Im dritten Anlauf wählen die Kölner Grünen am Wochenende ihre Kandidaten für die Kommunalwahl im Herbst. Die ursprünglich im Februar geplante Wahlversammlung wurde erst wegen der Neuordnung der Wahlbezirke verschoben, dann platzte der zweite Termin im März wegen der Corona-Pandemie. Nun findet das Treffen am Samstag und Sonntag unter strengen Auflagen im Theater im Tanzbrunnen statt.
Jedes der 2000 Mitglieder des Kölner Kreisverbands darf kommen, die Parteispitze rechnet mit rund 300 Teilnehmern. Sie müssen im Gebäude die ganze Zeit einen Mundschutz tragen und die Abstands- und Hygieneregeln beachten.
Die Unterlegenen können für einen der folgenden Listenplätze kandidieren
Den Kampf um die besten Plätze auf der Reserveliste für den Stadtrat tragen die Grünen traditionell in offenen Duellen aus. Dabei konkurrieren zwei oder mehr Bewerber um die jeweilige Position. Die Unterlegenen können erneut für einen der folgenden Listenplätze kandidieren.
Ungerade Plätze sind für Frauen reserviert. Jeder Bewerber hat fünf Minuten Redezeit, danach ist Zeit für Fragen. Anschließend stimmt die Basis sofort ab – mit elektronischen Stimmgeräten, um das Verfahren zu beschleunigen.So spannend wie diesmal sei es wohl noch nie gewesen, heißt es bei den Grünen. Die meisten Ratsmitglieder wollen weitermachen, zugleich drängen neue Kräfte in den Rat, darunter viele Jüngere. Die Kampfkandidaturen beginnen diesmal schon bei Listenplatz 1 – was ungewöhnlich ist.
Eine wichtige Entscheidung fällt
Damit fällt gleich zu Beginn eine der wichtigsten Entscheidungen: Kann Brigitta von Bülow (60), seit Februar 2019 Fraktionschefin im Stadtrat, ihren Führungsanspruch behaupten? Oder setzt sich bei der Abstimmung um Platz 1 Herausforderin Christiane Martin (53) durch?
Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung Ehrenfeld hat bereits im Dezember eine Kampfansage an von Bülow gemacht und betont, dass sie die nächste Ratsfraktion anführen möchte.
Der Ausgang des Rennens ist ungewiss
Das Rennen zwischen den beiden Frauen gilt in der Partei als offen, der Ausgang ist ungewiss. Auch der Kampf um die weiteren Plätze dürfte spannend werden. Konsens ist nur, dass Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer (32) Platz 2 bekommen soll, dahinter beginnt das Hauen und Stechen.
Die Verliererin des Duells von Bülow gegen Martin kann für Platz 3 kandidieren, um den sich auch Ratsfrau Sabine Pakulat (60) bewirbt. Um Platz 4 streiten Bürgermeister Andreas Wolter (55) und Newcomerin Sandra Schneeloch (39).
Spontane Kandidaturen sind jederzeit möglich
Auf Platz 5 kandidiert Ratsfrau Marion Heuser, auf Platz 6 Ratsherr Manfred Richter (50) und Mario Michalak (55) aus Marsdorf. Platz 7 peilen die Rechtsanwältin Derya Karadag (35) und die Sozialpädagogin Anja Lechtreck (55) an. Auf Platz 8 wollen sich mindestens vier Männer bewerben: Ratsherr Gerd Brust (68) sowie Daniel Bauer-Dahm (41) aus Kalk, Robert Schallehn (41) aus Rodenkirchen und Stefan Mathias Pape (26) von der Grünen Jugend, zudem will Ratsherr Hans Schwanitz einen Platz „unter 10“.
Und: Spontane Kandidaturen sind jederzeit möglich, Bewerber können noch in letzter Minute ihre Kandidatur erklären. Neu im Rennen ist der Gründer der Fahrrad-Initiative #RingFrei und frühere Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Reinhold Goss (56).
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Offen ist, ob Jörg Frank (64) erneut kandidiert. Er ist seit 1989 im Stadtrat. Nach der Stadtwerke-Afffäre zwang ihn die Partei, als Fraktionsgeschäftsführer zurückzutreten. Auf Nachfrage wollte sich Frank nicht äußern, ob er am Samstag antritt.