Im Vorfeld hatte es heftige Kritik am Aufruf des Bündnisses gegeben. Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden, hatte seine Teilnahme abgesagt.
Mehrere hundert TeilnehmerZart glimmende Friedenslichter bei Kundgebung von „Arsch huh“

Give peace a chance: Die „Arsch huh“-Band unter anderem mit Arno Steffen und Hannes Schöner (M. v.l.) spielten auf der Demo.
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Die, die bis zum Schluss bleiben, lasen zumindest ein kleines Lichtermeer am Aachener Weiher erstrahlen. Auf der Bühne steht die „Arsch huh“-Band und singt den für die Kundgebung titelgebenden John-Lennon-Song „Give Peace a Chance“. 1969 protestierten John Lennon und Yoko Ono damit gegen den Vietnam-Krieg. Über 50 Jahre später ist der Krieg in Nahost der Grund, warum das Musikerbündnis zur Kundgebung aufrief.
Die Kundgebung von „Arsch huh“ hatte im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt. Kritik äußerte unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland. Dessen Vizepräsident Abraham Lehrer, gleichzeitig Vorsitzender der Kölner Synagogengemeinde, sagte seine Einladung als Redner ab. „Es sei nicht an der Zeit, auf jeder Ebene eine ausgleichende Veranstaltung zu erzwingen“, sagte Lehrer. Er sah in der Ankündigung unter anderem den Terrorangriff der Hamas auf Israel mit dem Verteidigungskrieg Israels gleichgesetzt.

Als Sticker trug Aiman Mazyek das umstrittene Logo der Kundgebung, das die palästinensische Flagge mit dem Friedenszeichen kombiniert.
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Der ehemalige Bundesinnenminister (FDP) Gerhart Baum, der am Sonntag bei der Kundgebung sprach, kritisierte den Aufruf erneut. Er setze Angreifer und Opfer auf eine gleiche Stufe. „Es geht nicht, die israelischen Soldaten, die ihr Land verteidigen, mit einer terroristischen Verbrecherbande gleichzusetzen.“ Baum kam dennoch. Die Veranstaltung sei wichtig, um Antisemitismus gemeinsam die Stirn zu bieten. Die Demokratie werden von verschiedenen Seiten bedroht, hatte der Liberale der Rundschau gesagt. Es sei Zeit, gemeinsam die Grundwerte der Gesellschaft zu verteidigen.
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Zu den Rednern gehörte auch Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime. Seine Teilnahme sorgte im Vorfeld für Kritik. Abraham Lehrer begründete seine Absage auch mit einer „schwierigen Rednerliste“. „Antisemitismus ist ein Sünde, und wir werden nicht tolerieren, dass Judenhass in unseren Straßen ausgeübt wird“, sagte Mazyek und erntet damit Applaus. „Tiefe Trauer und Entsetzen erfasst uns, wenn wir die viele getöteten Israelis und Palästinenser, insbesondere die Kinder, erblicken. Weder ein palästinensisches noch ein israelisches Kind ist heiliger. Jedes tote Kind ist eines zu viel.“ Mayzek spricht von „über tausend israelischen Toten und 15 000 toten Palästinensern“. Kritik hatte es eben an diesen Vergleichen, an der Gegenüberstellung von Opfern und an der Übernahme von Zahlen aus fraglichen Quellen gegeben.

Bedauerte die Absage von Abraham Lehrer: Gerhart Baum.
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Baum zeigte sich entsetzt über die Entwicklungen in Deutschland und in Köln. „Ich habe noch nie in meinem Leben eine solche Woge von Hass, Aggression und Gewalt gegen unsere jüdischen Mitbürger erlebt, wie wir das jetzt erfahren“, sagte der 91-Jährige. „Die jüdischen Mitbürger müssen in unserem Land sicher leben können.“
Musikalische Botschaften der Initatoren
Dass der schon lange übliche Polizeischutz vor der Kölner Synagoge nötig ist, sei „eine Schande für unser Land“. Antisemitismus und Rassismus dürfe nie wieder zu einer Art Normalität werden im Land des Holocausts. Baum erinnerte daran, dass die älteste Synagoge Deutschlands im 5. Jahrhundert in Köln errichtet wurde. „Die jüdischen Mitbürger gehören zu uns.“
Die Initiatoren von Arsch huh beschränkten sich am Sonntag weitestgehend auf musikalische Botschaften. Stephan Brings äußert sein Bedauern, aber auch sein Verständnis für die Absage Abraham Lehrers. „Wir hoffen, dass die Gespräche und der freundschaftliche Austausch weitergehen werden.“ Die Band Erdmöbel sang von der „Hoffnungsmaschine“, Miljö sprachen sich mit „Mol di Veedel“ bunt für Vielfalt und Toleranz aus, Brings spielte „Liebe gewinnt“. Sänger Peter Brings fehlte aufgrund seiner Stimmbandprobleme. Andere Mitglieder der „Arsch huh“-Familie wie die Bläck Fööss,Tommy Engel, Kasalla, die Höhner oder BAP-Chef Wolfgang Niedecken hatten im Vorfeld ihre Teilnahmee aufgrund terminlicher Probleme abgesagt.