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Mit Anmeldung und AbstandSo waren die ersten Gottesdienste in Dom und Antoniterkirche

Lesezeit 4 Minuten
Bild Kardinal Woelki entsendet Sternsinger

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki segnet bei dem Gottesdienst im Dom in Köln  die Sternsinger. (archiv)

  1. Die ersten Messen unter Coronavirus-Bedingungen sind erstmal wieder abgehalten worden.
  2. Für die Kommunion hat sich das Domkapitel etwas Besonderes ausgedacht.
  3. Und mit einer weiteren Beschränkung müssen beide Konfessionen zurechtkommen.

Köln – „Gott sei Dank!“, ruft Christine Dreyer, als sie aus der Antoniterkirche kommt. Endlich wieder Gottesdienst. Am 8. März fand der zum letzten Mal vor dem Corona-Lockdown statt. Sie habe in der Zeit viele Gottesdienste im Fernsehen verfolgt, aber eben, wieder mit ihrer evangelischen Gemeinde vereint, seien ihr die Tränen gekommen: „Mir ist das Herz aufgegangen!“Die Antoniterkirche lud am Sonntag als erste und einzige Kirche zum evangelischen Gottesdienst in Köln ein, um 10, um 11 und um 18 Uhr. Jeweils 40 Besucher fanden auf den Stühlen Platz, für 30 davon sollte man sich vorher anmelden. Heidi und Konrad Bielefeld haben das sofort gemacht, als sie von der Möglichkeit erfuhren. „Es ist schön, dass wir unsere vielen Bekannten wiedersehen“, sagt der 87-Jährige. „Wir sitzen sonst nach dem Gottesdienst immer beim Kirchenkaffee zusammen. Das vermisst man einfach.“ Kirchenkaffee muss noch warten, aber auf die erste Predigt von Pfarrer Markus Herzberg können sie sich jetzt freuen.

„Es ist spürbar, wie bedeutsam das physische Miteinander ist“

Zu der Zeit sitzen auch im Dom zum ersten Mal wieder Gläubige bei der gemeinsamen Eucharistie-Feier. „Es ist spürbar, wie bedeutsam das physische Miteinander ist“, sagt Rainer Maria Kardinal Woelki und dankt trotzdem den Gemeindemitgliedern, die über Internet, im Radio und im Fernsehen die Messen im Dom verfolgt haben und noch verfolgen.Dieser Sonntag gilt dem Dom als Testlauf für die Öffnung der Gottesdienste: Mitarbeiter der Verwaltung, Mitglieder der musikalischen Ensembles oder zum Beispiel langgediente Messdiener durften sich für die 122 Plätze anmelden. Sie werden von Domschweizern zu ihren Plätzen geleitet; Desinfektionsmittel steht am Eingang reichlich bereit. Nur jede zweite Reihe wird besetzt, pro Bank nicht mehr als zwei Personen.

Anmeldung hier:

Für den Dom können jeden Mittwoch ab neun Uhr kostenlose Karten für die Gottesdienste der kommenden Woche reserviert werden. Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf 122 begrenzt. Karten unter www.koelner-dom.de/zugangskarten oder telefonisch mittwochs bis freitags von 11 bis 13 Uhr unter der Nummer 0221/17940-222.Die Antoniterkirche bittet um Anmeldung für ihre drei Sonntagsgottesdienste unter gemeindebuero@ev-gemeinde-koeln.de oder 0221/925846-0. Jeweils 30 Anmeldungen nimmt sie entgegen. (sab)

Plexiglasscheiben auf Holzständern für die Kommunion

Am 14. März, erinnert sich Woelki, habe es den letzten offenen Gottesdienst im Dom gegeben. In der Zwischenzeit sei die Botschaft Jesu jedoch auch durch das diakonische Wirken weitergetragen worden: „Viele haben als Corona-Engel gearbeitet.“ Für die Kommunion hat sich das Domkapitel etwas Besonderes ausgedacht: Plexiglasscheiben auf Holzständern, die Priester und Laien vor Tröpfcheninfektion schützen sollen. Drunter her kann die Hostie gereicht werden.Damit sich niemand zu nahe kommt, gehen die Gläubigen im Mittelgang nach vorne und an den Seiten wieder zu ihren Plätzen. Maskenpflicht herrscht nicht. Auch wenn das Domkapitel auf Informationsblättern ausdrücklich empfiehlt, eine zu tragen, setzen sie auf ihren Plätzen alle ab.

Gesungen wird nicht

Das ist in der Antoniterkirche anders. Die evangelische Kirche im Rheinland schreibt ihren Gemeinden unter anderem vor, dass der „Mund-Nasen-Schutz während des Gottesdienstes zu tragen ist“. Mit einer weiteren Beschränkung müssen beide Konfessionen zurechtkommen: Gesungen wird nicht. Zu groß die Gefahr, das Virus in die Luft zu tragen. „Aber lieber Gottesdienst ohne Singen als gar keiner“, sagt Presbyterin Karin-Bettina Encke. Und Musik gibt es ja trotzdem: Im Dom singen Solisten von der Empore, in der Antoniterkirche kommt die Orgelmusik besonders zur Geltung.„Ich bin schon lange nicht mehr so aufgeregt vor Gottesdiensten gewesen wie in dieser Nacht“, erzählt Pfarrer Markus Herzberg seiner Gemeinde: „Es tut gut, wieder hier sein zu dürfen.“ In seiner Predigt zu Jesus’ Ausspruch „Ich bin der Weinstock und ihr die Reben“ nimmt er Bezug auf die aktuelle Situation: Es gehe um Verbundenheit auch mit denen, die „wir nicht treffen und auch – noch schlimmer – nicht berühren dürfen“.Um die Sicherheit der Besucher macht er sich keine Sorgen. Die Stühle stehen mit 1,80 Meter Abstand, Eingang und Ausgang sind getrennt. „Warum sollen wir hier nicht sicher sein?“ fragt er, während er sich an der Tür verabschiedet. Albrecht Schröter ist aus Nippes in die Antoniterkirche gekommen. Er dankt dem Pfarrer für die Predigt: „Das war ein stärkender Gottesdienst.“ BU Bitte Abstand halten: Die Antoniterkirche (oben) lässt 30 angemeldete Besucher ein; für zehn weitere sind auch noch Stühle da. Im Dom wird die Kommunion unter Plexiglas ausgeteilt (links). Am Eingang sorgt Desinfektionsmittel für virenfreie Hände. Fotos: Banneyer/Hohe Domkirche