Markus Greitemann will für die CDU Kölns neuer Oberbürgermeister werden. Im Gespräch mit der Rundschau sagt er, wie er das Ziel erreichen möchte.
Kölner OB Kandidat für die CDUDas will Markus Greitemann umsetzen
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Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl 2025: Markus Greitemann (CDU)
Copyright: Thomas Banneyer
Als Dezernent kennen sie die Stadt und die Stadtverwaltung schon sehr genau. Sie brauchen sich also nicht erst einarbeiten. Wenn Sie zum Oberbürgermeister Kölns gewählt werden, was machen Sie am ersten Tag im Amt?
Ich werde erst einmal meinen Arbeitsplatz von der rechten auf die linke Rheinseite wechseln (lacht). Dort werde ich das Büro des Oberbürgermeisters nach meinen Vorstellungen managementorientiert organisieren. Sehr strukturiert, so wie ich eben bin und arbeite. Um optimiert das umzusetzen, was ich vorantreiben möchte.
Das sind ja eher Formalien. Aber Sie haben ja sicherlich auch stadtpolitische Themen, die sie direkt anpacken wollen.
Die Wohnungsbauleitstelle werde ich in das OB-Büro holen, damit wir den Wohnungsbau in dieser Stadt vorantreiben. Das Schaffen von Wohnraum ist eine echte Herausforderung. Wohnungswirtschaft, Verwaltung und Politik müssen an einem Strang ziehen damit die Menschen in unserer Stadt ein Zuhause finden. Durch die Leitstelle mache ich das zu meiner Priorität als OB.
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Markus Greitemann (CDU)
Copyright: Thomas Banneyer
Es werden viel zu wenige Wohnungen gebaut, viele Menschen können sich das Wohnen in Köln nicht mehr leisten. Das belastet die Stadtgesellschaft. Was können Sie daran ändern?
Wir als Stadt können die Rahmenbedingungen verbessern: Planrecht schaffen, Baugenehmigungen erteilen, Grundstücke zur Verfügung stellen – und zwar so, dass nachher auch die Miete bezahlbar bleibt. Wir können dafür sorgen, dass es für die Wohnungswirtschaft leichter wird zu investieren. Damit wird auch die Eigentumsbildung einfacher.
Warum können sie das alles nicht schon als Baudezernent machen?
Als Oberbürgermeister habe ich nicht nur mehr Durchgriffsrechte, sondern kann auch ressortübergreifend Prioritäten setzen und Entscheidungen beschleunigen, um die Themen schneller voranzubringen.
Es gibt einen Mangel an Flächen. Wo sollen diese Wohnungen entstehen?
Wir haben Konkurrenz um Flächen in allen Bereichen, beispielsweise zwischen Wirtschaft, Wohnen und Freiraum. Wir werden die wachsende Metropole Köln stärker verdichten müssen. Die Instrumente dazu habe ich bereits entwickeln lassen, wie das Höhenentwicklungskonzept und die Stadtstrategie 2030+.
Es heißt, in Köln gibt es zu wenig Flächen für Gewerbe und Industrie. Wie lösen sie das?
Wir diskutieren mit Wirtschaftsunternehmen darüber auch in den Gewerbegebieten dichter zu bauen. Es gibt Produktionen und Fabrikationen, die gestapelt werden können. Gute Beispiele gibt es bereits in Köln. Auch in meinen früheren beruflichen Tätigkeiten habe ich diese Dinge umgesetzt. Neben der Verdichtung müssen wir Brachflächen aktivieren. Und wir werden bei der Neuansiedlung von Gewerbe priorisieren müssen, indem wir uns die Fragen stellen: Was passt zur Stadt Köln? Wieviel Wertschöpfung und Arbeitsplätze bringt uns eine Neuansiedlung?
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Markus Greitemann (CDU)
Copyright: Thomas Banneyer
Lassen Sie uns den Blick mal weiten: Wie schauen Sie auf Köln? Bleibt diese Stadt hinter ihren Möglichkeiten zurück?
Ich trete als Oberbürgermeisterkandidat an, weil diese Stadt sehr großes Potenzial hat. Ich lebe seit zehn Jahren in Köln – und ich lebe unheimlich gerne hier. Köln hat unglaublich viel zu bieten, die Lebensqualität ist hoch, die Vielfalt in dieser Stadt ist identitätsstiftend. Dennoch müssen in einigen Bereichen die Potenziale erst noch gehoben werden. Besonders wenn es um Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung geht. Dafür braucht es auch mehr Personal. Vor allem muss Ordnungspolitik in der gesellschaftlichen Haltung Stärkung erfahren. Es braucht ein Ja dazu, dass Regeln eingehalten werden müssen. Diese ordnungspolitische Akzeptanz will ich gerne als OB in die Gesellschaft hineintragen.
