Corona-SchutzSo arbeitet ein Kölner Impf-Team im Seniorenzentrum
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Köln – Auf der „Colonia“-Etage des Seniorenzentrums am Vorgebirgspark geht es hektisch zu. Drei Ärzte in Schutzkleidung, mit Gummihandschuhen und FFP2-Maske, eine Assistentin und Heimpersonal stehen im Gang um einen Rollwagen herum. Sie schauen auf Namenslisten der Bewohner und diskutieren. Die fertigen Spritzen mit den Corona-Impfdosen liegen gleich daneben. „Welcher Bewohner ist jetzt an der Reihe? Sind die Einwilligungsunterlagen da? Und wer übernimmt jetzt wen?“, fragt Impfarzt Veit Wasserfuhr etwas entnervt in die Runde.
Nach ein paar Minuten einigt man sich, um endlich mit den Impfungen zu beginnen: Jeder Arzt übernimmt nun eine Etage. „Alle drei Ärzte, die zum heutigen Impfteam gehören, haben eigene Patienten im Heim und wollten diese auch impfen. Aber so funktioniert es nicht“, erläutert Hausarzt Wasserfuhr die Anfangs-Schwierigkeiten an diesem besonderen Corona-Impf-Tag im Zollstocker Seniorenzentrum.
Bewohner sehnten Tag herbei
„Ich und die meisten Bewohner und Mitarbeiter haben diesen Tag herbeigesehnt und sind froh, dass es endlich so weit ist“, fügt Einrichtungsleiterin Brigitte Joraschkewitz lächelnd hinzu. Alle hoffen darauf, entspannter und mit weniger Sorgen in der Senioren-Einrichtung leben beziehungsweise arbeiten zu können. Am späten Vormittag habe man sich mit dem Impfteam noch mal zusammengesetzt, damit möglichst alles glatt gehe, so Joraschkewitz. Sie selbst übernimmt an diesem Tag zeitweise die Corona-Schnelltests beim Ärzteteam und den sonstigen Besuchern. Nach 15 Minuten ist das Ergebnis da. Ein weiterer Faktor, der mehr Sicherheit im Heimbetrieb gewährleistet und damit einen großen Fortschritt zur ersten Pandemiewelle im Frühjahr letzten Jahres darstellt.
Zurück auf der „Colonia“-Etage. Es geht los. Manfred Meier (69) ist der erste Kandidat der insgesamt zwölf Bewohner der vierten Etage des Zollstocker Seniorenheims. Impfarzt Veit Wasserfuhr erläutert noch einmal kurz, was nun passieren wird: „Sie haben ja Ihre Einwilligung gegeben. Sie nicken. Dann werde ich Sie jetzt kurz in den Oberarm piksen. Es wird jetzt ein bisschen kalt werden. Und möglicherweise spüren Sie in den kommenden Tagen einen leichten Druck an der Einstichstelle, oder eine leichte Rötung stellt sich ein. Wird aber kein Problem sein.“
Manfred Meier ist zufrieden. „Das war es schon?“ Im Anschluss sagt er kurz und knapp in die Runde, warum er sich gegen Corona impfen lässt: „Ist doch das einzige, was hilft.“ Dann zieht der Impf-Tross weiter ins nächste Zimmer zu Gertrud Michels. Auch hier geht alles sehr schnell und glatt. Die 86-Jährige ist überrascht, wie wenig sie von der Impfung gespürt hat.
Im Erdgeschoss werden die Impfdosen aufbereitet
Von den insgesamt zwölf Senioren auf der „Colonia“-Etage des Heims wollen sich fast alle gegen Corona impfen lassen. Ein Bewohner hatte zwar seine Einwilligung per Unterschrift gegeben, will nun aber doch nicht mehr. „Das ist schade, aber dann ist das so. Wir werden keinen zwingen“, so Wasserfuhr. Und weiter geht es auf dem Gang. Bis zum frühen Nachmittag will man mit den knapp 70 Bewohnern durch sein. Danach kommen die Mitarbeiter an die Reihe. Gegen etwa 17 Uhr soll alles erledigt sein. „Aber wenn es länger dauern sollte, ist das kein Problem. Wir ziehen das heute durch“, spricht sich Brigitte Joraschkewitz selbst Mut zu.
Vier Etagen tiefer im Erdgeschoss, direkt neben dem Aufenthaltsraum, der heute als Impfraum für die knapp 50 Mitarbeiter dient, sitzt Impfteam-Leiter Torsten Klauke mit seinem Assistenten Markos Reians. Sie bereiten die rund 120 Impfdosen vor. Kein leichtes Unterfangen, da es Konzentration und auch Fingerfertigkeit verlangt. „Nun, man hat die Abläufe relativ schnell drauf. Aber dennoch ist es gut, wenn ein Arzt dabei ist, der Erfahrung hat und die Kollegen anleiten kann“, erläutert Klauke.
Das Aufbereiten der Dosen ist vom Hersteller vorgeschrieben: Wenn der auf minus 70 Grad heruntergekühlte Biontech-Impfstoff in den angelieferten Fläschchen aufgetaut ist (nach rund 30 Minuten), wird er mit Kochsalzlösung verdünnt. Dazu wird diese in die Fläschchen eingespritzt. Danach werden die kleinen Fläschchen mehrmals hin und her geschwenkt, um Impfstoff und Lösung gut zu vermischen.
Nun kann man die einzelnen Dosen zur Impfung vorbereiten: „Aus einem aufbereiteten Fläschchen gewinnen wir maximal sieben Impfspritzen, meistens sind es nur sechs – je nachdem, wie gründlich man arbeitet“, erklärt Klauke weiter. Vor allem müsse man darauf achten, dass sich keine Luftbläschen in den Impfspritzen befinden. „Wir tun unser Bestes“, lächelt der HNO-Arzt entspannt. „Es ist für eine gute Sache und jeder, der hier freiwillig im Impfteam mitmacht, ist auch mit dem Herzen dabei“.