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Personalnot in KölnMassive Ausfälle bei den KVB – trotz ausgedünntem Fahrplan

Lesezeit 5 Minuten
Leute steigen an einer Haltestelle aus einer Bahn.

Schlechte Stimmung an der Bahnsteigkante: Bei den KVB herrscht Frust.

Die KVB kämpfen mit massiven Ausfällen und können den reduzierten Fahrplan durch Personalnot und eine erhöhte Krankheitsquote nicht erfüllen. Die Stimmung ist schlecht.

Vorsicht an der Bahnsteigkante. Die Stimmung ist dort wieder einmal schlecht. Denn es läuft nicht rund bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). Noch unrunder als es eh schon nicht rund läuft. Die KVB haben zurzeit wieder mit massiven Ausfällen zu kämpfen. So massiv, dass sie selbst ihren bereits seit über einem Jahr ausgedünnten Fahrplan nicht mehr erfüllen kann. Wer gerade plant, mit der Stadtbahn einen Termin wahrzunehmen, muss sich darauf einstellen, dass das kaum noch planbar ist. Ein Sprecher der KVB räumt auf Nachfrage der Rundschau ein: „Wir haben seit etwa zwei Wochen eine erhöhte Zahl von Fahrtausfällen vor allem im Stadtbahnbereich.“

Drei konkrete Beispiele für die Misere: Eine geplante Fahrt vom Dom/Hauptbahnhof zum Eifelwall, außerhalb des Berufsverkehrs. Eigentliche Fahrtzeit noch nicht einmal eine Viertelstunde. Mit über einer halben Stunde Vorlaufzeit sollte also mehr als reichlich Puffer eingeplant sein. Jedoch, die Linie 18, die genau diesen Streckenabschnitt im Zehn-Minuten-Takt bedienen sollte, kommt über eine halbe Stunde nicht.

KVB: Ausfälle, Verspätungen, volle Bahnen

Ein Schüler berichtet der Rundschau, die Bahn, die er jeden Morgen für seinen Schulweg nimmt, fällt seit über einer Woche fast jeden Tag aus. Er muss eine Bahn später nehmen – wie so viele andere. Diese Bahn ist rappelvoll, kaum noch ein reinkommen. Damit pünktlich zur ersten Stunde zu kommen, ist nur rennend möglich. Die Lehrer wissen das, schauen großzügig über Verspätungen hinweg, frei nach dem einstigen Werbeslogan der KVB, den sie lieber nicht mehr plakatiert: „Ihr habt verpennt? Wir sind euer Alibi.“

Eine KVB-Kundin – oder müsste es besser heißen: eine ehemalige KVB-Kundin? – berichtet der Rundschau, dass sie die Stadtbahn für ihren täglichen Weg zur Arbeit aus der Innenstadt nach Weiden nicht mehr nutzt. Es gebe einfach keine Zuverlässigkeit mehr. Da quäle sie sich lieber mit dem Auto über Schleichwege zu ihrem Arbeitgeber oder macht, wann immer möglich, Homeoffice.

Hilferuf im Intranet der KVB

Einzelfälle? Mitnichten. Zwar schweigt sich der Betrieb über die konkrete Zahl der Ausfälle aus: „Die Situation schwankt von Tag zu Tag“, drückt es ein Sprecher aus. Doch die Rundschau weiß aus dem Kreis der Mitarbeiter: Alleine vergangenen Sonntag seien rund 30 Fahrten ausgefallen. Vor diesem Hintergrund schaut die Betriebsleitung gerade mit Angstschweiß auf das kommende Wochenende. Mit dem Köln-Marathon steht ein Großereignis ins Haus. Die Nachfrage nach dem ÖPNV-Angebot wird also groß sein. Bei der jetzigen Ausfallquote kann das nur zu Frust und Chaos führen. Um das abzufedern, gibt es nach Rundschauinformationen einen Aufruf auf der Intranet-Seite des Betriebs: Wer eine Stadtbahn steuern und am Wochenende arbeiten kann, soll sich „dringend“ melden.

