Köln – 600 Jahre Bildung stiften: Ein Vermögen steckt(e) der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (KGS) in die Förderung zahlreicher Stipendiatinnen und Stipendiaten. Ziel ist es seit 600 Jahren bis heute, die Bildungswege junger Menschen zu fördern, schulisches Fortkommen und Studium zu unterstützen.
Bewegte Geschichte
Die älteste Stiftung unter dem Dach des KGS wurde 1422 gegründet. Weitere folgten, bis Napoleon das Rheinland eroberte und im Zuge der Napoleonischen Kriege (1792–1815) die französischen Herrscher die alte Kölner Universität und traditionsreiche Gymnasien auflösten. Anno 1800 wurde die Rechtsperson des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds gegründet. Neben dem Vermögen traditionsreicher Einrichtungen wie dem Schulvermögen der alten Kölner Universität (1388-1798) und den dazugehörenden Gymnasien erbte der KGS Anfang des 19. Jahrhunderts die 165 Bildungsstiftungen und bedeutende Sammlungen, ein Schatz: Dazu gehörten die Grafische Sammlung, die alte Gymnasialbibliothek mit rund 40 000 historischen Büchern und Handschriften, Gemälde und Anschauungsobjekte für Studien aus der Physikalischen Sammlung.
„Es ist eine wechselvolle Geschichte voller Begehrlichkeiten auf das Vermögen und auch auf das kulturelle Erbe, das die ehemaligen Kölner Jesuiten dem Stiftungsfonds hinterlassen haben“, betont der KGS. Mit Stolz blicke er auf ein stetiges Wachstum mit mittlerweile 304 einzelnen Stiftungen privater Herkunft.
Das ehemalige Kölner Jesuitenkolleg Tricoronatum in der Marzellenstraße zählte bis zur Aufhebung des Ordens 1773 zu den bedeutendsten Studieneinrichtungen mit internationaler Ausstrahlung, die bis nach China reichte. Die oberen Klassen bildeten die Fakultät der freien Künste, die „artes liberales“ der alten Kölner Universität. Ein Kernstück: die Bibliothek, ein Schatzhaus mit Tausenden von Bänden. Die Sammlungen kamen nach Schließung des Kollegs im 19. Jahrhundert in den Besitz des KGS, wurden 1920 der Uni- und Stadtbibliothek als Dauerleihgabe übertragen.
Fördervolumen
Heute vergibt der KGS jährlich rund 1200 Stipendien an Schülerinnen, Schüler und Studierende. Das entspricht einem jährlichen Fördervolumen von 2,5 Millionen Euro. Das historisch gewachsene Stiftungsvermögen des KGS umfasst landwirtschaftlichen Grundbesitz, Immobilien sowie Finanzanlagen in Höhe von aktuell 299 Millionen Euro.
Zunehmende Herausforderungen durch Corona, Inflation und Ukrainekrieg würden angepasste Strategien erfordern, um das Stiftungsvermögen weiter zu vermehren und die Erträge für die Bildungsförderung zu generieren, erklärt Sabine Junker, verantwortlich für die Stiftungskommunikation, mit Blick in die Zukunft.
Bildungsförderung
Die Stiftungen unter dem KGS-Dach fördern vor allem junge Menschen, sind offen für alle (unter bestimmten Voraussetzungen) . Die Studienförderung wirke einer wachsenden sozialen Ungleichheit entgegen, so der KGS. Dazu vergibt der Fonds Stipendien je nach Bedürftigkeit und ohne, dass das Geld zurückgezahlt werden muss. „Es ist uns wichtig, junge Menschen auf ihrem individuellen Bildungsweg zu begleiten. Explizit auch jene, die sonst eher durch die Förderraster fallen“, sagt Andreas Buschmann, Leiter des Bereichs Bildungsförderung. Unterstützt werden auch Forschungsprojekte, besondere Studienleistungen werden ausgezeichnet. Die jungen Menschen sollen nicht zuletzt auch Erfahrungen im Ausland sammeln, sich aufs Studium konzentrieren, ohne Sorgen um die Kosten.
Zum Angebot gehören darüber hinaus unter anderem Bewerbungstrainings, Konfliktmanagement, Rhetorik, Integrationsprogramme zum Abbau von Vorurteilen in Bezug auf religiöse Differenzen oder das Projekt „Prompt!“ zur Sprachförderung von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen in der Region.
Schulförderung
Ein Schwerpunkt seit 2007 ist das Förderprogramm „Einsteigen – Aufsteigen“ für Kinder und Jugendliche, um schulische Leistungen zu verbessern. Seit über 40 Jahren gibt es bereits das Programm Betrieb und Schule, bei dem Jugendliche und junge Erwachsene ohne Schulabschluss Hilfen für den Einstieg in eine Berufsausbildung erlangen. Als Schulförderung geht ein Teil direkt an das Land NRW und an Kölner Gymnasien, vor allem die dem KGS historisch verbundenen Gymnasien Apostel- und Dreikönigsgymnasium.
Jubiläumsprogramm
Am 2. September 2022 dreht sich die Jubiläumsfeier rund um die Geschichte des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds, diskutiert wird auch über die Zukunft von Stiftungen.
Buch-Ausstellung
Am 2. September startet darüber hinaus eine Jubiläums-Ausstellung in der Kunststation St. Peter, Leonhard-Tietz-Straße 6, unter dem Titel „Wegweiser oder die Macht der Mehrdeutigkeit“. Sie ist bis 2. Oktober zu sehen und präsentiert Buchschätze aus dem Jesuitenkolleg, ein Kooperationsprojekt mit der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.