Der Kölner Bezirk Innenstadt soll neu geordnet werden, schon in fünf Wochen muss die Neueinteilung beschlossen sein.
Dem stehen allerdings noch einige Hürden im Weg.
Köln – Seinen Namen hat der Schillplatz in Nippes erst 2019 offiziell erhalten, obwohl die Menschen ihn schon seit Jahrzehnten so nennen. Auch die seit langem etablierte Bezeichnung „Niehler Ei“ für den Kreisel an der Industriestraße/Bremerhavener Straße bekam voriges Jahr den amtlichen Segen. Jetzt muss sich die Stadtverwaltung mit einer viel umfangreicheren Benennungsthematik auseinandersetzen.
Passend zum Sessionsmotto „Et Hätz schleiht em Veedel“ soll der linksrheinische Teil des Bezirks Innenstadt nicht mehr in schnödem Amtsdeutsch als Altstadt Nord, Altstadt Süd, Neustadt Nord, Neustadt Süd und Deutz tituliert werden. Stattdessen sollen die Veedel künftig auch offiziell so heißen, wie sie im Sprachgebrauch genannt werden. Also zum Beispiel Agnesviertel, Belgisches Viertel oder Severinsviertel.
Neueinteilung muss in fünf Wochen beschlossen sein
So hat es die FDP seit 2009 immer wieder gefordert, und so haben es CDU, Grüne, FDP und Gut am 12. Dezember 2019 im Stadtrat beschlossen. Unter dem Titel „Aufwertung der Veedel im Stadtbezirk Innenstadt zu Stadtteilen“ bekam die Verwaltung den Auftrag, bis Ostern ein Konzept zur Neuaufteilung der Innenstadt zu erarbeiten und darzulegen, welcher personelle und finanzielle Aufwand damit verbunden ist. Weit gekommen ist man bei der Stadt damit noch nicht.
Kaum hatte sich nach den Weihnachtsbetriebsferien Anfang Januar die federführende Arbeitsgruppe im Amt für Stadtentwicklung und Statistik mit dem Veedelsthema befasst, flatterte die vom NRW-Verfassungsgericht verordnete Neueinteilung der Wahlbezirke zur Kommunalwahl auf den Tisch. Sie muss in knapp fünf Wochen beschlossen sein und bindet genau das Personal, dass sich um die Veedelsnamen kümmern soll.
Allerdings liegt längst ein Vorschlag zur Neueinteilung des Bezirks Innenstadt vor. Die FDP hat ihn 2011 zusammen mit Dr. Michael Euler-Schmidt vom Stadtmuseum und Dr. Marion Grams-Thieme vom Stadtkonservator erarbeitet (siehe Grafik). Berücksichtigt wurden dabei die Grenzen des römischen und mittelalterlichen Kölns und die in der Bevölkerung geläufigen Bezeichnungen. Auch die Einteilung in 21 Anwohnerparkgebiete floss in das Konzept ein. Am Ende kam man linksrheinisch auf 18 Veedel, die die bisherigen vier Viertel ersetzen sollen. Macht unterm Strich 14 zusätzliche Veedel, zusammen mit den derzeit 86 Veedeln hätte Köln dann künftig 100 Stadtteile.
Noch keine Vorstellung vom Aufwand
„Es soll eine Diskussionsgrundlage sein. Wir stellen uns eine Bürgerbeteiligung vor, bei der die Kölner mit darüber entscheiden können, wie die Innenstadtviertel offiziell heißen und zugeschnitten sein sollen“, betont FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. Das Karnevalsmotto belege: „Die Menschen identifizieren sich mit ihrem Veedel, nicht mit trockenen Verwaltungseinheiten.“ Auch der Präsident des Festkomitees, Christoph Kuckelkorn, hatte vorige Woche bei der Prinzenproklamation für die Innenstadtveedel geworben: „Altstadt Nord ist kein Veedel. Das ist ein Verwaltungsbezirk.“
Wie groß der Aufwand für eine Neuordnung wäre, welche Folgen sie für Bürger und Betriebe hätte – dazu hat die Stadtverwaltung bisher noch keine konkrete Vorstellung. „Wir stehen ganz am Anfang, und der Neuzuschnitt der Wahlbezirke hat derzeit Priorität“, sagte eine Stadtsprecherin der Rundschau. Klar sei bisher nur: Bei einem Neuzuschnitt müssten das amtliche Straßenverzeichnis und sämtliche Stadtkarten geändert werden. „Das geht nicht mal eben auf Knopfdruck, da müsste vieles händisch erfolgen – mit enormem Aufwand“, so die Sprecherin. Die Stadt müsse ihren Verkehrskalender umstellen, Hersteller von Navigationsgeräten ihre Software überarbeiten. Zudem seien viele Statistiken der Stadt nach einer Neuordnung nicht mehr vergleichbar. Eventuell müssten auch Einsatzpläne geändert werden. „Derzeit ist nicht absehbar, was noch alles an dieser Frage hängen könnte.“