Am Neumarkt hat die Stadt schon etwas unternommen, dennoch hat man nicht das Gefühl, dass es dort besser geworden wäre.
Temporär ist es besser geworden. Die Lernkurve geht aber leider wieder nach unten. Darum müssen wir unsere Maßnahmen konsequent fortsetzen und Menschen in prekären Lebenssituationen Schutzräume bieten. Ich möchte nicht, dass diese Menschen immer mehr unter Druck geraten. Indem wir diesen Menschen helfen, gewinnt auch die Sicherheit am Neumarkt.
Es gibt ja schon einen Drogenkonsumraum am Neumarkt.
Ja, da ist einer. Es braucht aber weitere. Das kostet Geld und Ressourcen. Aber wenn wir Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung in dieser Stadt als einen Schwerpunkt unseres Handelns setzen wollen, dann müssen wir Prioritäten setzen.
Nun gehen Sie in den OB-Wahlkampf, müssen aber noch eine Bühnenbaustelle zu Ende bringen. Können Sie den Kölnerinnen und Kölnern noch vor der Kommunalwahl am 14. September sagen, die Oper ist fertig?
Die Bühnen werden in der zweiten Jahreshälfte 2025 baulich fertiggestellt. Dann kommt die Phase der Inbetriebnahme. Schon ab April/Mai, werden wir konkret mit den Intendanten darüber sprechen, wann und wie eine Eröffnung stattfinden kann.
Sie sind wirklich sicher, dass die städtischen Bühnen mit der Oper in diesem Jahr fertig werden.
Definitiv werden die Bühnen baulich fertiggestellt! Wir haben das mit dem Projektmanager Professor Marc Volm und seinem Team so erarbeitet und festgezurrt.
Haben Sie bei dieser Baustelle als Baudezernent auch Fehler gemacht?
Für die Bühnen trage ich die Verantwortung seit dem 1. Juli 2024. Seitdem sind dort keine Fehler passiert, die das Projekt gefährden. Zuvor wurde demokratisch durch den Stadtrat beschlossen, die Sanierung fortzuführen – und diesen Beschluss setze ich um. Inhaltlich halte ich es auch für richtig, denn 675 bereits verbaute Millionen Euro abzuschreiben, wäre die falsche Entscheidung gewesen.
Vorher ist die Baustelle aber komplett aus dem Ruder gelaufen. Da hätte doch schon jemand drauf schauen müssen, oder?
Seit sieben Monaten bin ich für die Baustelle verantwortlich und trage diese Verantwortung jetzt voll und gerne. Alle Entscheidungen, die davor liegen, werde ich nicht kommentieren, das gehört sich nicht.
Wie werden die Kölnerinnen und Kölner die Oper und die Schauspielbühnen nach allen diesen Jahren und hohen Kosten annehmen?
Ich hoffe und glaube, dass sie sie wertschätzen werden. Weil ich die Technik in diesen vier Häusern schon kenne, kann ich sagen: Sie ist großartig. Die Kölnerinnen und Kölner werden ihre Bühnen liebgewinnen.
Die Finanzlage der Stadt Köln ist angespannt. Wieviel finanziellen Spielraum wird es in Zukunft überhaupt noch geben?
Klipp und klar: Wir werden priorisieren müssen – in allen Ressorts. Wenn ich Oberbürgermeister werde, werde ich ganz deutlich meine Vorstellungen artikulieren und mich der Diskussion, was geht und was nicht geht, stellen.
Was sind ihre Prioritäten?
In Bildung, Sport und Wohnen möchte ich keine Einsparungen vornehmen. Hier braucht es sogar zusätzliche Investitionen. Darüber hinaus lege ich - wie schon erwähnt - großen Wert auf die Stärkung von Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung.
Nun soll eine Planung für zwei neue Fußgänger- und Radfahrerbrücken über den Rhein erfolgen. Hat das Priorität?
Wenn sie den städtebaulichen Masterplan von Albert Speer als Grundlage nehmen, sind diese Brücken sinnvoll. Es macht Sinn, die Verbindungen vom Deutzer Hafen zur Parkstadt Süd sowie vom Rheingarten bis zum Ebertplatz zu schaffen. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, wann wir es uns leisten können, diese Brücken zu bauen. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch: Haben wir die Planer für diese Projekte in unseren Reihen?
Ein verkehrs- und städtebauliches Großprojekt ist die Ertüchtigung der Ost-West-Achse. Seit Jahren steht die Entscheidung zwischen einem neuen Stadtbahntunnel und einer oberirdischen Ertüchtigung aus. Wie ist ihre Position in dieser Frage?
