„Dann verkommt die Bastei“Kölns Prestigeobjekt am Rhein mit neuen Problemen
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Köln – Die Stadt Köln muss Teile der leerstehenden Bastei mit einem Gerüst abstützen. Seit Mittwoch läuft der Aufbau an der Nordwestseite, um das unter Denkmal stehende Gebäude zu sichern. Auf die Frage, ob die Heimat des früheren Edelrestaurants sogar einsturzgefährdet ist, konnte die Verwaltung auf Nachfrage keine Antwort geben und verwies auf nächste Woche.
Nach Rundschau-Informationen soll durch das Gerüst unter anderem verhindert werden, dass Passanten durch herabfallende Teile verletzt werden, deshalb werden sowohl die Treppen zum Rheinufer und die Abfahrtsrampe für Reisebusse gesperrt, sie holen dort Gäste der Rheinschiffe. Demnach ist die Tragwerkskonstruktion so marode, dass sie möglicherweise komplett ausgetauscht werden muss. Schon vor zwei Jahren hatte die Stadt von Korrosionsschäden gesprochen, sie hatte die Bastei 2018 von der Kölnmesse gekauft. Formal gehört das in den 1950er-Jahren wiederaufgebaute Haus aus dem Jahr 1924 einer Einrichtung der Stadt Köln namens Veranstaltungszentrum Köln.
Ein Kölner Schmuckstück verfällt
Das Gerüst dokumentiert einerseits für alle Passanten sichtbar den weiteren Verfall des Schmuckstück Bastei und lässt andererseits erahnen, wie schwierig und teuer die nötige Generalsanierung sein dürfte. Die erste grobe Schätzung von 11,81 Millionen Euro aus dem Jahr 2020 dürfte nicht reichen, aktuell ermittelt die Stadt genauere Zahlen und wie die Bastei später genutzt werden könnte.
Denn die Größe der späteren Nutzung spielt eine entscheidende Rolle: Soll der Balkon vergrößert werden? Soll es eine neue Außenterrasse geben? Wie viele Gäste soll ein Betreiber bewirten dürfen? Das hatte die Stadt selbst schon 2020 geurteilt: Nutzung, Bauschäden und Denkmalschutz sind die drei wesentlichen Faktoren, von denen die Kosten abhängen.
Leerstand oder weitere Anpassungen?
Vor allem der Denkmalschutz ist maßgeblich und bei der Bastei umstritten – und der Druck wird vermutlich zunehmen, wenn Klarheit über die Sanierung besteht. Wie viel Veränderung erlaubt Stadtkonservator Thomas Werner? Einen größeren Balkon lehnt er ab, diese Pläne plus einer Terrasse hatte der Kölner Architekt Klaus Müller mit der Firma von Borries & Partner-Premiumgastronomie entworfen.
Nur: Wie lange hält Werners Position? Ist es besser, die Bastei steht weiter leer, weil sie für Gastronomen laut deren Aussagen zu klein und unwirtschaftlich ist, dafür bleibt sie als Denkmal aber kaum verändert? Oder soll eine städtische Tochter wie Kölnkongress sie später in der bisherigen Größe betreiben und mögliche Verluste fängt der städtische Haushalt auf? Und was heißt das für das Ziel, die Bastei wieder für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu öffnen, wenn sie möglicherweise eine vergleichsweise kleine exklusive Event-Location wie früher bleibt? All diese Fragen stehen im Raum, wie es aus der Verwaltung heißt.
Ohne vernünftige Sanierung „verkommt sie“
Die Stadt selbst gab mal die Zahl von 100 bis 150 Gästen aus, die maximal möglich sei. Und: Eine rentierliche Nutzung sei nicht möglich wegen der begrenzten Räumlichkeiten. Eben deshalb fordert Müller: „Wenn die Bastei nicht unverzüglich vernünftig saniert und einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt wird, dann verkommt sie. Und das wäre wirklich schade, die Bastei ist ein besonderes Gebäude für Köln.“
Tatsächlich ist die Bastei nicht irgendein Bau, sondern einer, der eine besondere Geschichte hat. Früher betrieb Gastronom Hans Herbert Blatzheim dort ein Restaurant, das Stars wie Romy Schneider besuchten. Lange ist es her. Michael Stern ist Geschäftsführer des Restaurants „KölnSky“ im Triangelturm auf der anderen Rheinseite, es gehört zu von Borries & Partnern. Stern sagte: „In der heutigen Zeit ohne Terrasse: keine Chance.“ Und: „Die Bastei ist doch viel zu schade für eine Eventgastronomie. Sie muss sieben Tage geöffnet sein.“ Er erneuerte gegenüber der Rundschau sein Interesse an einer Nutzung der Bastei, wenn sie saniert ist – doch das scheint noch weit weg.
Kommentar zur Bastei: Blamabel
Während die Stadt Köln sich die Frage stellt, was sie mit der Bastei anfangen soll, schafft das Prestigeobjekt Fakten: Es verfällt und muss gesichert werden. Ziemlich blamabel. Das zwingt die Verwaltung zu mehr Tempo, seit drei Jahren untersucht sie die Bastei – und ist immer noch nicht fertig. Ja, das Gebäude ist nicht von der Stange, und ja, es braucht Gründlichkeit bei der Analyse, dafür ist die Stadt ja nicht bekannt.
Doch das ist nur der erste Schritt. Der zweite ist: Was soll die Bastei später sein? Event-location für Besserverdienende? Oder Ausflugslokal für alle? Und wenn letzteres die Antwort ist: Was ist der Stadt das wert? Dabei spielt der Denkmalschutz eine Rolle und was an der Stelle erlaubt ist. Das letzte Wort scheint in der Frage noch nicht gesprochen.