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25 000 TeilnehmendeJonas Hector knackt bei Köln-Maraton besondere Marke

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Start am Deutzer Bahnhof: Schon um 9 Uhr fiel der Startschuss für den Halbmartahon, beim Marathon gab es einen äthiopischen Doppelsieg.

Start am Deutzer Bahnhof: Schon um 9 Uhr fiel der Startschuss für den Halbmartahon, beim Marathon gab es einen äthiopischen Doppelsieg.

Viel Prominenz beim Lauf durch Köln. Mit dabei ist auch Sämi Schaub, der jedes Jahr aus der Schweiz anreist, um 42,1 Kilometer durch die Veedel zu rennen.

Obwohl seine Begeisterung für Köln einst im Karneval begann, läuft Sämi Schaub (59) ungerührt an der Kölsch-Tanke bei Kilometer 40 vorbei. „Ich habe gar kein Kölsch gesehen, so sehr war ich im Tunnel“, erzählt der Schweizer leicht kurzatmig im Ziel. Der Chip in seiner Startnummer misst für ihn 3:13:59 Stunden. „Ich bin zufrieden, denn ich war fünf Minuten schneller als voriges Jahr“, sagt er. Seine Bestzeit resultiert aus dem Jahr 2008, damals erreichte er nach 2:56 Stunden das Ziel. Alle 26 Marathons in Köln ist er bislang gelaufen. „Die kölsche Art ist sehr gemütlich, das mag ich“, sagt er, was bei einer persönlichen Laufleistung von rund 3500 Kilometern im Jahr schwer vorstellbar ist.

Als die Läuferinnen und Läufer des Halbmarathons am Sonntagmorgen um 9 Uhr mit einem Schuss und reichlich Rauch auf die 21 Kilometer lange Strecke geschickt werden, zeigt das Thermometer noch frische sieben Grad. Mit mehr als 18000 Anmeldungen hatten die Veranstalter einen Teilnahmerekord bei der Halbdistanz verzeichnet – am Start stehen letztlich rund 14.500 Menschen, die recht hohe Ausfallquote führen die Organisatoren auf die allgemeine Krankheitswelle zurück. Beim Marathon begeben sich letztlich rund 6000 der mehr als 7000 gemeldeten Menschen auf die Strecke.

„Lauft schneller, ihr tragt meinen Namen“

In Köln ist der Generali-Marathon auch immer das Fest der Fans. Vor allem auf den Ringen und rund um den Rudolfplatz feuern Tausende die Läuferinnen und Läufer an. „Los Mama, wir essen pünktlich“, ist auf einem Pappschild zu lesen, das ein Mann hält, der mit zwei Kindern am Streckenrand steht. Eine Mutter feuert ihre Kinder mit diesem Spruch an: „Lauft schneller, ihr tragt meinen Namen.“ Beeindruckt von der Stimmung zeigen sich auch viele Athleten. „Ich höre immer Musik beim Laufen, aber zwischendurch habe ich sogar ausgemacht, um die Stimmung genießen zu können“, sagt eine Läuferin.

Beim Lauf durch die Stadt feiern viele Menschen ihre persönlichen Erfolgserlebnisse. Jonas Hector, einstiger Kapitän des 1. FC Köln, erreichte beim Marathon in unter drei Stunden das Ziel (siehe Kasten), beim Halbmarathon bewältigte eine 85-jährige Läuferin die Strecke, Thomas Kaiser schaffte die Halbdistanz in klassischer Köbes-Kleidung mit Kölschkranz in der Hand. Zum Leidwesen einiger Mitläufer entpuppten sich die drei Kölschgläser dann jedoch als Attrappen. „Beim Kölsch-Stand habe ich zwischendurch aber zugegriffen“, verriet der schnellste Köbes der Stadt.

Sämi Schaub gehört mit seiner makellosen Kölner Marathon-Bilanz zum sogenannten „Jubilee-Club“, was ihm unter anderem Jahr für Jahr die gleiche Startnummer garantiert. Die 106. Dass er in Köln startet, ist dem Zufall zu verdanken. Als Triathlet hatte er Anfang der 1990er Jahre ein Trainingslager in Spanien absolviert und Studenten der Deutschen Sporthochschule getroffen. Die luden ihn nach Köln ein. Erst zum Karneval. Dann zum Marathon. „Es war für mich völlig klar, dort mitzumachen. Und in Köln habe ich immer das Gefühl, es geht um alle und nicht nur um die Top-Athleten“, sagt er.

