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Umsatzeinbußen nach ArchiveinsturzKVB bietet Gastwirtin von „Papa Rudi's“ am Waidmarkt rund 9000 Euro

Lesezeit 3 Minuten
Das Papa Rudi's ist seit Jahren „eingezäunt“.

Das Papa Rudi's ist seit Jahren „eingezäunt“.

Das schmale Angebot an die Inhaberin des Gastrobetriebs „Papa Rudi's“ ist offenbar inklusive Stillschweigen gemeint. Ein Vorgehen, das verblüfft.

Dass die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) im Umgang mit den Leidtragenden des Archiveinsturzes am Waidmarkt nicht gerade feinfühlig vorgehen, ist ein oft gemachter Vorwurf. Und die KVB gibt ihm immer wieder Nahrung. Da wäre die offizielle Mitteilung des Betriebs zum 15. Gedenktag des Unglücks. Drei Zeilen darin widmen sich den „zwei jungen Männern“, die beim Archiveinsturz verstarben und des Gedenkens an sie. Die restlichen drei DIN A4-Seiten sind technische Erläuterungen zur Sanierung.

Und noch ein Vorgang im Vorlauf des 15. Gedenktages nährt den Eindruck, der Betrieb ist bemüht, den Folgen des Unglücks für die Betroffenen nicht zu viel Aufmerksamkeit zu geben. „Im Dezember letzten Jahres ist die KVB an meine Mandantin herangetreten und bot ihr eine einmalige Kulanzzahlung in Höhe von 9145 Euro für die geschäftlichen Beeinträchtigungen der Gaststätte Papa Rudi's durch den Bau der Nord-Süd Stadtbahn für die Jahre 2009 bis 2021 an“, berichtet die Kölner Rechtsanwältin Harriet Krüger der Rundschau.

Gaststätte verschwindet hinter Bauzäunen

9145 für zwölf Jahre. Noch nicht einmal 800 Euro im Jahr. Wäre alles so gekommen, wie die Inhaberin des Papa Rudi's es sich erhofft hatte, wäre das wohl eher der Umsatz eines Tages gewesen. Nicht lange vor dem Archiveinsturz hatte sie die Gaststätte am Waidmarkt, am südlichen Ende der belebten Severinstraße, übernommen. Doch nach dem Einsturz waren die damit verbundenen Geschäftsaussichten dahin. Für längere Zeit war gar kein Betrieb mehr möglich. Im Rahmen eines Soforthilfeprogramms für betroffene Händler wurden der Gastwirtin damals 15.000 Euro ausgezahlt. „Das kann man vielleicht mit den Corona-Hilfen vergleichen“, sagt dazu ihre Anwältin Harriet Krüger. Das Geld war an keine Bedingungen geknüpft. Auch hieß es nicht, dass damit alle weiteren Ansprüche abgedeckt seien. Doch auch, als das Papa Rudi's wieder öffnen konnte, war an einen rentablen Betrieb nicht zu denken. Die Gaststätte verschwand hinter Bauzäunen und Schallschutzwänden. „Nur der Solidarität im Viertel ist es zu verdanken, dass meine Mandantin Einnahmen hat“, so Krüger.

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Im Gegenzug: Stillschweigen

Dabei erwarten die KVB eine Gegenleistung für das Geld: „Im Gegenzug sollte   sich meine Mandantin verpflichten, in Bezug auf das Angebot der KVB sowie auf diese Erklärung und ihre Inhalte in jeglicher Hinsicht Stillschweigen zu bewahren“, berichtet Krüger. Auch involvierte Dritte sollen schweigen.

Die Kölner Anwältin hat der KVB eine Absage erteilt:   „Meine Mandantin hat diesen Abfindungsvertrag natürlich nicht unterschrieben. Ich werde nun entsprechende Ansprüche meiner Mandantin gegen die Beteiligten überprüfen.“

Das Angebot der KVB hält auch Günter Otten von der Initiative „Archivkomplex“ für unverhältnismäßig. „Ich halte die Wirtin für eine Heldin des Ortes. Sie hat durchgehalten und diesen abgeschnitten Bereich belebt.“

Die KVB nimmt wie folgt Stellung: „Nach einem entsprechenden Antrag der Geschäftsinhaberin im vergangenen Jahr hat die KVB eine eventuelle Anspruchsberechtigung sowohl juristisch als auch durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer zeitnah und gewissenhaft prüfen lassen. Da die entsprechenden Voraussetzungen für eine Entschädigung nicht gegeben waren, musste der Antrag abgelehnt werden. Es wurde daraufhin geprüft, ob eine Möglichkeit besteht, die Geschäftsinhaberin mit einer Kulanzzahlung zu unterstützen und in welcher maximalen Höhe dies erfolgen könnte. Die in der Folge angebotene Summe wurde jedoch ohne weitere Begründung abgelehnt. Da der Sachverhalt nunmehr gegebenenfalls zu einer rechtlichen Auseinandersetzung führt, bitten wir um Verständnis dafür, dass wir uns hierzu nicht detaillierter öffentlich äußern können und werden.“