Bastei am Kölner RheinuferMöglicher Pächter erneuert Interesse
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Köln – Eigentlich ist das Schicksal der Bastei am Rheinufer ziemlich klar, seit Jahren steht das frühere Edel-Restaurant leer, schiebt eine ellenlange Liste voller Mängel vor sich her: unter anderem mangelhafter Brandschutz, Rost, Asbest, Barrierefreiheit.
Deshalb urteilt die Stadt nach einer Analyse: „Nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse ist bereits jetzt darauf hinzuweisen, dass eine rentierliche Nutzung der Liegenschaft unter Berücksichtigung des für eine Generalsanierung erforderlichen Aufwands und der begrenzten räumlichen Kapazitäten nicht realistisch erscheint.“
Hinter diesem Schachtelsatz aus der städtischen Verwaltungstube steht ja die Botschaft: Eine Sanierung lohnt sich nicht. Schon jetzt liegt die „grobe Kostenschätzung“ bei 11,8 Millionen Euro (wir berichteten). Ende offen.Und jetzt? Was macht man mit diesem Prachtbau, wie überführt man ihn aus seiner großen Zeit in die Gegenwart? Kommen finanzielle Zwänge möglicher Betreiber und der Denkmalschutz überein?
Für einen auskömmlichen Betrieb müsste man das Haus wohl ausbauen oder Außengastronomie ermöglichen. Aktuell erscheinen der Stadt nicht mehr als 100 bis 150 Sitzplätze machbar, wohl deutlich zu wenig für einen rentablen Betrieb. Und: Welche Zukunft hat das Gebäude mit der epischen Geschichte (siehe Info-Kasten), wenn eine Sanierung zu teuer wäre? Zunächst hat die Kölner Politik 600 000 Euro genehmigt, um die Pläne zu vertiefen und mehr Kostenklarheit zu schaffen. Das Ziel bleibt: Die Bastei wieder zu öffnen, dort Essen und Trinken zu verkaufen.
Hintergrund
Die Geschichte der Bastei
1924: Architekt Wilhelm Riphahn nutzt die Überbleibsel eines früheren preußischen Festungsturms und baut darauf das vom Expressionismus inspirierte Gebäude. Bis 1924 war die frühere Mauer als „Caponniere“ bekannt, damit ist eine Verteidigungsplattform über Befestigungsgräben gemeint. Ein Namenswettbewerb bringt „Bastei“ hervor, der Begriff lehnt sich an Bastion an.
1943: Im Zweiten Weltkrieg zerstören Bomben den Bau.
1958: Der Wiederaufbau ist beendet, Riphahn selbst treibt ihn voran, er hat auch die Kölner Oper entworfen. Das Restaurant öffnet wieder, Hans-Herbert Blatzheim betreibt das städtische Eigentum und zieht viele prominente Gäste an, weil er mit Schauspielerin Magda Schneider verheiratet und Stiefvater von Romy Schneider ist.
1980: Die Bastei wird zum Denkmal ernannt und läuft unter Nummer 82 in der Denkmalliste. Ihre Bezeichnung: „Panoramarestaurant auf Stadtbefestigungsrest“.
1985: Blatzheim renoviert, er soll rund 1,5 Millionen Mark investiert haben.
1997: Nur noch geschlossene Gesellschaften dürfen das Restaurant nutzen, unter anderem Rettungswege und Brandschutz machen Probleme.
2000: Die Stadt verkauft die Bastei an die Kölnmesse, die Messe verpachtet sie an ihre Tochtergesellschaft, den Kölnkongress.
2017: Jochen Blatzheim, Nachfolger seines Vaters, stellt den Betrieb ein. Der Kölnkongress sorgt nun für die Bewirtung, später wird sie eingestellt.
2018: Der Kölner Stadtrat beschließt, dass die Stadt die Bastei kauft – und zwar für 614 000 Euro durch das Veranstaltungszentrum Köln, es handelt sich dabei um eine eigenbetriebliche städtische Einrichtung. (mhe)
Doch das wird schwierig, die Untersuchung der Stadt hat mehr oder weniger alles zu Tage gebracht, was man sich als Besitzer nicht wünscht. Die Riphahn-Pläne: Große Teile sind mit dem Stadtarchiv eingestürzt. Die Bausubstanz: Die Experten fanden Asbest und künstliche Mineralfasern, sie gefährden die Gesundheit. In welchem Umfang Beton und Stahl saniert werden müssen, ist unklar, zumindest der Stahl zeigt Rost. Oder Brandschutz und Barrierefreiheit: Beides muss ertüchtigt werden. Strom, Wasser, Abwasser, Lüftung, Heizung und Kühlung: Alles muss ausgetauscht werden.
Mehrere Interessenten
In der Vergangenheit hatten sich schon mögliche Betreiber für die Bastei interessiert, unter anderem zählte Rudolf von Borries dazu, er betreibt mit seinen Partnern auch die Wolkenburg. Von Borries sagt: „Ich habe auch immer noch Interesse, die Bastei zu betreiben. Aber ich habe von der Stadt überhaupt nichts mehr gehört.“ Seine Pläne hatten aber vor allem den städtischen Denkmalschützer Thomas Werner gestört, weil von Borries einen umlaufenden Balkon anbauen lassen wollte, um mehr Gäste zu bewirten. Werner hatte im Januar 2019 gesagt: „Es gibt bauliche Maßnahmen, mit denen der Charakter eines Gebäudes und seine Proportion komplett überformt wird, aus diesem Grund lehnen wir eine große Terrasse mit weitem Dachüberstand, die dem historischen Restaurant vorgelagert werden soll, ab.“
Von Borries sagt: „Wenn Herr Werner keinen Balkon will, will ich meine Pläne auch sein lassen.“ Er zweifelt die hohen Sanierungskosten an. Und: „Wenn es nur nach der Wirtschaftlichkeit ginge, dürfte man Flora und Gürzenich nicht betreiben.“