- An der Einsturzstelle des Stadtarchivs soll bald wieder gebaut werden: Der Deckel auf der Baugrube, der die provisorische Straße trägt, ist marode und muss saniert werden..
- Doch vor 2021 wird es nichts mit dem Start der Sanierung werden. Die KVB rechnet dann mit sieben Jahren Bauzeit.
- Eine Übersicht.
Köln – Am Waidmarkt wird in einem Schacht weiter im Grundwasser getaucht und unter der Einsturzstelle des Stadtarchivs Boden als Beweismittel sichergestellt – mindestens noch ein halbes Jahr lang. Dennoch soll bald wieder gebaut werden: Der Deckel auf der Baugrube, der die provisorische Straße trägt, ist marode und muss saniert werden. Für den Weiterbau der Stadtbahn indes gibt es auch elf Jahre nach der Katastrophe beim U-Bahnbau, die eine Häuserzeile zerstörte und zwei Menschen in den Tod riss, keinen Termin. Die Kölner Verkehrs-Betriebe teilten gestern mit: Vor Frühjahr oder Sommer 2021 wird nicht mit der Sanierung der Baugrube begonnen werden können. Die KVB rechnen mit sieben Jahren Bauzeit, bis die Bahn fahren kann.
Neue Straßensperrung
Schon jetzt im Frühjahr soll die Severinstraße zwischen Löwengasse und Waidmarkt gesperrt werden. Bis zu einem Jahr könnte es dauern, um die provisorische Fahrbahn und ihren Unterbau zu erneuern, sagt die Stadt. Denn die Stahlträger und deren Auflager auf den Betonwänden des unterirdischen Stadtbahn-Bauwerks sind nach zehn Jahren marode. Die oberen Wandstreifen, die „Schlitzwandköpfe“, sollen saniert werden.
Warum geht es nicht weiter?
An der Nord-Süd-Stadtbahn kann erst weitergebaut werden, wenn Ermittlungen zur Ursache des Einsturzes vollständig abgeschlossen sind. Zwei Strafverfahren haben zwar geklärt: Der Einsturz war ein Unglück – eine Verkettung unglücklicher Umstände und Baufehler. Auch die Bauaufsicht der KVB hatte Mängel, wie das Gericht feststellte. Aber zivilrechtlich wird um den Schadensersatz gerungen. Dabei wird über den Einfluss einer dünnen Kohleschicht debattiert. Sie trennt Erdschichten, die unterschiedlich stark vom Grundwasser durchdrungen werden. Da der Grundwasserpegel mit Zeitversatz auf den Rheinpegel reagiert, beeinträchtigt Hochwasser die Tauchgänge im Auftrag des Gutachters.
Das Zivilverfahren
„Wir sind immer noch im Beweissicherungsverfahren“, sagte Michaela Brunssen, Sprecherin des Landgerichts Köln, ein Hauptverfahren sei noch nicht beantragt. Die Verfahrensparteien – also Stadt und KVB sowie die Baufirmen – bestimmen, was an Beweisen zu sichern ist, bevor verhandelt werden kann. Stadt und Baufirmen hatten nach dem Strafprozess beim Landgericht beantragt, die Kohleschicht zu untersuchen. Dazu ist in 33 Metern Tiefe Bodenmaterial zu sichern und Erkenntnisse darüber den Streitenden zur Verfügung zu stellen. Erst Ende Januar hatte der Gutachter zu einem anderen Thema Antworten geliefert. Die Stadt vertraut auf ein Rechtsgutachten, das sie 2009 erstellen ließ, wonach ihre zivilrechtlichen Ansprüche nicht verjähren.
Einsatzstelle
Noch immer ist der Unglücksort eine Einsatzstelle der Feuerwehr. Über diesen Status soll erst neu entschieden werden, wenn der Gerichtsgutachter fertig ist. Denn die Hilfe der Feuerwehr könnte noch notwendig sein, wenn die Sanierung des beschädigten Bauwerks beginnt.
Sanierung
Das Stadtbahnbauwerk, in dem Bahnen von einer Tunnelröhre in die andere fahren können, muss von der Arbeitsgemeinschaft der am U-Bahnbau beteiligten Firmen saniert und fertig gebaut werden. Das hat der Stadtrat mangels Alternativen beschlossen. Zweieinhalb Jahre sind veranschlagt. Laut Gerd Neweling, dem Leiter des Amtes für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau, gibt es regelmäßige, konstruktive Planungsgespräche mit den Baufirmen um parallel zur rechtlichen Auseinandersetzung die Sanierung vorzubereiten. Diese Planung soll noch dieses Jahr abgeschlossen sein, die Sanierung im Frühjahr oder Sommer 2021 beginnen.
Der Weiterbau
Als Linie 17 im Süden und Linie 5 im Norden ist ein Großteil der Nord-Süd-Stadtbahn in Betrieb. Nach Einschätzung der KVB wird es fünf Jahre dauern, die Bahn zu Ende zu bauen. 2028 ist Ziel.
Der Schaden
1,3 Milliarden Euro hat die Stadt als Schaden aufsummiert. Allerdings sind die Anteile, wie der Schaden am Inhalt des Stadtarchivs, nur geschätzt. Die Stadt ist zuversichtlich, alles was sie ausgegeben hat, im Zivilprozess zurück zu erhalten – auch das Geld für Gutachten.