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München, Berlin, HamburgMiljö-Frontmann berichtet von erster eigener Deutschland-Tour - „Alle Erwartungen übertroffen“

Lesezeit 4 Minuten
Miljö auf Deutschland-Tour, hier in München.

Miljö auf Deutschland-Tour, hier in München.

In München überzeugte die Kölner Band sogar auf bayerisch. Die Fans hätten Sie gerne im Oktoberfest-Zelt gesehen.

Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Ein Konzert mit kölscher Musik ist in München eben nicht exakt das Gleiche wie in Köln. Das war auch den fünf Musikern von Miljö klar, die sich für ihre erste eigene Deutschland-Tour für jede Stadt ein paar Spezialnummern ausgedacht hatten. In der Münchner „Backstage Halle“ mimte die Band um Frontmann Nils Schreiber eine Oktoberfest-Kapelle und dichtete einige ihrer bekanntesten Lieder um.

Der Wolkeplatz wurde zum Wiesnplatz, „Kölsch statt Käsch“, verwandelten die Miljös in „Maß statt Flaschen“. Und auch das „Lommi“-Lied über den Fortbestand der kölschen Sprache bekam einen neuen Anstrich: „So lang im Hofbräu die Lichter noch brennen, so lang der Bua woaß wie´s Schuhplatteln geht, so lang die Musi noch spuilt und das Festzelt noch steht, ja, so lang stirbt der Bayer ned aus.“ Das Überleben ist also gesichert.

Kuschelig: Der Auftritt von Miljö in Berlin.

Kuschelig: Der Auftritt von Miljö in Berlin.

Mit dem Heim-Konzert im Gloria-Theater ging für Nils Schreiber, Max Eumann, Sven Löllgen, Simon Rösler und Daniel Pottgüter am vergangenen Wochenende ein bisher einmaliges Erlebnis zu Ende: die erste eigene Deutschland-Tour. „Wir waren uns lange unsicher, wie es wird“, erinnert sich Sänger Nils Schreiber. „Doch es war megaschön und hat alle Erwartungen übertroffen.“ Die ersten Überlegungen für eine Tour außerhalb der rheinländischen Komfort-Zone begannen, nachdem die Band Ende 2022 Cat Ballou auf ihrer „Alles bunt“-Tour durch Deutschland begleitete. Nachdem die Pläne später noch einmal verschoben wurden, begann vor gut einem Jahr der Ticketverkauf.

Miljö auf Deutschlandtour: „Fast alle Konzertbesucher haben irgendeinen Köln-Bezug“

Der Reiseplan: Aachen, Frankfurt, München, Münster, Hamburg und Berlin. Die Clubs: eher kleiner als die, die man in Köln bespielen könnte. „Am Ende war es in allen Läden voll. Die Hälfte der Konzerte war ausverkauft“, berichtet Schreiber. Und schnell zeichnete sich das ab, was die Band bereits gemeinsam mit Cat Ballou in ganz Deutschland erlebte: So viele Unterschiede zu einem Konzert in Köln gibt es dann doch nicht.

„Fast alle Konzertbesucher haben irgendeinen Köln-Bezug, haben mal in Köln gelebt oder gearbeitet und sind dann irgendwann weggezogen“, erklärt der Miljö-Frontmann. „Alle freuen sich, wenn wir ein Stück kölsches Lebensgefühl zu ihnen bringen, das sie in ihrer neuen Heimat vermissen.“ Was bei Kurzauftritten im Karneval aufgrund des Zeitdrucks kaum möglich ist, kosteten die Musiker auf der Tour umso mehr aus: den Kontakt und das gemeinsame Feierabend-Bier mit den Fans. Dabei hätten die Bandmitglieder gespürt, wie viel ihr Besuch den Exil-Kölnern bedeutet.

Enge Kiste: Der Auftritt von Miljö in Münster.

Enge Kiste: Der Auftritt von Miljö in Münster.

Die Show im Münsteraner „Skaters Palace“ entwickelte sich vor allem für Daniel Pottgüter (Keyboard und Quetsch) zu einem ganz besonderen Konzert. Pottgüter kommt ursprünglich aus Wadersloh im Münsterland. „Das ganze Dorf hatte sich auf die Socken gemacht. Das war für uns alle herzerwärmend“, sagt Schreiber. In Berlin performte die Band für den nötigen Lokalkolorit das „Dicke B“ von Seeed, in Hamburg den Hans-Albers-Klassiker „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. „Die Leute haben es gefeiert.“ Genau wie in München, wo einige Konzertbesucher im Nachgang ernsthaft nachfragten, wann die Band denn ihr Gastspiel auf den Wiesn feiern würde. Die Band musste enttäuschen. So ernst war das mit der Oktoberfest-Kapelle dann doch nicht gemeint. Vielleicht ja beim nächsten Mal.

Miljö: Neues Album kommt 2025

Pünktlich zum fulminanten Abschluss im Gloria (Schreiber: „ein absolut nicht alltägliches Erlebnis“) haben Miljö gleich zwei neue Werke veröffentlicht. Darunter auch die neue Sessionsnummer „Domstadtjonge“. Eine klassische Feiernummer, in der es auch um den Dorfcharakter der Großstadt geht und dass jeder jeden über eine Ecke kennt. Die Ballade „Niemols nit mi Zohuss“ beschreibt die Heimatverbundenheit trotz aller Kritik an der Stadt. „Den Text kann man aber auch auf eine Person beziehen, der man sich verbunden fühlt, ganz egal, was andere über sie sagen“, erklärt Schreiber.

Für das kommende Jahr ist ein neues Album - „Wellkumme in Veedeldelphia“ - geplant. Am 10. Oktober 2025 feiert die Band den Release mit einem Konzert im Carlswerk. Zum Abschluss dieses Jahres geht Miljö im November und Dezember auf Mitsing-Tour durch die Region. Tickets gibt es online.