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Wat wor dat fröher schönHans Süper feiert seltenen Auftritt bei der KG Rocholomäus

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So macht Karneval Spaß: Hans Süper bei einem seltenen Gastspiel.

  1. Zwischen Hans Süper und heutigen Karnevalsbands wie Querbeat liegen Welten.
  2. Seine aktive Zeit auf der Bühne hat er zwar schon längst beendet, doch für die KG Rocholomäus trat er jetzt noch einmal auf.
  3. Zum Abschluss gab es stehende Ovationen für das Lied vom kölsche Jung.

Köln – Zwischen oben und unten liegen Welten, die sich wohl nie mehr berühren werden. Oben, im großen Saal des Gürzenich, rasten mehr als 1000 Frauen bei der Mädchensitzung der Großen Kölner aus, weil die lautstarke Kombo Querbeat gerade „Nie mehr Fastelovend“ aufführt. 13 Musiker, großes Tamtam. Unten, im kleinen Marsiliussaal, sitzen knapp 100 Herren beim Mützenappell der KG Rocholomäus, einer internen Veranstaltung, und blicken versonnen zur Bühne. Denn dort sitzt einsam ein Mann, spricht tiefstes Kölsch und singt: Hans Süper.

Im schlabberigen Karo-Sakko zupft er unentwegt auf seiner Flitsch. Egal, ob er gerade redet oder singt. Er zupft. Und er nimmt sich selbst nicht zu ernst. „Karneval mache ich nicht mehr. Das ist mir zu laut geworden. Ich mache Musik mit der Hand, mit Jeföhl und vill Verstand“, sagt er, während seine Finger über die Saiten hüpfen. Seitdem er mit Hans Zimmermann als „Colonia Duett“ die Säle erobert hat, ist er eine Karnevals-Legende, 83 Jahre alt und urkölsch.

Süper spricht nicht von „Auftritt“, sondern von „Gefallen“

Im Karneval erleben Nostalgiesitzungen seit einigen Jahren ungeheuren Zuspruch, dabei geht es nicht nur um leisere Töne und kölsche Sprache, denn die kann jeder lernen. Es geht um eine fast verlorene Lebensart, um kölsche Originale, so wie es Hans Süper ist. „Richtig aal kölsche Leedche jitt et jo nit mih“, meint Süper und zupft zum Beweis ein altes Stück der „Vier Botze“, zu denen einst sein Vater gehörte. Dann singt er : „Kölsche Mädcher, die sin lustig, han im Hätze sunnesching“. Mal musiziert er, mal schwelgt er in Erinnerungen und stellt immer wieder fest: „Et wor schon ene schön Zigg“. So ist das an diesem Abend – unten im Gürzenich.

Dass Hans Süper überhaupt mal wieder auftritt, hat nichts mit einem Comeback zu tun. Süper vermeidet sogar den Begriff „Auftritt“, er spricht von einem „Gefallen“. Man kennt sich, man hilft sich. In der KG Rocholomäus, entstanden aus den Pfarrgemeinden St. Rochus (Bickendorf) und St. Bartholomäus (Ehrenfeld), feiern unter anderem Bernhard Conin, Chef von Kölnkongress, und Norbert Haumann Karneval. Haumann ist nicht nur Präsident von Rocholomäus, er war auch Sitzungspräsident bei den Altstädtern, einem der Traditionskorps.

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Mit dem Moment, wo Süper zur Mandoline greift, ist es, als habe jemand die Zeit zurückgedreht. „Fastelovend wor toll als Kind. Dat kann ich nit verjesse. Ich ben im Hätze en Kölle jebore“, sagt er. Sicher kann man so viel Lokalkolorit für kitschig halten, aber Süper ist so, das weiß jeder, der ihn jemals auf der Sülzburgstraße gesehen hat, in seinem Veedel.

Ovationen für das Lied vom kölsche Jung

Hans Süper blödelt noch immer rum, so wie früher. Neulich sei es gelungen, die Gletschermumie Ötzi zu reanimieren, sagt er. Ötzi habe gefragt, ob Marie-Luise Nikuta noch immer das Mottolied singt, bemerkt Süper und erntet dankbar die Lacher. Auch die Proklamation des Dreigestirns hat er sich angeschaut und amüsiert sich über Prinz Christian II, der die Jecken in fünf Sprachen begrüßt hat. Verstanden habe er trotzdem nichts. „Ich kann nur Kölsch“, meint Süper. In der heutigen Zeit ist das auch im Karneval fast ein Alleinstellungsmerkmal.

Und dann, während er so zupft, singt Süper die magischen Worte: „Als kleine Jung hat ich mich ens verlaufe “. Kurz darauf singt der ganze Saal den Refrain vom kölsche Jung. Einige Männer haben Tränen in den Augen, denn allen ist bewusst, wie selten diese Momente sind. „Ich werde dieses Erlebnis durch die ganze Session mitnehmen“, sagt kurz darauf Norbert Haumann, der Präsident. Die Männer stehen auf und applaudieren. Und der kölsche Jung verneigt sich. Oben im Gürzenich bekommt das niemand mit. Dort wird der neue Karneval gefeiert.