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Bilanz nach TestbetriebDas sagen die KVB in Köln nach einem Jahr mit Bodycams

Lesezeit 3 Minuten
KVB  Pilotprojekt Bodycams

Schon der Hinweis auf dem Rücken kann brenzlige Situationen entschärfen.

Die KVB kann nach einem Testjahr positive Bilanz mit Bodycams ziehen: Sie stärken das Sicherheitsgefühl und helfen Gewalt zu reduzieren.

Als die Krankmeldungen auffällig zunehmen, fällt bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) der Entschluss zum Test von Körperkameras, den sogenannten Bodycams. Allein im Jahr 2022 werden offiziell 38 tätliche Übergriffe auf Mitarbeitende der Bereiche Service und Fahrscheinkontrolle gemeldet, intern wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, weil nicht jeder Vorfall gemeldet werde. Die Angriffe führten in der Folge zu 419 Ausfalltagen bei den Betroffenen der Gewalttaten. Ein Jahr lang wurden die Kameras getestet, jetzt zieht das Verkehrsunternehmen Bilanz. Das Ergebnis fällt positiv aus. „Die Bodycam ist ein geeignetes Einsatzmittel, um Gewalt gegenüber KVB-Beschäftigten und auch Kunden zu verringern“, heißt es im Evaluationsbericht.

Die Vermeidung von Gewaltdelikten in Bussen, Bahnen und an Haltestellen ist dem Unternehmen nicht nur wegen der Sicherheit der Mitarbeitenden wichtig. Wenn es um die Zufriedenheit der Fahrgäste geht, spielt das Sicherheitsthema eine wesentliche Rolle, wie Umfragen des Unternehmens belegen. Als „Gesamtfazit“ sei festzustellen, dass der Einsatz der Kameras dazu beitrage, „in Konfliktsituationen deeskalierend zu wirken“ sowie „Übergriffe zu reduzieren“.

Die Bodycam ist ein geeignetes Einsatzmittel, um Gewalt gegenüber KVB-Beschäftigten und auch Kunden zu verringern.
KVB-Evaluationsbericht

Im Testjahr 2022 waren 17 Mitarbeitende der KVB mit Körperkameras ausgestattet worden, die Kameras seien durchschnittlich 166 Mal im Monat eingeschaltet worden, sobald ein Gespräch oder eine Kontrolle aus dem Ruder zu laufen drohte. Meist reichte es, den Aufnahmemodus zu aktivieren, um die Situation zu beruhigen, so das Untersuchungsergebnis. In 20 Fällen habe die Polizei später Aufnahmen zur Beweissicherung beschlagnahmt. Alle anderen Aufnahmen seien automatisch nach 72 Stunden gelöscht worden.

Der Einsatz der Kameras wurde durch regelmäßige Gespräche mit den Mitarbeitenden, Fragebögen und Erfahrungsberichte begleitet. „Teilweise reicht die Ankündigung eines Einschaltens der Bodycam aus, um eine Verhaltensveränderung zu erwirken“, lautet das Ergebnis der Untersuchung. Auch seine Fahrgäste hat das Unternehmen befragt und eine hohe Akzeptanz der Kameras festgestellt. „Die Kameras gehören nach einem Jahr zum Erscheinungsbild in unseren Fahrzeugen dazu und stärken das Sicherheitsgefühl“, heißt es. Rund 83 Prozent der Befragten bestätigen diese Einschätzung.

Die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Mitarbeitenden ist seit Jahren ein Problem, mit dem nicht nur die KVB zu kämpfen haben. Auch die Deutsche Bahn und das Ordnungsamt der Stadt Köln haben Körperkameras getestet und für hilfreich befunden. Vor vier Jahren hatte die Zahl der Ausfalltage von Mitarbeitenden aus dem Bereich der Fahrscheinkontrolle mit 580 einen Höchststand erreicht.

Sinnvoll vor allem an Karneval und bei Fußballspielen

Der Testphase ging auch bei den Verkehrs-Betrieben eine Schulung der Mitarbeitenden voraus, um neben der technischen Handhabung auch die rechtlichen Bedingungen für den Kameraeinsatz zu vermitteln. Auch ein Deeskalationstraining gehört bei den Mitarbeitenden der Fahrscheinkontrolle zur Ausbildung. In ihrer Befragung zeigen sich die KVB-Mitarbeitenden ebenfalls zufrieden mit dem „Tragekomfort“ der Kameras, die an ihren Westen befestigt wird.

Empfohlen wird der Kameraeinsatz in dem Bilanzbericht des Verkehrsunternehmens nicht nur für den Alltagsgebrauch, sondern vor allem bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen im Stadion oder an Karneval, denn dann sei das Konfliktpotenzial besonders groß. Allerdings hat die Wirkung auch ihre Grenzen: „Bei stark alkoholisierten oder unter Betäubungsmittel stehenden Betroffenen und größeren

latent aggressiven Personengruppen zeigt sich jedoch kein präventiver oder deeskalierender Effekt“, heißt es. In Einzelfällen könne das Einschalten der Kamera sogar eine Eskalation verursachen.