über 20 Jahren steht Mario Barth auf Deutschlands Comedy-Bühnen.

Am Sonntagabend trat Comedian Mario Barth vor rund 10 000 Zuschauern in der Lanxess-Arena auf – allerdings blieben hier noch viele Plätze frei.

Er ist der Meister der Erregung und der Spezialist für Stereotype – Mario Barth bleibt ein Phänomen. Zu ihm scheint es nur zwei Meinungen zu geben: Man liebt ihn oder man hasst ihn. Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen Barth das Berliner Olympiastadion ausverkaufte. Für einen Auftritt in Deutschlands größter Eventhalle reicht es dann wohl aber doch noch: Am Sonntagabend trat Barth vor rund 10 000 Zuschauern in der Lanxess-Arena auf – allerdings blieben hier noch viele Plätze frei.

„Männer sind Frauen, manchmal aber auch ... vielleicht“, lautet der eingängige Titel des aktuellen Programms. Und was könnte dieses Motto besser versinnbildlichen als die „Frauenfarbe“ Pink, muss sich der König der Geschlechterklischees gedacht haben. So betritt Barth die zuvor mit einem pinken Vorhang abgehangene Bühne an diesem Abend in einem pinken T-Shirt mit dem Aufdruck „Männer sind Frauen“. Auf den Zuschauerstühlen liegen pinke Karten mit gleichem Bonmot.

In Köln ist die Welt noch in Ordnung. Hier kann man in pink rumlaufen, juckt keine Sau.
Mario Barth

„In Köln ist die Welt noch in Ordnung. Hier kann man in pink rumlaufen, juckt keine Sau“, begrüßt der 51-Jährige sein Publikum und leitet über zu seinem ersten Thema an diesem Abend: Die Verbotsdebatte um das Schlagerlied „Layla“. „Wir sind inzwischen alle so tolerant geworden, außer du willst einen Puff aufmachen.“ Das Problem des Lieds, so die geistreiche Analyse des Comedians, sei der Name der fiktiven Inhaberin gewesen – Layla. Und so stellt er sich vor, wie eine Frau in Berlin ein Bordell eröffnen möchte, das aufgrund ihres Namens aber nicht darf. Wobei die zigfache Wiederholung des Wortes „Puff“ in Barths Ausführungen über weite Strecken bereits als Pointe ausreicht.

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Von solchen Aufregerthemen lässt Barth kaum eines aus: „Indianer“-Kostüme an Karneval, die „Zigeunersauce“, Gendern, Corona. Dabei zeigt sich der millionenschwere Unternehmer als Comedian der „einfachen Leute“: „Wahnsinn, worüber wir uns heute alles Gedanken machen“, resümiert Barth unter lautem Applaus des Publikums. Passende Fanartikeln mit Sprüchen wie „Ich gender nicht!“ lassen sich vor Ort direkt erwerben.

Wahnsinn, worüber wir uns heute alles Gedanken machen.
Mario Barth

Erregung ist die erste starke Säule, auf der sein gut zweistündiges Programm aufgebaut ist. Die Zweite sind die Stereotype, auf die der gebürtige West-Berliner seit jeher setzt – überzeichnete Figuren, die das Publikum auch selber im sozialen Umfeld haben könnte. So zeichnet er beispielsweise das Bild der Helikoptermutter – einer „Dinkelkeksmutti“, wie Barth sie nennt – oder der militanten Veganerin, die ihr Umfeld permanent belehren möchte.

Untermauert werden die keineswegs unerwartbaren Pointen des Komikers und Moderators durch seine ausladende Körpersprache. Bei Barth erzählt der ganze Körper den Witz. Und originelle Erkenntnisse wie „Jungs und Mädchen pullern anders“ werden von ihm auch gleich mit der passenden Lautmalerei untermalt. Es ist die gewisse Prise Fäkalhumor, die die ganz großen Lacher im Publikum bringt. Und das muss man Barth tatsächlich lassen: Er scheint bei seinen Fans auch mit diesem Programm den richtigen Nerv zu treffen, die Stimmung in der Arena ist ausgelassen. Mario Barth ist und bleibt eben ein Phänomen.