Köln – Zum Start ins Sommersemester mit mehr Präsenz spricht Martina Windrath mit Uni-Rektor Prof. Axel Freimuth über Herausforderungen durch die Pandemie und Ziele wie die anstehende neue Runde im Exzellenzwettbewerb der Unis.
Nach zwei Jahren vor allem virtueller Lehre und hybriden Misch-Angeboten kommt nun wieder mehr Leben auf den Campus. Sind Sie erleichtert - oder besorgt?
Prof. Freimuth: Beides. Wir hatten von Anfang an geplant, dass es diesen Sommer wieder mehr Präsenz geben muss, man kann nicht eine ganze Studierenden-Generation vor allem im Fernstudium ausbilden. Wir haben darauf gebaut, dass die Infektionszahlen abnehmen, zumindest scheint der Trend dahin zu gehen. Wir hätten es aber jetzt gern mit mehr Vorsicht gemacht. Die Maske ist der wichtigste Schutz, wir haben riesige Vorlesungen mit 500, 600 Leuten, und die Dozierenden stehen vorne ohne Maske.
Rektor Prof. Axel Freimuth (64) war 1999 bis 2000 Geschäftsführender Direktor des II. Physikalischen Instituts der Universität zu Köln, 2002 bis 2005 Dekan der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät und 2008 bis 2010 Vorsitzender der NRW-Landesrektorenkonferenz. Er ist (seit 2005) Uni-Rektor und außerdem Mitglied des Aufsichtsrats des Uni-Klinikums. (MW)
Man kann davon ausgehen, dass statistisch 20 bis 30 Infizierte unter den Studierenden sind. Wir halten es daher für wichtig, dass alle im Laufe des Semesters weiterhin Maske tragen, zum gegenseitigen Schutz. Daher haben wir uns bis auf weiteres für die Maskenpflicht in unseren Innenräumen entschieden. Für Studierende, die erkranken, sollen vor allem große Vorlesungen zusätzlich im Digitalbetrieb zugänglich sein. Hoffentlich kommt es nicht zu größeren Ausfällen wegen steigender Infektionszahlen.
Was haben Sie aus Pandemiezeiten mitgenommen?
Flächendeckend virtuelle und hybride Formate kamen während der Pandemie hinzu, zum Beispiel wurden Vorlesungen als Videos aufgezeichnet oder gestreamt. Wir möchten so viel wie möglich digitale Elemente flankierend verankern und künftig mehr digitale Arbeitsplätze einrichten. Viele Dozierende setzen zum Beispiel gern Vorlesungen im Internet ein und erreichen damit auch international Aufmerksamkeit. Ziel ist dabei auch, noch stärker individualisierte Studienverläufe zu ermöglichen, je nach Wunsch mit mehr oder weniger Präsenz.
Das ist eine der Herausforderungen. Im Moment wird auch viel gebaut...
Das Wiso-Gebäude ist jetzt komplett leer für die laufende Sanierung, wir haben dafür 26 000 Quadratmeter Ersatzfläche angemietet in Gebäuden in der Sibylle-Hartman-Straße, neben der Wiso-Fakultät ist ein Teil der rechtswissenschaftlichen Fakultät dort eingezogen. Ernst wird es auch mit der Erneuerung der Chemischen Institute, das Laborgebäude der Physik ist fast fertig, die alte Physik an der Zülpicher Straße muss ebenfalls dringend saniert werden, die Geowissenschaften bekommen ein neues Gebäude. Diese Projekte laufen.
Planen Sie neue Fachbereiche?
Aufgebaut haben wir den Fachbereich Informatik aus eigener Kraft mit erstmal zwölf Professuren, damit wollen wir uns anwendungsbezogen ausrichten und die Forschungsschwerpunkte der Uni Köln verstärken. Daneben ist die UzK weiter in der Schwerpunktbildung aktiv mit Blick auf die Exzellenz-Initiative. Wir haben ja schon vier Exzellenzcluster, weitere Themen mit exzellenter Forschung sind beispielsweise die Onkologie, die Geowissenschaften und die Sprachwissenschaften.
Gerade konnten wir Fördergelder für ein Netzwerk in der Krebsforschung beim Land NRW einwerben, ein weiteres in den Neurowissenschaften mit der Uni Bonn. Wir vernetzen uns noch weiter, zum Beispiel in der Meteorologie und der Astrophysik und bauen bereits vorhandene Profile aus. Ich hoffe, dass wir mit diesen Themen auch bei der Exzellenzinitiative punkten können. Die Uni hat sich trotz Corona gut weiterentwickelt. Wir haben zum Beispiel mittlerweile allein 16 Sonderforschungsbereiche, so viele wie nie zuvor. Was die Ukraine betrifft, sind es dagegen gerade sehr schwere Zeiten. Wir unterstützen Forscher und Studierende, wo wir können, und haben unter anderem gerade eine Spendenaktion mit unserer Universitätsstiftung gestartet.
Den Exzellenztitel hat die Uni 2019 verloren, wann geht es in die nächste Runde, an der sich die Uni wieder beteiligen will...
Ende des Jahres fangen die Interessensbekundungen für die Cluster an, danach folgt der Wettbewerb für die gesamte Uni.Über die Klinikverbund-Pläne haben wir noch gar nicht gesprochen...Dazu kann ich nur sagen: Ich verstehe einfach nicht, wieso das nicht endlich in die Gänge kommt, gerade jetzt, wo man Gefahr läuft, dass hervorragende Leute an städtischen Kliniken gehen. Darüber bin ich fassungslos.