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Personalprobleme müssen vorab gelöst werdenKVB-Chefin kann sich Studierende als Bahnfahrer und Fahrerinnen vorstellen

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Auf einer Anzeigentafel werden die nächsten Bahnen mit ihrer Ankunftszeit aufgelistet.

Verspätungen und Ausfälle sind noch an der Tagesordnung.

Seit Februar 2023 fahren die KVB nach einem abgespeckten Fahrplan. Doch schon weit vorher gab es massive Fahrplanprobleme.

Können Studierende als Bahnfahrerinnen und -fahrer in Teilzeit die Personalprobleme der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) lösen? Wie die Rundschau berichtete, gibt es innerhalb des Verkehrsunternehmens Überlegungen dazu, die aber durchaus kontrovers diskutiert werden. Nun bestätigt die Vorstandsvorsitzende der KVB, Stefanie Haaks: „Das Modell der studentischen Fahrer und Fahrerinnen kann eventuell als Ergänzung sinnvoll sein.“

Allerdings relativiert Haaks. Studentische Hilfskräfte in den Fahrerkabinen ihrer Bahnen kann sie sich nur vorstellen, wenn die KVB ihre Personalprobleme gelöst haben. Also: „Wenn wir genügend Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung haben, um unser geplantes Fahrplanangebot vollumfänglich leisten zu können“. Seit Februar 2023 fahren die KVB nach einem abgespeckten Fahrplan. Doch schon weit vorher gab es massive Fahrplanprobleme. Eine hohe Quote an Ausfällen und Verspätungen führte zu deutlicher Kritik aus Politik und Gesellschaft. Mit dem eingeschränkten Angebot sollte zumindest Verlässlichkeit hergestellt werden. Doch auch das gelingt nicht in dem von vielen Kritikern erhofften Maß. So wurde unter anderem von Teresa De Bellis, Mitglied im Aufsichtsrat der KVB und verkehrspolitische Sprecherin der CDU, die Forderung laut, es brauche einen Krisenstab für den Betrieb.

Hintergrund für die Probleme im Fahrbetrieb sind Personalmangel und eine seit der Corona-Krise über den Erwartungen der KVB-Personalplaner liegende Krankenquote. Der Betrieb reagiert mit Einstellungsoffensiven. Unter anderem eine Karrierebus macht bei größeren Ereignissen wie FC-Heimspielen Halt und wirb für den Beruf der Bus- oder Bahnfahrer.

Neuland sind studentische Fahrerinnen und Fahrer für die KVB nicht

Dennoch kann sich die KVB -Chefin wohl nicht vorstellen, die weiterhin offenen Stellen mit Studierenden zu besetzen. „Wir konzentrieren uns im Moment mit großem Aufwand auf die reguläre Fahrschulausbildung für Fahrer und Fahrerinnen in Vollzeit“, sagt sie auf Rundschau-Anfrage. „Wir haben schon vor längerer Zeit unsere Fahrschul-Kapazitäten aufgestockt und sind auf einem guten Weg, mittelfristig wieder genügend Fahrerinnen und Fahrer für unser Fahrplanangebot zur Verfügung zu haben“, so Haaks.

Erst dann könne sich die Vorstandsvorsitzende vorstellen, mit Studierenden zur Entlastung der Vollzeitkräfte beizutragen. Denn aus der Belegschaft des Verkehrs-Betriebs ist zu hören, dass die KVB zurzeit in einem Teufelskreis fahren: Zu wenige Fahrerinnen und Fahrer durch Personalmangel und Krankheit führen zu höheren Belastungen der vorhandenen Kräfte – was wiederum die Krankenquote nach oben treibt.

Neuland sind studentische Fahrerinnen und Fahrer für die KVB nicht. Zwischen 2006 und 2013 wurden sie bereits angeworben und eingesetzt. Sie erhielten eine Schnellschulung und wurden hauptsächlich im Spätverkehr und am Wochenende eingesetzt, „um das hauptberufliche Fachpersonal bei Sonderverkehren wie Großveranstaltungen zu unterstützen“, erklärt ein KVB-Sprecher. „Das Modell sah zuletzt so aus, dass eingeschriebene Studierende als Teilzeitbeschäftigung in einem Arbeit auf Abruf-Modell arbeiteten. Ziel war es, Spitzen im Personalbedarf – insbesondere an Tagen mit Sonderverkehren oder Betriebsverstärkungen – abzudecken, kurzfristig erforderliche Ab- oder Umsetzungen vornehmen sowie kurzfristige Urlaubswünsche eher erfüllen zu können.“

Doch in der Praxis habe sich das Modell nicht immer bewährt. Dem kurzfristigem Einsatz stand unter anderem die im Arbeitsrecht verankerte Ankündigungsfrist von vier Tagen vor dem Dienst im Weg. Auch habe der Einsatz von kurzer Dauer nicht immer im Verhältnis zum Aufwand für Akquise und nicht zu letzt zur Ausbildungszeit der Studierenden gestanden. Die lag zwischen einem und drei Monaten.