Köln – Wenn die fast 65 Jahre alte Kölner Seilbahn am kommenden Freitag in ihre Saison startet, sind ihre altbewährten Markenfarben blau und gelb plötzlich wieder hochaktuell. Anders als bei vielen Kölner Bauten, die dieser Tage aus Solidarität mit der Ukraine in diesen Farben erstrahlen, ist das bei der Seilbahn aber so, wie sie sich die kommende Saison wünscht: wie immer, ganz normal. 400.000 bis 500.000 sicher und glücklich über den Fluss transportierte Menschen würde das heißen.
Normaler Betrieb wäre schon Erfolg
Denn normal wäre ein Erfolg. Nach über 50 unfallfreien Jahren landete die Seilbahn in der jüngeren Vergangenheit mehrmals in den Schlagzeilen, weil 2014 und nochmal 2017 Gondeln über Stunden stecken blieben und Menschen von der Feuerwehr gerettet werden mussten, darunter auch Kleinkinder.
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Nach 2017 gab es ein Ermittlungsverfahren, das gegen Geldauflage eingestellt wurde. Danach wurden bis 2019 1,2 Millionen Euro für modernere Technik investiert – ganz schön viel für eine Gesellschaft mit fünf fest und fünf in Teilzeit von der KVB ausgeliehenen Angestellten. Die KVB musste als Muttergesellschaft finanziell einspringen. Und kaum war das vorüber, schlug Corona mit all seinen Folgen für den Tourismus zu. 2021 musste die Seilbahn zum Beispiel zu 35 Prozent der Saison wegen Lockdowns stillstehen.
Preiserhöhung bei den Tickets
8 Euro kostet die etwa viertelstündige Hin- und Rückfahrt für Erwachsene, 50 Center mehr als bisher. Die Einzelfahrt kostet 5 Euro (bisher 4,80 Euro). Kinder zwischen vier und zwölf Jahren zahlen wieder 4 Euro (Einzahlfahrt 3 Euro, bisher 2,7 Euro). Geöffnet ist täglich von 10 bis 17.45 Uhr.Es gilt die 3G-Regel.
4 Nachtfahrten finden wieder statt: am 25. Juni und 9. Juli (jeweils bis 1 Uhr) sowie am 6. August und 1. Oktober (jeweils bis 24 Uhr). 2021 wurde die Saison erstmals auf vier Adventswochenenden verlängert. „Das können wir uns durchaus nochmal vorstellen“, sagt Inga Meinerzhagen von der Seilbahn.
Doch im Moment stehen die Zeichen gut. „Wir merken, dass der Tourismus wieder etwas angezogen hat“, sagt Stephan Anemüller von den KVB. Außerdem finden wieder Messen statt, sie bringen viel Publikum. Auch Hochzeiten sind wieder erlaubt, 40 bis 50 Paare geben sich in der goldenen Gondel in normalen Jahren das Ja-Wort.
Prüfer erteilen Betriebsgenehmigung
Auf der technischen Seite sieht ebenfalls alles gut aus. Am Dienstag hat die Bezirksregierung die Betriebsgenehmigung für die denkmalgeschützte Attraktion erteilt. Die muss jedes Jahr nach der Winterpause neu beantragt werden, und das Programm dafür hat es in sich: Eine Spezialfirma aus Südtirol sucht das Seil auf den etwa 930 Metern Fahrstrecke per Magnetinduktion nach winzigen Rissen ab. Dann haben der TÜV Nord die Gebäude und Pylone sowie der TÜV Süd das Seilbahnsystem selbst abgenommen. Es wurden Seile gefettet, fünf Kabinenaufhängungen ausgetauscht, Bodenpersonal geschult, am Schluss stand die Grundreinigung.
Das lief alles so glatt, dass schon am morgigen Freitag eröffnet werden kann. „Wir hatten den 25. März als Ausweichtermin geplant.“ Selbst der schien unsicher, gibt Anemüller zu. Nur ein kleines Problem gab es beim Probelauf am Montag: Weil in einem Bauteil eine kleine Feder defekt war, hat sich das System selbst abgeschaltet. Eine neue Feder musste her.