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Zehn Jahre nach Sieger-EntwurfTermin für Anbau ans Wallraf-Richartz-Museum steht

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So soll der Erweiterungsbau des Kölner Wallraf-Richartz-Museums aussehen. (Visualisierung)

Der Erweiterungsbau für das Wallraf-Richartz-Museum nach den Entwürfen des Basler Architektenbüros Christ & Gantenbein. (Visualisierung: Bildbau GmbH/Stadt Köln)

Damit würde ein Projekt in die Realisierung gehen, für das bereits vor zehn Jahren ein Architektenwettbewerb stattfand. Ein Rückblick auf die Ereignisse.

Es gibt Termine, auf die muss man eine halbe Ewigkeit warten – und kann es dann kaum glauben, wenn es wirklich so weit sein soll. So auch bei dem geplanten Anbau am Kölner Wallraf-Richartz-Museum. Nach über einem Jahrzehnt voller Projektverzögerungen fiel es immer schwerer, noch an einen Baustart zu glauben. Doch nach Informationen der Rundschau soll Ende März/Anfang April 2024 der Spatenstich für den Wallraf-Richartz-Anbau erfolgen. Das hat dem Vernehmen nach der Stifterrat in einer Sitzung am Mittwochnachmittag entschieden. Damit würde ein Projekt in die Realisierung gehen, für das bereits vor zehn Jahren ein Architektenwettbewerb stattfand.

Ein Bauprojekt auf tönernen Füßen

Auf welch tönernen Füßen der Anbau in den vergangenen zehn Jahren stand, lässt sich vor allem daran ermessen, dass bei den Erben des Kunstsammlers Gérard J. Corboud schon des Öfteren laut darüber nachgedacht wurde, die „ewige“ Leihgabe wieder zurückzuziehen. Bei ihr handelt es sich vor allem um markante Werke des Impressionismus, die der Schweizer Unternehmer Corboud sein Leben lang angekauft hat. 170 dieser Werke übergab er Köln, der Heimatstadt seiner Frau Marisol, in der beide viele Jahre lebten. Doch die Leihgabe war mit einer klaren Forderung verbunden: Die Kunstwerke müssen im Wallraf-Richartz-Museum gebührend präsentiert werden. Weil das in dem Bestandsgebäude nur vereinzelt möglich ist, war schnell klar, dafür braucht es einen Anbau, soll das Gros der Leihgabe nicht immer wieder Dunkel des Archivs abtauchen.

In den Mühlen der Bürokratie

Doch das Projekt blieb in den Mühlen der Bürokratie stecken. Zwar war das Gelände für den Anbau schnell gefunden, neben der westlichen Häuserfront des Museums, doch selbst nach einem Architektenwettbewerb mit finalem Siegerentwurf kamen die Arbeiten für den Anbau nicht in Tritt. Ein Streitpunkt dabei steht symptomatisch für den ganzen Verlauf. Der Architektenwettbewerb war zwar schon durchgeführt, aber der Baugrund noch gar nicht sondiert. Dabei war absehbar, dass beim Buddeln in der Altstadt, in Nachbarschaft zum Alter Markt, so manche Überraschung im Untergrund lauern kann. Zumal auf dem Baufeld auch mal ein Kaufhaus stand, mit unterirdischen Lagerräumen. Doch statt zu sondieren, wurde die Brache über Jahre zwischengenutzt. Unter anderem die Kölner Verkehrs-Betriebe stellten dort Baustellenfahrzeuge und Material ab. Offen kritisierte diese Zustände immer wieder der Vorsitzende des Stifterrats des Kölner Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Peter Jungen. Es kam über Jahre zu einem Tauziehen zwischen Stifterrat und Stadtverwaltung. Jungen forderte vehement, ein Projektmanagement für die Realisierung des Anbaus einzusetzen.

Hohlräume im Untergrund entdeckt

2022 – neun Jahre nach dem Architektenwettbewerb – wurde dann endlich eine Baugrundsondierung durchgeführt. Und es kam, wie es kommen musste: Es wurden Hohlräume entdeckt, die das ganze Projekt ins Wanken brachten. So konnten unter anderem die Fundamente nicht mehr nach Belieben gesetzt werden. Jungen sah das Projekt ernsthaft in Gefahr, ein mögliches Eröffnungsdatum in immer weitere Ferne rücken. Nochmals verlieh er seiner Forderung nach einem Projektmanagement Nachdruck.

Projektmanager brachte die Wende

Dieser Forderung wurde dann auch nachgegeben. Im November 2022 gab die Stadtverwaltung bekannt, sie mache sich nun auf die Suche nach einem geeigneten Projektmanager. Im April 2023 war er gefunden: Professor Marc Volm nahm die Fäden des Bauprojektes in seine Hände. Der Vorsitzende des Stifterrates atmete auf: „Wir hätten viel Zeit einsparen können, hätte die Stadt diesen Schritt schon vor zehn Jahren unternommen“, sagte Jungen.

Eine Zäsur für das Projekt

Nun ist auch ein Aufatmen aus der Stifter-Familie zu vernehmen. Dort soll der Termin für den Spatenstich mit den Worten bedacht worden sein, das markiere eine Zäsur bei dem Projekt. Jetzt weiß aber, wer Kölner Bauprojekte verfolgt, dass ein Spatenstich noch gar nichts über das Bauende aussagt. Offizielle Aussagen über einen Eröffnungstermin gibt es auch nicht – zumal der Bau ja auch begleitet wird von der Sanierung des Haupthauses, das über eine Brücke den Anbau erschließen soll. Jungen rechnet mit einer Eröffnung nicht vor 2028.