Mit Kostüm am Körper und Musik im Ohr

Weil in Köln immer auch ein wenig Karneval herrscht, läuft Jörg Löhr aus Eitorf im Lappenclown-Jacket. Auf seiner Startnummer steht „Hans“, weil er ein Fan des vor zwei Jahren verstorbenen Spaßmachers Hans Süper ist. Ihm zu Ehren trägt er ein weißes Hemd, graue Langhaar-Perücke und schwarzen Hut. Und die obligatorische Flitsch. Am Sonntag ist er bereits seinen 62. Marathon gelaufen.

Dass Regel 144 der internationalen Wettkampfordnung das Musikhören verbietet, weiß kaum ein Teilnehmer. Und es interessiert auch niemanden. „Ich höre Techno und Deutschrap, das pusht richtig“, meint Stefan Scholl aus München. Beim Halbmarathon hat er die angepeilte Marke von 1:40 Stunden knapp verpasst. Schuld ist die „Wies’n-Grippe“, die er sich beim Oktoberfest abgeholt habe, erzählt er. Giulio Manganiello schwört musikalisch eher auf eine wilde Mischung aus Eminem und Rockmusik der 1950er Jahre. „Im Grunde läuft bei mir alles, was Rhythmus hat“, meint er.

Trotz des großen Feldes beim Halbmarathon kommt es an der Ziellinie nicht zu Staus. Die geänderte Wegeführung im Zieldorf zeigt Wirkung, wie auch Marathon-Chef Markus Frisch zufrieden registriert. Belohnt werden die Läuferinnen und Läufer mit der für Köln üblichen Holzmedaille.

Die Ergebnisse:

2:31 Stunden und 30 Sekunden lautet die Zielzeit von Oscar Pablo Thies (Milers Colonia). Damit darf er sich Marathon-Stadtmeister nennen. Bei den Frauen sicherte sich Maike Drieb-Schön (LAZ Rhein-Sieg) mit 2:51:22 Stunden den Titel der Stadtmeisterin.

Demeke Tadesse hat überlegen den 26. Köln-Marathon für sich entschieden. Der Äthiopier kam nach 2:12:37 Stunden ins Ziel und verwies den Spanier Chakib Lachgar (2:18:14) und seinen Landsmann Adane Weletaw (2:20:38) auf die Plätze. Bester Deutscher war Michael Wiegerling (Frankfurt) in 2:27:31. Bei den Frauen gewann Zinash Mekonnen aus Äthiopien in 2:29:41 Stunden vor Failuna Abdi Matanga (Tansania, 2:35:13) und der Frankfurterin Franziska Rennecke (2:49:06).

Viele prominente Athletinnen und Athleten gehören beim Marathon und Halbmarathon zum Feld. Ex-Nationalspieler Jonas Hector bewältigte den Marathon in respektablen 2:57:42 Stunden. Beim Halbmarathon liefen Moderatorin Katja Burghard (Foto), Leverkusen-Sportdirektor Thomas Eichin, Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink sowie WDR-Moderatorin Sabine Heinrich und ARD-Moderator Sven Lorig.

Den Halbmarathon hat Tom Förster (MTV Braunschweig) mit persönlicher Bestzeit von 1:04:35 Stunden gewonnen. Den Kampf um Platz zwei entschied Jonathan Dahlke (Bayer Leverkusen) in 1:05:45 Stunden knapp vor Linus Korsmeier (Milers Colonia). 1:09 Stunden und 49 Sekunden benötigte Esther Pfeiffer (TK zu Hannover) für den Halbmarathon. Damit verpasste sie den Streckenrekord von Sabrina Mockenhaupt aus dem Jahr 2008 um etwa eine Minute. Als Tempomacher fungierte ihr Mann Hendrik Pfeiffer, der bereits zu den Siegern in Köln gehörte. Ansonsten wäre es für sie ein einsames Rennen gewesen, denn die Zweitplatzierte Annasophie Drees (Bayer Leverkusen) benötigte 1:16:14 Stunden. Drei Sekunden nach ihr kam Addisalem Alemu (LG Regensburg) ins Ziel.