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Staustress in KölnWas stimmt nicht mit Kölns Baustellenmanagement?

Lesezeit 3 Minuten

Lange Staus auf der Rheinuferstraße, ausgelöst durch die Baustelle am Ubierring

Rheinuferstraße: Kein Durchkommen mehr. Nord-Süd-Fahrt: Dauerstau. Und das alles vor der Reisewelle, in der noch viele ins Büro müssen und in die Stadt wollen.

Kurz vor Beginn der Sommerferien ist das Verkehrsaufkommen in der Stadt hoch. Und genau jetzt knubbeln sich die Baustellen. Der Verkehrskalender der Verwaltung weist nicht weniger als 23 von ihnen allein in der Innenstadt aus. Darunter Großbaustellen, die sich gegenseitig „aufschaukeln“. Es ist nahezu unmöglich, ohne Stau in die Stadt oder aus ihr herauszukommen. Ein Paradigmenwechsel? Einst rühmte sich die Stadt eines Baustellenmanagements, das genau diese Zustände verhindern sollte.

Früher wurde alles aufeinander abgestimmt

Früher war mehr Lametta: Immer vor den Sommerferien lud das Verkehrsdezernat zur großen Pressekonferenz: Der Dezernent, zwei Amtsleiter, der Baustellenmanager, Vertreter von der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), der Rheinenergie, der Stadtentwässerungsbetriebe, der Polizei, der Industrie- und Handelskammer sowie des Handwerks erklärten, welche großen Baumaßnahmen sie in den Ferien auf dem Plan haben. Das Signal, das von dieser Veranstaltung ausgehen sollte: Seht her, wir investieren in Kölns Infrastruktur und die dafür nötigen Baustellen stimmen wir aufeinander ab.

Heute eine schmale Pressemitteilung

Und heute? Eine „schmale“ Pressemitteilung. Zehn Baustellen (siehe Grafik). Allein von der Stadtverwaltung. Kein konzertiertes Vorgehen mehr mit den Partnern. Auf Nachfrage ist bei den Stadtbetrieben zu hören, man sei nicht darüber informiert worden, dass die Verwaltung die Sommerbaustellen kommuniziert. Mit etwas Böswilligkeit könnte gesagt werden: Die „dicken Klopper“ liegen ja auch schon alle vor den Ferien.

Großbaustelle am Agrippinaufer

Allen voran die Großbaustelle im Mündungsbereich des Ubierrings mit dem Agrippinaufer. Dort erneuert die KVB gerade die Gleisüberfahrt. Am Dienstag stand den Autofahrern auf einer der am stärksten befahrenen Straßen der Kölner Innenstadt nur noch eine Spur Richtung Norden auf der Rheinuferstraße zur Verfügung. Als der morgendliche Berufsverkehr schon abgeklungen war, stauten sich die Fahrzeuge in Fahrtrichtung zum Dom noch bis hinter der Kreuzung mit der Schönhauserstraße zurück. Gute anderthalb Kilometer.

Kein Hinweis auf der Zoobrücke

Am gleichen Morgen bildeten sich weiter nördlich bereits vor der Stoßwelle des Berufsverkehrs lange Staus auf der Zoobrücke. Der Grund: Eine Sperrung auf dem Niederländer Ufer, auf der Brücke nicht ausgeschildert. Wer sein Heil auf der Nord-Süd-Fahrt sucht, geht fehl. Wegen der Sanierung des WDR-Filmhauses ist dort ein Spur im Kreuzungsbereich mit der Komödienstraße gesperrt. Das kulminiert mit der kürzlich durchgeführten Umwandlung der Trankgasse in eine Fahrradstraße. Ausweichverkehre aus allen Richtungen stauen sich auf (die Rundschau berichtete).

Baustellen in Köln

Baustellen in Köln

Verdrängen durch Verleiden?

Sind diese extrem staufördernden Maßnahmen in einer traditionell verkehrsstarken Zeit vor Beginn der Reisewelle Teil einer neuen Mobilitätsstrategie unter Verkehrsdezernent Ascan Egerer? Der ist angetreten, das Auto zurückzudrängen. Verdrängen durch Verleiden? Thomas Weil, Baustellenmanager der Stadt Köln lässt sich dazu nicht direkt befragen. Er antwortet nur schriftlich – und bezieht zu dem Paradigmenwechsel einfach keine Stellung. Stattdessen bezieht er sich auch nach der Pandemie immer noch auf Corona. Wegen des Virus’ sei auf die Pressekonferenzen verzichtet worden. Die zeitlichen Abläufe der Baustellen würden „im laufenden Geschäft“ der Genehmigungen koordiniert. Je nach Baudauer beginne eine Baustelle halt auch schon mal vor den Ferien.