Ich möchte den öffentlichen Raum neu gestalten. Die Menschen sollen ihn zurückerobern. Dafür sollte der Verkehr weitestgehend aus dem öffentlichen Raum herausgeholt werden, gerade im Bereich zwischen Heumarkt und Neumarkt inklusive Aachener Straße. Darum bin ich für die Tunnellösung, da bin ich Städtebauer. Bei einer weiterhin oberirdischen Führung der KVB-Linien wird das allerdings vor allem für den Neumarkt herausfordernd und anstrengend. Aber auch das gehört zu den Aufgaben eines Oberbürgermeisters.
Zurzeit erleben wir in der Kölner Verkehrspolitik eine Fokussierung auf den Fahrradverkehr. Welche Schwerpunkte würden Sie als Oberbürgermeister in der Verkehrspolitik setzen?
Wenn wir den motorisierten Individualverkehr reduzieren wollen – was perspektivisch auch mein Wunsch ist – müssen wir allerdings vorher den öffentlichen Personennahverkehr massiv verbessern. Außerdem will ich gerne versuchen den ruhenden Verkehr, also die parkenden Autos, aus dem öffentlichen Raum herauszuholen. Dafür müssen wir Lösungen für Quartiergaragen und neue Parkhäuser finden. In Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft kann das gelingen.
Für einen verbesserten öffentlichen Personennahverkehr bräuchte es in Köln eine starke KVB. Doch die macht gerade einen schwachen Eindruck. Im Vorstand des Betriebs stehen Wechsel an. Muss sich der Betrieb neu aufstellen?
Mit der Verschlankung des KVB-Vorstands von vier auf drei Vorstände werden gerade erste Schritte zu einer Neuaufstellung unternommen. Das sind gute erste Schritte für mehr Klarheit auf der Leitungseben des Betriebs.
Fahren sie gerne mit dem Fahrrad in Köln?
Ja, aber mit Respekt. Gerne nutze ich die Radstreifen auf den Ringen, dort habe ich Raum, dadurch fühle ich mich sicher.
Wie wird sich die Stadt in den kommenden zehn Jahren verändern?
Sie wird definitiv aufgeräumter sein, sie wird grüner sein und Fehlstellen werden repariert, beispielsweise im Max-Becker-Areal oder mit der Parkstadt Süd. Das Mikroklima werden wir auch massiv verbessern. Die Parkstadt Süd oder der Deutzer Hafen sind gute Beispiele dafür. Und auch in bestehenden Quartieren werden wir die Stadt reparieren und in hochwertigen Freiraum investieren.
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Markus Greitemann (CDU)
Copyright: Thomas Banneyer
Warum hat ihre Partei zwei Kommissionen gebraucht, um sie zu finden?
Zum parteiinternen Prozess kann ich Ihnen nicht viel sagen, bis zu dem Zeitpunkt als ich im Dezember erstmals angesprochen wurde. Danach habe ich mir sehr viele Gedanken zu einer möglichen Kandidatur gemacht und dem Auswahlverfahren gestellt. Als dann der Anruf kam, „du sollst es machen“, und ich aufgelegt hatte, hat meine Frau mich angeschaut und gesagt: Deine Augen leuchten, mach es.
Dummerweise gab es danach einen Parteivorsitzenden, der einst selbst als OB-Kandidat antreten wollte und sagte, er wolle keinen Dezernenten in dieser Position. Hat Sie das geschmerzt?
Nein, das ist seine Auffassung gewesen und das hatte ich zu respektieren. Wir haben intensiv darüber gesprochen und sind jetzt sehr im Reinen miteinander. Er hat sich dann auch für mich ausgesprochen. Das Thema ist damit völlig ausgeräumt.
Wie organisieren Sie Ihren Wahlkampf, nehmen sie Urlaub, oder lassen Sie sich freistellen von der Oberbürgermeisterin?
Ich bin in guten Gesprächen mit der Oberbürgermeisterin. Ich werde Urlaub nehmen und darüber hinaus in die Freistellung gehen müssen, und das werde ich auch tun.
Zu einer der wichtigsten Aufgaben im Amt des Kölner Oberbürgermeisters gehört es, das Dreigestirn ins Amt einzuführen – mit einer schmissigen Rede auf Kölsch. Schon geübt?
Nein, habe ich nicht. Sollte mir die Ehre zuteilwerden, freue ich mich unglaublich da drauf. Ich glaube nicht, dass ich eine schmissige Rede auf Kölsch halten werde, sondern eher auf Hochdeutsch. Es wäre nahezu Blasphemie, hielte ich sie auf Kölsch. Ich bin derzeit auf einigen Karnevalssitzungen, weil ich sehr gerne Karneval feiere. Ich singe auch gerne kölsche Lieder. Aber der ein oder andere sagt dann zu mir, sing lieber Hochdeutsch. (lacht)
Stimmt es wirklich, dass sie Fan von Schalke 04 sind?
Ich bin Mitglied seit 38 Jahren. Und seit sechs Jahren Mitglied vom 1. FC Köln, aufgenommen von Toni Schumacher. Da konnte und wollte ich mich nicht wehren (lacht).