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600 BeratungsgesprächeKölner Büros berichten von zunehmenden Diskriminierungen

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Die Chancen bei der Wohnungssuche sind mit ausländischem Namen deutlich geringer, stellen die Antidiskriminierungsbüros fest.

Die Chancen bei der Wohnungssuche sind mit ausländischem Namen deutlich geringer, stellen die Antidiskriminierungsbüros fest.

Die Caritas meldet zunehmende Diskriminierungen und erhöhten Beratungsbedarf bei den Betroffenen. Allein im letzten Jahr wurden über 600 Beratungsgespräche geführt.

„Die Versorgungslücke von preisgünstigem Wohnraum sowie die hohe Mietbelastung verstärken die Konkurrenz auf dem Kölner Wohnungsmarkt und erhöhen die Wahrscheinlichkeit rassistischer Diskriminierung.“ Soll nichts anderes heißen als: Wer einen ausländischen Namen hat, hat weniger Chancen bei der Wohnungssuche.

Was beim Kölner Runden Tisches für Integration immer wieder Thema ist, bestätigt auch der Abschlussbericht der Caritas-Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit und das Antidiskriminierungs-Büro Köln (ADB) in Trägerschaft des Vereins „Öffentlichkeit gegen Gewalt“. Beide verzeichnen steigende Fallzahlen. Die Büros veröffentlichen zeitgleich ihre Zahlen und arbeiten eng zusammen.

Denn selbst wenn es mit der Wohnung geklappt hat - ein Großteil der gemeldeten Fälle von Diskriminierung hat mit dem direkten Wohnumfeld zu tun. 22 Prozent aller Beschwerden fielen bei der Caritas in den Bereich „Wohnen/Nachbarschaft“. Beschimpfungen, Belästigungen, regelmäßige Beschwerden bei den Vermietern, häufiges Rufen der Polizei und des Ordnungsamtes sowie Stehlen von Post wurden am häufigsten beklagt.

Mobbingsituationen von Vorgesetzten und Ausbildern

Der zweite große Bereich ist beim Thema „Arbeit“ angesiedelt, 18 Prozent aller Anfragen. Mobbingsituationen von Vorgesetzten und Ausbildern, überwiegend allerdings im Kreis von Kolleginnen und Kollegen wurden beschrieben. Auch die Ausnutzung durch Mehrarbeit, schlechtere Bezahlung sowie eine unfaire Beurteilungen in Zeugnissen waren Themen der Beratung. Und noch etwas tut besonders weh: die schlichte Nichtbeachtung von Person und Arbeit.

Jeweils mit 13 Prozent waren die Bereiche „Bildung“ - in erster Linie natürlich Schule - und „Ämter/Behörden“gelistet. Dies betraf unter anderem fehlende Unterstützung von ausländischen Schülerinnen und Schülern, eine generell unterschiedliche Wahrnehmung durch Lehrerinnen und Lehrer sowie teilweise unfreundliches und wenig informatives Verhalten in den Amtsstuben. Als letzte eigene Bereiche wurden das Gesundheitssystem sowie Polizei und Justiz genannt.

308 Diskriminierungsfälle wurden dem ADB gemeldet, dies sie die höchste Fallzahl seit der Gründung. Aber auch ein Zeichen dafür, dass die Arbeit des Büros bekannter werde: „Die Menschen holen sich bei uns Unterstützung, um gegen Diskriminierung vorzugehen,“ sagt Anna So-Shim Schumacher, Beraterin beim ADB Köln. Bei der Caritas wurden 608 Kurzberatungen erfasst.