Zentral gelegen, aber wenig genutzt: In diesem Jahr sind erst 12 Strafanzeigen dort aufgenommen worden. Woran liegt das?
Schlechte BilanzKölns versteckte Polizeiwache am Kölner Dom
Böse Zungen behaupten: Die Kölner Polizei hält sich im Versteck auf. Am Rande der Domtreppe, im „Untergeschoss“ des Kurienhauses ist die Anlaufstelle von Polizei und Ordnungsamt seit 2017 beheimatet. Schon bei der Eröffnung sagte der ehemalige Polizeipräsident Uwe Jacob: „Wir wollen die Räume von außen noch besser erkennbar machen“. Dies ist auch nach Jahren noch nicht gelungen.
In diesem Jahr sind von den Einsatzkräften erst zwölf Strafanzeigen aufgenommen worden sowie zwei Ordnungswidrigkeitsanzeigen. Dies teilte die Polizei auf Anfrage der Rundschau mit. An einem normalen Tag werden in Köln rund 400 Strafanzeigen aufgenommen. In diesem Jahr sind 400 Dienststunden geleistet worden.
Kölns Wache am Dom: Zahlen sprechen deutliche Sprache
Die Zahlen belegen: Ein Erfolgsprojekt ist die Anlaufstelle nicht. Dabei ist die Domumgebung sehr stark frequentiert. „Die Domumgebung ist der Ort mit der höchsten Fußgängerfrequenz in Köln. Täglich kommen im Bereich Dom und Hauptbahnhof mehr als 300 000 Menschen vorbei“, sagte OB Henriette Reker bei der Vorstellung der Räume zur Eröffnung.
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Im Oktober 2017 wurde am Rande des Roncalliplatzes die neue Anlaufstelle eingerichtet. Früher wurde dort in der Buchhandlung Kösel Literatur angeboten. Streifen von Ordnungsamt und Polizei kontrollieren seitdem von dort aus die Gegend um den Dom und Hauptbahnhof. Nach der Silvesternacht 2015/2016 mit massiven sexuellen Übergriffen sollte mehr Präsenz rund um den Dom gezeigt werden. Außerdem können Anzeigen erstatte und Beratungen durchgeführt werden. Doch wirklich gut wurde die „Wache“ nicht angenommen. Hauptsächlich fragen Touristen nach dem Weg.
Und so machten sich die Verantwortlichen schon einige Monate nach der Eröffnung auf die Suche nach einer zentralen Lage für eine neue Anlaufstelle – und hatte einen klaren Favoriten. Es sollten Räume im Deichmannhaus werden, direkt gegenüber des Hauptbahnhofs. „Nach mehreren Gesprächen sowohl mit dem Makler als auch mit dem Eigentümer des Objektes konnte keine Einigung hinsichtlich des Mietvertrages erzielt werden, so dass die Verhandlungen gescheitert sind“, heißt es in einem Schreiben. „Wir wären dort gerne eingezogen“, hieß es im Januar 2020 von der Polizei. Vier Jahre später gibt es die Anlaufstelle am Dom noch immer und richtig glücklich ist die Polizei nicht mit dem Standort.
Wie es derzeit aussieht, wird das Thema eine Hängepartie. Das Bauvorhaben „Historische Mitte“ ist durch den Ausstieg der Kirche gekippt und auch der Zeitplan für den Abriss des Kurienhauses ist noch unklar. „Zu der Dauer des weiteren Betriebs der Anlaufstelle liegen hier keine aktuellen Informationen vor. Nach wie vor ist ungewiss, wann genau das Gebäude im Eigentum der Dom-Rendantur abgerissen werden soll“, sagt ein Polizeisprecher.
Spätestens dann wird die Polizei die Anlaufstelle verlassen und vermutlich weiter nach einer zentralen Örtlichkeit suchen. Aber wie heißt es in Köln: Bis dahin wird noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen.