Mit „Fahrplananpassungen“ reagieren die KVB auf die jüngsten Engpässe im Fahrbetrieb bei Bussen und Bahnen, ab dem 16. November steht eine weitere Ausdünnung der Fahrpläne und damit des Gesamtangebots an.
Viele Fahrten fallen wegKVB reduzieren erneut ihr Angebot - Verkehrswende in Gefahr
Neuerdings parkt an den Haltestellen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) öfters mal ein voll ausgestattetes „Coffee-Bike“. Unter dem schwarzen Stoffdach des Lastenrads befinden sich Siebträgermaschine und elektrische Kaffeemühle, ein freundlicher Barista verteilt geduldig alle denkbaren Varianten des Heißgetränks an Fahrgäste. Doch viele Kundinnen und Kunden haben den Kaffee längst auf, um es salopp zu sagen. „Euren Kaffeewagen könnt ihr euch sparen. Fahrt lieber pünktlich“, ätzt ein Kunde auf der Facebook-Seite des Unternehmens, nachdem am frühen Morgen zwei Bahnen der Linie 16 ausgefallen waren.
Mit „Fahrplananpassungen“ reagieren die KVB auf die jüngsten Engpässe im Fahrbetrieb bei Bussen und Bahnen, ab dem 16. November steht eine weitere Ausdünnung der Fahrpläne und damit des Gesamtangebots an. Auslöser sind nach Angaben des Verkehrsunternehmens ein hoher Krankenstand, eine hohe Fluktuation im Fahrdienst und eine verstärkte Nachfrage nach Teilzeitarbeit. Vorstandschefin Stefanie Haaks spricht von einer „zunehmend kritischen Betriebssituation“. Etwa 1600 Mitarbeitende sind im Fahrdienst beschäftigt, laut KVB sind derzeit 60 Stellen unbesetzt. Die Krankenquote bewege sich zwischen 12 und 17 Prozent — der Durchschnitt der Stadtverwaltung liegt bei knapp zehn Prozent.
KVB in Köln: Personalnot zur Unzeit
Die Personalnot bei den Verkehrsbetrieben kommt zur Unzeit, denn die Stadt setzt in Zeiten des Klimawandelns konsequent auf einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr. „Mit Blick auf die angestrebte Verkehrswende müssen Politik, Verwaltung und KVB nun an einem Strang ziehen. Wir brauchen schnelle Veränderungen“, mahnt Theresa de Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU. Eine „Stabilisierung“ der KVB empfiehlt auch Michael Weisenstein (Linke), „diese Entwicklungen deuten das Ende der Verkehrswende in Köln an“, gibt er zu bedenken. Erstmals waren die Fahrpläne im Jahr 2023 reduziert worden. Mit den neuerlichen Streichungen ist die Zahl der Fahrten seitdem um insgesamt 11 Prozent gesunken, ein kontinuierlicher Abwärtstrend.
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Vor allem an den Wochenenden war die Situation zuletzt dramatisch, das Unternehmen spricht von Fahrausfällen im zweistelligen Prozentbereich. Der „Leistungserfüllungsgrad“ schwanke zwischen 72 und 95 Prozent. An schlechten Tagen kam es also zuletzt vor, dass etwa jede vierte Fahrt ausfiel. Mit der neuerlichen „Anpassung“ wollen die KVB nun vor allem an ihrer Verlässlichkeit arbeiten. Schnelle Besserung ist eher nicht zu erwarten. „Wir können derzeit keine seriöse Prognose abgeben, wann sich die Personal- und die Fahrzeugsituation so weit stabilisiert haben, dass wir unser Angebot wieder ausbauen können. Wir werden also auf Sicht fahren müssen“, sagt KVB-Chefin Haaks.
Unmut der Fahrgäste: Personal gebühre Wertschätzung
Sie befürchtet nun vor allem den Unmut der Fahrgäste, der bereits seit Wochen spürbar ist. Angesichts der zunehmenden Ausfälle im Bus- und Bahnverkehr bittet sie inständig, das eigene Personal nicht als Prellbock der schlechten Laune zu missbrauchen. „Ich bitte zu bedenken, dass die Mitarbeitenden im Fahrdienst, im Service oder in der Instandhaltung, die unsere Fahrgäste täglich sehen, nichts für unsere Situation können. Ihnen gebührt eine wertschätzendere Behandlung für ihren Einsatz als ich es momentan wahrnehme“, sagt sie.
Um die Personallücke zu schließen, sollen im kommenden Jahr zusätzliche Fahrschul-Termine angeboten werden. Für den Busverkehr seien sechs Fahrschulen mit insgesamt 128 Ausbildungsplätzen vorgesehen, beim Bahnverkehr werde die Zahl der Auszubildenden sofort von 120 auf 180 aufgestockt. Außerdem will das Unternehmen gezielt geflüchtete Menschen zu Fahrerinnen und Fahrern ausbilden.
Engpässe bei Beschaffung neuer Stadtbahnen
Verschärft wird die Lage durch Engpässe bei der Beschaffung neuer Stadtbahnen. Weil sich Lieferungen verzögern, sollen nun die älteren Bahnen ertüchtigt werden. Hierfür fällt jeder einzelne Wagen mehrere Monate aus. Nun soll das Fahrzeug-Konzept überarbeitet werden. Harsche Kritik an der Situation im Unternehmen kommt von der FDP: „Personalmangel und absurd hohe Krankenquoten kommen nicht von ungefähr, sondern sind Folge einer massiven Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der schlechten Stimmung im Unternehmen. Der Personalvorstand der KVB sollte endlich einräumen, dass er mit seiner Aufgabe überfordert ist“, meint Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher der Liberalen.
Die gravierendsten Einschnitte sieht der neue Fahrplan für die Linie 13 vor. Ein Grund ist die Baustelle auf der Mülheimer Brücke, die ohnehin bereits zu Einschränkungen führt. „Zum anderen, da die Linie 13 insbesondere für Berufspendler und Auszubildende von Bedeutung ist, die mehrheitlich werktags unterwegs sind“, erklärt Gunther Höhn, Leiter des Nahverkehrsmanagements der KVB.