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Auf dem Heumarkt in KölnAnsturm und Chaos beim Konzert von Tokio Hotel

Lesezeit 3 Minuten
Tom und Bill Kaulitz gastierten auf dem Heumarkt - Tausende wollten sie sehen.

Tom und Bill Kaulitz gastierten auf dem Heumarkt - Tausende wollten sie sehen.

Zu chaotischen Szenen kam es am Samstagabend - der Veranstalter verteidigte sein Konzept.

Tokio Hotel ohne Eintritt in der Kölner Altstadt. Nichts wie hin, dachten sich massenweise Fans der angesagten Band. Doch der Spaß an dem Auftritt am Samstagabend war vielen Fans ganz schnell vergangen, auch am Sonntag hallte der Ärger nach. „Katastrophale Organisation“. „Ich wurde gegen Buden gedrückt“. „Die ausgeschilderten Notausgänge waren komplett verstopft“. Die Besucher des Konzertes machten ihrem Ärger kräftig Luft.

Fans von Tokio Hotel.

Ansturm beim Konzert von Tokio Hotel.

Der Andrang war so groß, dass die Polizei vom Veranstalter gerufen wurde. „Wir wurden gebeten, an vier Zugangsstellen zu unterstützen“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Besonders am Zugang an der Bolzengasse sei es eng gewesen. Probleme gab es auch im Bereich Unter Käster und Seidenmachergässchen. Immer wieder hätten Besucher auf den Heumarkt gewollt. „Es ist sehr sehr voll“, heißt es im Einsatzprotokoll der Polizei um 22.10 Uhr. Bevor Schlimmeres passieren konnte, habe man dem Veranstalter geholfen und so alles „in geregelte Bahnen“ gelenkt, wie der Polizeisprecher ergänzte. Dabei sei es besonders darum gegangen, Absperrungen einzuziehen. Über Verletzte gab es von Seiten der Polizei am Sonntag keine Angaben. Nach Zeugenangaben soll es mehrere kollabierte Personen gegeben haben. „Rettungssanitäter kamen nicht mehr durch“, schreibt eine Besucherin auf Facebook.Andere berichteten, dass viel zu wenig Sanitäter am Heumarkt waren.

Tokio Hotel

Alles Handys hoch - auf Tokio Hotel.

„Leider zum Zeitpunkt von Tokio Hotel knapp an einer Massenpanik vorbeigekommen. An den Ausgängen war kein Vor- und Zurückkommen mehr. Zu wenig Platz für zu viele Menschen. Ich hoffe das Sicherheitskonzept wird angepasst. Das hätte böse ausgehen können“, kommentiert eine weitere Besucherin des Konzerts auf Instagram die Situation. Ein anderer Nutzer schreibt: „Bei der EM gab es ein Sicherheitskonzept und Fan-Zonen – wieso hat man das bei einem Weltstar wie Tokio Hotel nicht auch genauso umgesetzt?“ Eine Frau berichtete zudem, dass sie von einer Restaurantmitarbeiterin aus der Enge befreit wurden und über einen Hinterausgang in Sicherheit gebracht wurde.

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„Es war gefüllt wie bei einem Konzert, ganz normal“, sagte der Sprecher der Veranstaltung, Hugo Winkels am Sonntag der „Rheinischen Post“. „Es hat ein Sicherheitskonzept gegeben, alles war gut vorbereitet, um bei Überfüllung Zugänge abzuriegeln“, so Winkels. Eine Sprecherin der Stadt Köln sprach am Sonntag von einem „abgestimmten Sicherheitskonzept“. Weitere Angaben machte die Stadt zunächst nicht. Für weitere Angaben sei der Veranstalter zuständig. „Wir haben Tokio Hotel nicht eingeladen“, ergänzte die Sprecherin gegenüber der Rundschau.

Der Auftritt der Band dauert nur kurz. Eine knappe halbe Stunde spielten sie ihre bekanntesten Hits wie „White Lies“ oder „Durch den Monsum“, dann zerstreut sich die bunte Zuhörerschaft wieder. Wer vorne im Gedränge keinen Platz gefunden hatte, der konnte versuchen, zwischen den Gastronomieständen einen Blick auf die Bühne zu erhaschen. Viel hören oder sehen konnten die Besucherinnen und Besucher von dieser Position aus allerdings nicht. Ein paar findige Gäste klettern deshalb auf die Stände, um ihre Sicht ein wenig zu verbessern. Einige Besucherinnen und Besucher lamentierten die schlecht organisierte Logistik. „Es fehlen Bildschirme an den Seiten und mehr Lautsprecher hier hinten, um die Menschenmenge etwas zu entzerren“, meinte einer von ihnen. „Ich bin sowieso erstaunt, dass niemand vorne tot getrampelt wurde“, fügte sein Freund hinzu. Eine junge Frau wunderte sich ebenfalls über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen. „Bei der EM wurde wurde hier alles abgesperrt und jetzt ist kaum etwas. Ich halte das für ziemlich fahrlässig“, sagt sie. Allen Übeln zum Trotz erhielt die Schar an Besucherinnen und Besucher schließlich doch einen Blick auf ihre berühmten Vorbilder – oder zumindest auf einen Teil von ihnen.