Der Konvoi aus unzähligen Betonmischfahrzeugen erinnert an die Schreckenstage nach dem Archiveinsturz. Doch dieses Mal ist der Grund für die Großbetonage ein positiver.
Kölner ArchiveinsturzstelleErste Sanierungsstufe am Waidmarkt startet – 1400 Kubikmeter Beton geliefert
Betonfahrzeuge, die hereinkommen wie in einen Taubenschlag: Bei dem ein oder anderen Anwohner des Waidmarktes dürfte dieses Bild unschöne Erinnerungen geweckt haben. An das Jahr 2009, als in den Tagen nach dem Archiveinsturz eine Armada von Lkw in hektischer Eile rund 2000 Kubikmeter Beton anlieferten, um die Einsturzstelle zu stabilisieren. Die Menge an Beton, die nun in den Waidmarkt gegossen wurde, kommt zwar mit rund 1400 Kubik an die damalige heran. Allerdings ist der Grund für die Groß-Betonage ein weitaus positiverer als einst. Ging es damals um Rettung in Not, so geht es nun um den Start der Sanierung. Der Beton ist endlich der erste Schritt zu Fertigstellung des sogenannten Gleiswechselbauwerks unter dem Waidmarkt. Eigentlich sollte die Groß-Betonage schon am 15. November stattgefunden haben. Doch sie musste verschoben werden. Die Baugrube in rund 20 Metern Tiefe war noch nicht ausreichend vorbereitet worden auf den Beton.
Was geschieht unter dem Waidmarkt?
Ein Gleiswechselbauwerk soll unter dem Waidmarkt entstehen. Wie der Name des Bauwerks es schon verrät, sollen in diesem unterirdischen Gebäude die Stadtbahnen der Nord-Süd Linie auf ein anderes Gleis wechseln können, beispielsweise wenn sie wegen eines Schadens nicht mehr weiterfahren und den Weg frei machen sollen. Das Bauwerk besteht aus drei Ebenen. In der untersten sollen die Gleise verlaufen, in der mittleren wird die technische Anlage platziert, die obere dient der Beschwerung.
Denn das Bauwerk unweit des Rheins steht im Grundwasser. Ist es zu leicht, könnte es dadurch nach oben „geschwemmt“ werden. Darum braucht es im Grunde nun auch den Beton. Denn unter anderem müssen die Zwischendecken erneuert werden. Würden die alten Zwischendecken einfach herausgenommen, könnte das Grundwasser den Baukörper nach oben oder zusammendrücken.
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Wie verlief der erste Sanierungsschritt?
„Bis jetzt verläuft alles nach Plan“, vermeldet eine Sprecherin der Kölner Verkehrs-Betriebe am späten Nachmittag des Dienstags. Der Plan sieht vor, dass innerhalb von rund 17 Stunden an die 170 Betonmischfahrzeuge aus drei Betonwerken im Umland den Waidmarkt aus zwei Himmelsrichtungen ansteuern. Sie beschicken zwei Betonpumpen auf dem Baugelände stetig mit Beton, damit diese ohne Unterbrechung 1400 Kubikmeter der grauen Masse in die unterste Ebene des Bauwerks verbringen können. Der Beton wird auf ein Kiesbett geschüttet, das im Vorfeld so eingebracht wurde, dass ein ebener Untergrund entsteht. Dieser Arbeitsschritt wurde von Tauchern vorbereitet, weil das Grundwasser seit dem Archiveinsturz in das Bauwerk eingedrungen ist.
Doch eben diese Arbeiten wurden nicht wie vorgesehen fertig. Nun aber rollten die Betonmischfahrzeuge. Zwei Drittel der rund 170 Lkw kamen von Süden über die Severinstraße an, das restliche Drittel vom Norden über die Bäche. Vorgesehen war ein Ende der Maßnahme für 4 Uhr am Mittwochabend. Zumindest bis Dienstagabend stand diesem Zeitplan nichts im Wege. Auf der Großbaustelle nahm ein Heer von Koordinatoren und Ingenieuren der mit der Sanierung beauftragten Baufirmen die Betonmischfahrzeuge in Empfang und lotsten sie an die beiden Pumpen.
Wie geht die Sanierung danach weiter?
In einem zweiten Sanierungsschritt sollte auch die Zwischenebene des Gleiswechselbauwerks mit Beton verfüllt werden. Ursprünglich war vorgesehen, dass dies noch vor Weihnachten geschieht. Doch durch die Verzögerung beim ersten Schritt ist dieses Zeitfenster nicht mehr zu halten. „Wir müssen die zweite Groß-Betonage in das kommende Jahr verschieben, sagt eine Sprecherin der KVB. Danach wird auch die oberste Ebene verfüllt, Dann kann von oben nach unten der Ausbau der alten und der Einbau der neuen Zwischendecken erfolgen.