Aber warum sind die Ausfälle zurzeit schon wieder so massiv? „Dafür gibt es verschiedene Gründe“, sagt ein Sprecher. „Die Krankheitsquote ist vor allem durch die grassierende Erkältungswelle und eine steigende Zahl von Corona-Erkrankungen erhöht“, beschreibt er die Lage. „Hinzu kommt, dass wir trotz intensiver Recruiting-Maßnahmen nach wie vor unbesetzte Stellen im Fahrdienst haben und immer wieder Kolleginnen und Kollegen von der Vollzeit- in eine Teilzeitbeschäftigung wechseln“, nennt der Sprecher weitere Gründe. „Die Faktoren kommen derzeit zusammen und führen leider dazu, dass wir unseren Fahrplan nicht wie gewünscht einhalten können.“

Was der KVB-Sprecher nicht dazu sagt, dieser Fahrplan ist schon nicht mehr der eigentliche Fahrplan. Der wurde schon im vergangenen Februar ausgedünnt, weil es bereits damals wegen hoher Krankheitsquote und Personalmangels zu massiven Ausfällen kam. Der Betrieb stand dabei nicht zuletzt wegen seiner Informationspolitik in der Kritik, denn die Fahrgäste erfuhren erst an der Bahnsteigkante, dass ihre Bahn nicht kommt. Was das Ausmaß der jetzigen Misere vielleicht am besten verdeutlicht: Laut eines KVB-Mitarbeiters sei man nun wieder bei einer Ausfallquote angekommen, wie sie vor der Ausdünnung des Fahrplans im Februar 2023 bestand – nur eben jetzt bei bereits ausgedünntem Fahrplan.

KVB in Köln: Ausfälle schlecht kommuniziert

Ist es denn mittlerweile um die Informationspolitik des Betriebs besser gestellt? Die kurze Antwort: Nein. Weil vor der Fahrplanausdünnung das Informationsportal auf der Internetseite oder der App des Betriebs aus allen Nähten platzte, kam die Betriebsleitung auf die Idee, dort nicht mehr die auf Personalnot beruhenden Ausfälle anzuzeigen, sondern nur noch diejenigen, die auf technischen Störungen beruhen. Die Folge: Der Fahrgast erfährt weiterhin erst an der Bahnsteigkante, dass seine Bahn nicht kommt – durch Nichterscheinen. Besonders fatal dabei: Wer seine Fahrkarte digital über die KVB-App bezieht und dafür seine gewünschte Verbindung eingibt, der bekommt Fahrten angezeigt, die in Wirklichkeit ausfallen.

Ist denn wenigstens Besserung in Sicht?

„Die Situation schwankt allerdings von Tag zu Tag, je nachdem, wie viele aktuelle Krankmeldungen wir bekommen. Wenn wir genügend Vorlauf haben, bemühen wir uns, so zu disponieren, dass auf einer Linie nicht zwei Fahrzeuge hintereinander ausfallen. Je nachdem, wie kurzfristig und in welcher Zahl uns Krankmeldungen erreichen, gelingt uns das aber nicht immer“, sagt der Sprecher. Eine kurzfristige Lösung scheint es nicht zu geben: „Wir erhoffen uns Ende Oktober eine Entspannung der Personalsituation, wenn die Absolventen der im Juli gestarteten Stadtbahn-Fahrschule ihren Dienst aufnehmen“, führt er weiter aus.

Doch diese Hoffnung könnte trügerisch sein, denn bei dem alljährlichen „Qualitätsbericht“ der KVB vor wenigen Wochen wurde deutlich: Die Fahrschulen des Betriebs sind zwar ausgebucht. Doch die Durchfaller- und Abbrecherquote ist hoch. Die Teilnehmer, die es dann letztendlich auf den Fahrersitz schaffen, decken bestenfalls gerade die Personalabgänge ab, die die KVB zu verzeichnen hat.