Kölner Serie „Häuser mit Historie“Helmut Jahn hat den Flughafen zum Erlebnis gemacht
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Bauten erzählen Geschichte(n): In der Serie „Häuser mit Historie“ stellt Anselm Weyer Gebäude in Köln vor, von ihrer Entstehung bis zur aktuellen Nutzung.
Heute geht es das Terminal 2, den Starwalk und den Bahnhof am Flughafen Köln/Bonn.
Entworfen hat sie der jetzt verstorbene Architekt Helmut Jahn.
Ein „Erlebnis-Flughafen“ sei entstanden, schwärmte Axel Horstmann, der damalige Verkehrsminister Nordrhein-Westfalens. „Der Flughafen ist ein Stern mit Leuchtkraft für die gesamte Region“, freute sich Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma. Anlass war im Dezember 2004 die Einweihung des von Stararchitekt Helmut Jahn entworfenen sogenannten Starwalk.
Dieser ist Architektur gewordener Paradigmenwechsel in der Geschichte von Flughäfen. Jahrzehnte lang wurden diese vor allem als Durchgangsstation interpretiert. Flughäfen wie Berlin-Tegel oder zuvor schon Köln/Bonn warben explizit mit ihrer schnellen Erreichbarkeit, ihren kurzen Wegen und den geringen Aufenthaltszeiten. Schlüssig war es dementsprechend, die Bestandsbauten des „Drive-In“-Flughafens Köln/Bonn durch Helmut Jahn von 1997 bis 2000 um zwei neue Parkhäuser zu erweitern sowie 2004 endlich auch an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn anzuschließen.
Hierfür entwarf das Architekturbüro Murphy/Jahn das am 13. Juni 2004 eröffnete 420 Meter lange und 36 Meter breite Bahnhofsgebäude, das 18 Meter unter den Terminals 1 und 2 vier Gleise aufnimmt, die jedoch dank des sie überspannenden 156 Meter langen Glasdachs mit Tageslicht versorgt werden. Schon im Jahr 2000 eröffnet war das zur Bewältigung des steigenden Fluggastaufkommens gedachte Terminal 2, von Jahn als 300 Meter lange und 75 Meter tiefe Konstruktion aus Stahl und Glas ausgeführt.
Im Laufe der Zeit aber hatte sich vor allem der sogenannte Non-Aviation-Bereich mit seinen Geschäften, Boutiquen und gastronomischen Betrieben als besonders profitabel für die Flughafenbetreiber erwiesen.
In den alten Gebäuden war für derlei jedoch kaum Raum vorgesehen. So beauftragte der Flughafen Köln/Bonn das Büro Murphy/Jahn auch mit dem Starwalk. Dessen neu hinzugekommene Nutzfläche von 8700 Quadratmetern sollte als Shoppingmeile zum von Konsum begleiteten Verweilen verlocken.
Paul Schneider-Esleben, der ursprüngliche Architekt der bahnbrechenden Flughafenarchitektur, war nicht begeistert. Er sah sein Urheberrecht verletzt und ging vor Gericht. Da half es offensichtlich nicht, dass Helmut Jahn beteuerte, er habe sich ausdrücklich Mühe gegeben, „das alte Gebäude in seiner Eigenheit unverändert“ zu lassen. Der Starwalk füge sich an die Sterne des Terminals 1 an, berühre diese aber nicht. „Die Idee war, eine Hülle zu bauen, die so leicht ist, dass das Bestehende bewahrt wird“, erklärte Jahn. Der Streit wurde im Februar 2005 mit einem finanziellen Vergleich aus der Welt geschaffen: 175.000 Euro zahlte der Flughafenbetreiber an Schneider-Esleben.
Doch nicht wegen dieser gerichtlichen Auseinandersetzung dürfte Helmut Jahn irgendwann genug von Köln gehabt haben. Ihm wurde vorgeworfen, den Status des Doms als Weltkulturerbe zu gefährden. Mindestens drei Hochhäuser nämlich sollten rund um den Deutzer Bahnhof entstehen, darunter der auf 150 Millionen Euro budgetierte „Cologne One Tower“ von Helmut Jahn. Seine Einweihung war für 2007 geplant. 100 Meter sollte er am ICE-Terminal emporragen, 30 000 Quadratmeter vermietbare Fläche bieten und mit einer „Skybox“ auf sein Dach locken, die mit transparentem Boden über den Turm hervorgekragt wäre. Gestalterische Ausgangsidee, erläuterte Jahn, sei der Gegensatz zwischen den reich dekorierten steinernen Domtürme und seinem rationalen gläsernen Turm, denn: „Die besten Beziehungen schafft man durch Gegensätze.“
Während aber noch die Investoren vom freien Blick auf den Dom schwärmten, erfuhr die UNESCO von den Plänen und argumentierte, dass für alle die freiesten Blicke auf den Dom möglich wären, wenn keine Hochhäuser im Weg stünden. Sie setzte den Dom auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes, was zu noch heftigeren Diskussionen führte. Während die Realisierung des KölnTriangle nicht mehr verhindert werden konnte, wurde das Hochhauskonzept für das Deutzer Rheinufer revidiert, was einen weiteren Bau von Helmut Jahn in Köln verhinderte.