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„Heftig“, „erschreckend“Nach Explosion auf Ehrenstraße herrscht Sorge vor dem nächsten Knall

Lesezeit 5 Minuten
Köln: Ein Polizeihund sucht in den Trümmern eines Geschäftes in der Ehrenstraße in Köln.

Köln: Ein Polizeihund sucht in den Trümmern eines Geschäftes in der Ehrenstraße in Köln.

Erneut kam es zu einer Detonation. Anwohner sind nach dem zweiten Vorfall in einer Woche stark beunruhigt. Für das Modelabel „LFDY“ist es nicht der erste Vorfall dieser Art.

„Erschreckend“. „Beunruhigend“. „Heftig“. Die Menschen auf der Ehrenstraße fanden am Mittwochmorgen immer wieder diese Worte. Der Brandstifter aus ihrer Nachbarschaft vom Montag ist noch nicht gefasst, da knallt es wieder heftig. Zum zweiten Mal in dieser Woche hat es in der Innenstadt eine Explosion gegeben. Zuerst am Montag auf dem Hohenzollernring, nun ganz in der Nähe auf der Ehrenstraße.

Am frühen Mittwochmorgen kam es gegen 5 Uhr zu einer Detonation. Das angesagte Modegeschäft „Live Fast die Young“ (LFDY) ging in Flammen auf und wurde komplett verwüstet. Der Brandstifter soll die gläserne Eingangstür eingeschlagen, eine Einkaufstüte mit einem Brandsatz im Geschäft platziert und in Richtung Magnusstraße geflüchtet sein, teilte die Polizei mit. Auch bei der Tat auf dem Hohenzollernring kam der Brandstifter mit einer Plastiktüte mit Brandbeschleuniger. Gesucht wird nun ein etwa 1,80 Meter großer, schlanker Mann.

Explosion: Modelabel „LFDY“ schon einmal Opfer

Das Modelabel „LFDY“ wurde nach eigenen Angaben schon einmal Opfer einer Explosion. Auf Instagram schreibt die Firma: „Es ist der zweite Sprengstoffanschlag in zwei Monaten, der auf eines unserer Geschäfte verübt wurde“, heißt es dort. Dazu postet das Modelabel ein Foto des zerstörten Ladens in Köln – und eines von einem Geschäft im niederländischen Amsterdam. Auch diese Filiale wurde offenbar durch eine Explosion zerstört, die sich am 24. August ereignet haben soll.

Nach dem Feuer kam es zu einer dramatischen Situation. Ein Radfahrer (39) fuhr an dem brennenden Geschäft vorbei, blieb stehen und lief in den Laden. Auf einem Video einer Anwohnerin ist zu sehen, wie der Mann immer wieder Kleidung aus dem Geschäft auf die Straße wirft. Mit anderen Kleidungsstücken versucht der Mann, die Flammen zu ersticken.

„Er versuchte, den Brand einzudämmen“, sagte eine Polizistin. Der 39-Jährige wurde von Rettungskräften wegen des Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung versorgt und anschließend zur Vernehmung auf eine Wache gefahren. Der Tatort liegt nur wenige 100 Meter von dem Ort entfernt, an der am Montagmorgen vor der Diskothek „Vanity“ ein Brandsatz explodiert war. Auf der Ehrenstraße wird am Mittwoch intensiv darüber diskutiert, wer hinter den Taten steckt. Immer wieder kommt die Sprache auf die „Mocro-Mafia“ aus den Niederlanden. Die Gewalttaten und die Explosionen in mehreren Häusern sollen ihren Ursprung in einem geplatzten Drogendeal im Sommer 2024 haben. Die „Mocro-Mafia“ soll über den Verlust des Rauschgifts massiv verärgert gewesen sein. Explosionen vor Hauseingängen sind ein oft angewandtes Drohmittel der niederländischen „Mocro-Mafia“. Unter diesem Begriff werden Drogenhändler aus dem Nachbarland zusammengefasst, die teils eine marokkanische Herkunft haben.

Explosionen in Köln: „Schwierige und gefährlichen Gemengelage“

Ein Ermittler spricht von einer „schwierigen und gefährlichen Gemengelage“. Beteiligt seien verschiedene kriminelle Organisationen. Dazu gehöre die niederländische Drogenbande, Rocker seien beteiligt und eine kurdische Drogenbande aus dem rechtsrheinischen Köln. Die Staatsanwaltschaft hat bisher zwölf Haftbefehle ausgestellt. Es laufen über 25 Ermittlungsverfahren. Kölner Staatsanwaltschaft und Polizei halten sich seit Tagen mit Informationen für die Öffentlichkeit zurück. Zuständig sind unter anderem die Beamten für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, und dort geht es sehr schweigsam zu, wenn es um Informationen für die Öffentlichkeit geht. Zeitweise arbeiteten in der zuständigen Ermittlungskommission 65 Beamte. Ob ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen am Montag und Mittwoch bestehe, sei bisher offen, hieß es. „Zur Einordnung der aktuellen Serie von Sprengstoff- und Brandanschlägen, Schüsse auf Wohnhäuser sowie der polizeilichen Schutzmaßnahmen“, lädt die Polizei am Donnerstag zu einer Pressekonferenz.

Anwohner verlieren Gefühl für Sicherheit

Mehrere Anwohner auf der Ehrenstraße und anderen Tatorten betonten in den vergangenen Wochen, dass ihnen das Sicherheitsgefühl in Köln ein Stück weit verloren gegangen sei. „Der Knall war so laut, dass mein Mann und ich aufrecht im Bett saßen“, erklärt Judith Schmischke, die direkt gegenüber dem Bekleidungsgeschäft wohnt. „Durch das Fenster konnten wir dann sehen, dass es heftig gebrannt hat“, beschreibt die 62-Jährige weiter. „Ich bin schon am Montag mit einem Schreck aufgewacht und heute wieder.“ Ein weiterer Anwohner sagte: „Ich habe einen hellen Blitz wahrgenommen und habe dann das verwüstete Geschäft gesehen.“ „Ich bin aus dem Bett gefallen, wegen eines Knalls“, berichtete ein weiterer Zeuge. „Draußen war es dunkel und verraucht und die Nachbarn haben geschrien.“

Auch in der Politik ist die Sorge groß: „Die jüngsten Explosionen auf den Kölner Ringen und der Ehrenstraße sind alarmierend. Die Menschen in Köln sind verunsichert. Ich fordere daher die Landesregierung und Innenminister Herbert Reul auf, die Kölner Polizei in ihren Ermittlungen umfassend zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass alle notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden, um diese Anschlagsserie aufzuklären und die Täter zu stellen“, sagte Volker Görzel, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP. Die Kölner müssten wieder ohne Angst schlafen können.

Ob es von der neuen Tat Überwachungsaufnahmen gibt, ist bisher unklar. Die vom Montag veröffentlichten Bilder stammten aus der polizeilichen Videobeobachtung eines Gebäudes am Hohenzollernring. „An der Ehrenstraße haben wir keine polizeiliche Videobeobachtung. Sollte es Bilder geben, sind wir auf andere Videoüberwachungen angewiesen“, sagte ein Polizeisprecher. Beamte befragten auf der Ehrenstraße am Mittwoch mehrere Geschäftsleute nach Aufnahmen ihrer Überwachungskameras.