Rund um die Uhr Licht im TunnelAlles neu unter dem Kölner Appellhofplatz
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Am Kölner Appellhofplatz lassen die Kölner Verkehrs-Betriebe keinen Stein auf dem anderen: Weichen, Gleise und Schallschutz werden aufwendig erneuert.
Wir haben uns vor Ort ein Bild gemacht – und erklären, wie sich die Arbeiten auf den Kölner Bahnverkehr auswirken.
Köln – Dort, wo sonst täglich die Fahrgäste zu den Linien 3, 4, 16 und 18 strömen, steht ein Bauzaun. Durchgang verboten. Der Weg zum Gleis an der Haltestelle Appellhofplatz ist zusätzlich mit einer Wand aus Spanplatten verrammelt. Aber es gibt dort eine Tür, die sich öffnet: Gemeinsam mit Gleisbaumeister Alexander Kreuzer kann die Rundschau einen Blick in die Großbaustelle der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) werfen.
Es zieht. Das liegt an der Entstaubungsanlage, die zwischen Neumarkt und Appellhofplatz im U-Bahn-Schacht platziert ist und die Luft ansaugt. Die Maschine sorgt dafür, dass die Bauarbeiter nicht in den Staubwolken stehen bleiben, die sich beim Baggern bilden. Mitten am Tag – und der Bahnsteig ist leer. Hellgrüne Plastikfolie verhüllt die Infokästen am Rand, die Werbetafeln und den Fahrkartenautomaten.
Linien 3, 4, 16 und 18 fahren auf Umleitungen
„In der Nacht zum Montag wurde hier alles abgeklebt“, erklärt KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Durch die Tüte rund um die Anzeigentafel schimmern noch Datum und Uhrzeit durch. Züge werden hier bis zum Ende der Herbstferien nicht mehr angekündigt. Die Linien 3, 4, 16 und 18 fahren auf Umleitungen, während die KVB am Appellhofplatz und an der Poststraße in zwei Wochen Weichen, Gleiskreuzungen und den Schallschutz zu erneuern.
Anstelle der Stadtbahnen hält Bauzug „Colonia“ am Appellhofplatz. Er schafft neues Material ran und bringt altes zum mehr als einen Kilometer entfernten Barbarossaplatz, wo alles gelagert wird. „Wir haben einen sehr engen Zeitplan“, sagt Alexander Kreuzer, Gleisbaumeister und stellvertretender Projektleiter. Zumal erst noch der Köln-Marathon am Sonntag abgewartet werden musste. Um 20 Uhr ging es los mit der „Umsetzung der Einleitung der Trennung“.
Maßanfertigung kam per Schwertransport
Die Weiche, die am Appellhofplatz eingebaut wird, kam letzte Woche per Schwertransport – eine Maßanfertigung. „So etwas gibt es nicht von der Stange“, erklärt Alexander Kreuzer. Die alte Weiche war nach etwa zwei Jahrzehnten verschlissen. Damit war klar, dass eine größere Baumaßnahme ansteht und zwar am Besten, bevor die Weiche bricht und im Betrieb Chaos auslöst: „Vorausschauendes Bauen“ heißt das bei den KVB.
Schotter an den Gleisen wird schon seit Juli abgetragenWenn die Linien sowieso getrennt werden müssen, kann man auch gleich alles auf einmal erledigen: „Sonst erneuern wir im laufenden Betrieb nur kleinere Stücke“, sagt KVB-Sprecher Anemüller. Jetzt geht es um 500 Meter Gleise am Appellhofplatz und 450 Meter an der Poststraße mit Kosten von insgesamt zweieinhalb Millionen Euro.
Geteilte Strecke
Am Appellhofplatz teilt sich die Strecke – der linke Tunnel zweigt zum Friesenplatz ab, der rechte zum Dom/ Hauptbahnhof. Gerade wird links gearbeitet. Der sonst düstere Tunnel ist hell erleuchtet. 18 Meter lange Schienen samt Schwellen werden kurz auf dem benachbarten Gleisjoch abgelegt, damit der Schotter neu hergerichtet werden kann – Arbeit auf engem Raum. Ein gelber Bagger trägt die Steine Schaufel für Schaufel ab, ein gutes Dutzend Bauarbeiter ist an dieser Stelle im Einsatz.
Der Schotter, der oberhalb der Schienen lag, wurde schon seit Juli weggebracht. „Deswegen waren die Bahnen hier in der letzten Zeit langsamer unterwegs“, erklärt Alexander Kreuzer. Gearbeitet wurde immer nur nachts, in der nicht einmal dreistündigen Betriebspause. Jetzt läuft ein Drei-Schicht-Betrieb, mit 30 Leuten pro Schicht, rund um die Uhr. „Wir liegen bis auf die Stunde genau in der Zeit“, sagt der KVB-Sprecher.
„Bügelfahrt“ als letzter Test in der Nacht
Länger als eineinhalb Jahre ist geplant worden, die Logistik wurde ausgeklügelt, Material bestellt. Sogar für Pannen ist vorgesorgt: Bauzug „Colonia“ könnte durch „Claudia“ oder „Agrippina“ ausgetauscht werden, die mit Ersatzbaggern auf dem Bauhof stehen. „Das Wetter ist hier unten sowieso kein Thema“, erklärt Stephan Anemüller. Bis zum Wochenende soll am Appellhof alles fertig sein, dann zieht der Tross zur Poststraße. Gleichzeitig bauen ging nicht, weil die Schienen an der Poststraße gebraucht werden, um den Appellhofplatz anzufahren.
Ganz zum Schluss, in der Nacht auf Montag, 28. Oktober, wird die Steuerung der Weichen und Signale getestet. Gleisbau ist Millimeterarbeit: Die allererste Fahrt heißt „Bügelfahrt“ – ohne Fahrgäste, aber mit der Baustellenleitung. Sie prüft, ob der „normale Fahrkomfort“ gegeben ist, oder ob es irgendwo ruckelt. Anschließend sollen die Umleitungen für die KVB-Kunden ein Ende haben und der Montagmorgen-Betrieb planmäßig starten. Alexander Kreuzer ist sicher: „Wer zwei Wochen im Urlaub war, der merkt nichts.“