AboAbonnieren

Kritik des ADFCKVB erhitzt Gemüter im Streit um Fahrräder in der Bahn

Lesezeit 3 Minuten

Platz da für das rosa Rad mit Blumen am Lenker. Auch die klischeehafte Darstellung verärgert die Fahrradfahrer.

Köln – Hohe Absätze, Blümchen am Lenkrad und die Nagelfeile griffbereit: Die junge Frau, die in dem neuen Video der Kölner Verkehrs-Betriebe ihr Fahrrad in die vollbesetzte Bahn schiebt, ist Fleisch gewordenes Klischee. Dümmlich und rücksichtlos. „Wir wollen bewusst ein wenig ironisch überspitzen, um für das Problem Aufmerksamkeit zu erregen“, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch.

Das Problem ist die Mitnahme von Rädern in voll besetzten Bahnen. Und das mit der Aufmerksamkeit hat hervorragend funktioniert. Das Internetfilmchen wird gerade auf Facebook mit Kommentaren überhäuft. Die Emotionen schlagen Rad.

Wild geht es her bei den Reaktionen: „Am Besten, die bleiben gleich ganz draußen“, lautet ein Kommentar an die Adresse der Radfahrer. „Wenn ihr Probleme mit dem Platz habt, dann schafft doch endlich mal mehr Kapazitäten“, wendet sich ein Radfahrer an die KVB. „Habe gestern sieben Fahrräder in einem Halbzug gezählt. Fahrrad in der Bahn ist ja schön und gut, aber die Anzahl nimmt spürbar zu“, lautet ein weiterer Kommentar.

ADFC beschwert sich über Umgang der KVB mit Fahrradfahrern

„Es ist eine sehr rege, kontroverse Diskussion“, sagt Pesch zu den Reaktionen. Der Clip mit der jungen Frau und ihrem Blumenrad ist schon der zweite dieser Art. Wenige Tage vorher gab es einen Film, in dem ein junger Mann sein Sportrad in die Bahn quetscht.

„Ich finde, das geht gar nicht“, sagt Christoph Schmidt, Vorsitzender des ADFC Köln, zu den Filmen. Rücksichtnahme sei immer ein Thema, dass sich lohne aufzugreifen. Und natürlich sollte ein Radfahrer im Berufsverkehr auch mal eine überfüllte Bahn durchfahren lassen. „Aber bitte nicht die Menschen gegen Fahrradfahrer aufbringen.“ Vor allem wie die Fahrradfahrer dargestellt werden, findet er „grenzwertig“. „Und wenn man bei dem Video mal genau hinschaut, dann stehen Fahrgäste auch in dem Aufstellbereich, der unter anderem für Fahrräder gedacht ist“, kontert Schmidt. Überhaupt: „Seit Jahren wird es versäumt, das ÖPNV-Angebot in Köln angemessen zu verbessern, und jetzt sind es die Fahrradfahrer Schuld, wenn es in der Bahn zu eng ist.“

Er greift zudem ein Thema auf, das in den Kommentaren oft angesprochen wird. „Die Mitnahme ist nicht billig.“ 2,90 Euro müssen dafür bezahlt werden. Das Personenticket kommt noch dazu. Allein Besitzer eines Dauertickets können das Rad kostenlos mitnehmen – aber nur nach 19 Uhr. Das gilt auch für Schüler und Studenten. Die Konsequenz, die ein Facebook-Kommentator daraus zieht: „Wenn ich bezahlt habe, fahre ich auch mit.“

Pesch erwidert: „Ein Anspruch auf Beförderung besteht nicht.“ Ist die Bahn zu voll, könne der Fahrer den Radfahrer auffordern, draußen zu bleiben. Schmidt gerät in Rage: „E-Scooter werden schon nicht mehr mitgenommen. Nun sollen Fahrräder draußen bleiben. Was kommt als nächstes? Dicke?“ Nein, als nächstes kommt ein neuer Film zum selben Thema. Pesch kündigt in für Freitag an. „In ihm schiebt jemand ein verdrecktes Rad in die Bahn.“