In der Drogenszene wird der Umgang rauher. Immer wieder hat die Polizei zuletzt den Gebrauch von Schusswaffen festgestellt. Nun folgen groß angelegte Kontrollen.
Kontrolle im RechtsrheinischenKölner Polizei besorgt über Bewaffnung in der Drogenszene
Es geschah Mitte März in einem Hinterhof in Mülheim. Anwohnern der Holweider Straße waren mehrere Tütchen mit weißem Pulver aufgefallen, die dort deponiert waren. Als die Polizei wenig später anrückte, um dem Hinweis nachzugehen, entdeckten die Beamtinnen und Beamten nicht nur ein ganzes Kilogramm Kokain, sondern auch verpackungsfertige Tütchen mit Marihuana, dazu Natron und Ammoniak, das zur Verwandlung von Kokain in Crack benötigt wird. Ebenso stieß die Polizei auf einen aktenkundigen Mann (20). Und auf eine scharfe Schusswaffe, Kaliber 38.
Seit Beginn der Woche hat die Polizei nun die Stadtteile Mülheim, Holweide, Dellbrück und Dünnwald im Visier, gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Stadt werden umfangreiche Kontrollen verdächtiger Personen durchgeführt. Denn vor allem die Aufrüstung in der Drogenszene beunruhigt die Behörden. „Bei der Drogen- sowie der begleitenden Gewaltkriminalität ist eine Verrohung und eine gestiegene Gewaltbereitschaft und Bewaffnung festzustellen, die zu einer erheblichen Verunsicherung der Bevölkerung geführt haben“, stellt Polizeioberrat Stefan Bauerkamp, Leiter der Polizeiinspektion 5, fest. Schon im vergangenen Sommer hatte sich die Polizei rund um den Wiener Platz in Mülheim wegen steigender Kriminalitätszahlen zu Schwerpunktkontrollen unter Hinzuziehung der Bereitschaftspolizei entschlossen.
Allein im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion 5, die den gesamten Stadtbezirk Mülheim und Deutz abdeckt, hat die Polizei im vergangenen Jahr 5760 Delikte aus dem Bereich der Straßenkriminalität registriert. „Wir zeigen Präsenz, gehen gegen Dealer vor und nehmen in den kommenden Wochen die Szene ins Visier. Die Bevölkerung soll sehen, dass wir bei unserem Vorgehen gegen die Gewalt-, Drogen-, und Straßenkriminalität nichts unversucht lassen“, kündigt Bauerkamp an. Unrühmlicher Höhepunkt der Gewalteskalation war der Tod eines 15-Jährigen, der laut Polizei von mehreren Verdächtigen mit Waffengewalt entführt und schließlich im Mülheimer Hafen erstochen worden war.
Alles zum Thema Polizei Köln
- Messerattacke in Köln Zwei Männer am Ebertplatz schwer verletzt
- Handtasche geraubt Niemand hörte Frau in Frechen um Hilfe rufen
- Kölner SEK-Opfer klagt „Mein Leben ist nicht mehr, wie es einmal war“
- Staatsanwaltschaft Köln Ermittlungen zur „gekidnappten“ WDR-Maus eingestellt
- Versuchter Mord Polizei sucht Bahn-Schubser vom Zülpicher Platz
- Polizei ermittelt Kölner klauen Knossi-Aufsteller in Pulheimer McDonald's
- Vor Spiel in Köln Ermittlungen gegen Fans von Cottbus nach rechten Parolen
Die Fälle, bei denen Schusswaffen eingesetzt werden, hatten sich zuletzt gehäuft. Ende Januar hatte ein junger Drogenhändler auf der Flucht vor der Polizei eine Schusswaffe weggeworfen, Mitte Februar war ein 19-Jähriger auf den Treppenstufen vor dem Bürgerzentrum Mülheim angeschossen worden – auch hier vermutet die Polizei Drogengeschäfte als Motiv. Ebenfalls im Februar war ein Mann (21) in einem Waldstück in Höhenhaus mit Schussverletzungen gefunden worden, Anfang März war ein Drogenkonsument (46) an einer Haltestelle in Holweide von einem Unbekannten mit einem Baseballschläger attackiert und schwer am Kopf verletzt worden.
Bürgerinitiative sieht Entspannung
Trotz dieser Gewaltdelikte stellt Helmut Zoch, Vorsitzender der Bürgervereinigung Mülheim, einen positiven Effekt nach den intensiven Kontrollen im vorigen Sommer fest. „Es hat was gebracht, zumindest für Mülheim stelle ich das fest“, sagt Zoch. Erst vor zwei Wochen hatten Polizei und Stadt im Mülheimer Bezirksrathaus über die Kriminalitätsentwicklung im Rechtsrheinischen informiert, etwa 100 Bürgerinnen und Bürger waren zu der Veranstaltung gekommen – das Interesse ist ebenso groß wie die Sorgen.
Die Kriminalitätszahlen sind voriges Jahr in Köln um gut sechs Prozent gestiegen, vor allem Messerattacken und Gewaltdelikte beunruhigen die Polizei. Die starke Präsenz in besonders betroffenen Stadtteilen ist die Antwort der Polizei auf die Entwicklung. „Die Bevölkerung soll sehen, dass wir bei unserem Vorgehen gegen die Gewalt-, Drogen-, und Straßenkriminalität nichts unversucht lassen“, beschreibt Inspektionsleiter Bauerkamp die Intention seiner Behörde. Im Gegensatz zu den Kontrollen im vorigen Sommer sei der Aktionsradius nun bewusst ausgeweitet worden.