In einem Interview erzählt Oliver Gassen, Sicherheitschef des Kölner Doms, wie er die vergangenen Tage erlebt hat.
Sicherheitschef des Kölner Doms im Interview„Natürlich macht man sich Sorgen“
Wie haben Sie die vergangenen vier Tage erlebt?
Stressvoll. Aber nicht so stressvoll, wie man vielleicht meinen könnte. Die Professionalität der Polizei ist sehr hoch und die Zusammenarbeit sehr gut. Ich glaube, wir haben in den vergangenen Tagen viel voneinander gelernt und gut zusammengearbeitet. Die Aufgabe, gemeinsam den Menschen zu helfen, hat uns alle motiviert.
Wie sah der Arbeitsalltag aus?
Alles zum Thema Polizei Köln
- Soziales Engagement Vier Menschen in Köln mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
- Feiern am Elften Elften Mehr Sex-Verbrechen in Köln als im Vorjahr
- „Keine konkreten Hinweise“ Staatsanwaltschaft Köln gibt Update nach Diebstahl bei Stefan Raab
- Verkehrskonzept So rüstet sich Köln für den Ansturm auf die Weihnachtsmärkte
- Festgenommener wehrt sich stark Mann beißt Polizistin bei Einsatz in Ehrenfeld ein Stück Ohr ab
- Ärger in Geschäftsstelle Kölner CDU ruft Polizei gegen eigenes Mitglied
- Service-Liveticker Polizei meldet ruhige Lage zum Elften im Elften in Köln
Das klassische Alltagsgeschäft haben wir an den Weihnachtstagen sowieso nicht. Aber durch die Bedrohungslage waren es natürlich nochmals andere Abläufe, in die die Polizei integriert war.
Wo waren Sie dabei tätig?
Mir kommt es vor, als wäre ich an mehreren Stellen gleichzeitig gewesen. Ich war viel an meinem Schreibtisch, musste viel telefonieren. Aber ich war auch oft vor Ort im und am Dom. Wo immer ich konnte, habe ich die Domschweizerinnen, Domschweizer und die Polizei unterstützt, damit wir in dieser außergewöhnlichen Lage in einen guten Fluss kommen.
Ist diese Bedrohungslage für Sie und die Domschweizer nicht sehr belastend?
Ich sage es mal mit den Worten einer Kollegin: „Wir sind so gut bewacht, dass man sich in seinem Inneren sicher fühlt.“ In dieser ganz besonderen Situation ist die Solidarität unter den Kollegen enorm groß. Das trägt. Aber natürlich macht man sich Sorgen. Auch unsere Angehörigen gucken in diesen Tagen sorgenvoll auf unseren Dienst. Zugleich ist da eine große Verantwortung auf unseren Schultern: Habe ich alles getan, was getan werden muss, habe ich an alles gedacht? Aber ich kann es gar nicht oft genug betonen: Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist unglaublich gut. Das gibt Sicherheit.
Müssen nun Sonderschichten geleistet werden?
Wir sind so besetzt, wie es für diese Tage geplant war. Wo zusätzlicher Bedarf ist, bekommen wir von der Polizei Verstärkung.
Wie reagieren die Gottesdienstbesucher und die Touristen auf die Sicherheitsvorkehrungen?
Die Gottesdienstbesucher reagieren durchweg verständnisvoll und freuen sich über den geschützten Bereich. Einige Touristen haben ja nur ein paar Stunden für Köln und den Dom eingeplant. Dass da die Enttäuschung darüber, nicht in den Dom zu kommen, schon mal groß ist, dafür habe ich Verständnis. Aber es geht nun mal nicht anders. Und für die, die eine Kerze anzünden wollen, haben wir ja nun unsere „Käätzebud“.
Wenn alles vorbei ist, was werden sie dann als Erstes machen?
Das Telefon ausschalten und versuchen, Schlaf zu finden. Das ist in den vergangenen Tagen wirklich zu kurz gekommen. Ich fürchte, das wird mir in den ersten beiden Tagen auch noch nicht gelingen. Der Adrenalinspiegel ist dann wahrscheinlich immer noch zu hoch.