Helmut Röscheisen wirft dem BLB vor, den möglichen Erhalt des Justizzentrums nicht geprüft zu haben. Kritik am Vorgehen wird auch von anderen Stellen laut.
JustizzentrumBUND klagt gegen Hochhaus-Abriss in Köln
Naturschützer Dr. Helmut Röscheisen lässt nicht locker. Das Vorstandsmitglied in der Kreisgruppe Köln des BUND verlangt inzwischen auf dem Klageweg Einsicht in das Ergebnisprotokoll eines Workshops zur Neuplanung des Justizzentrums an der Luxemburger Straße. Denn aufgrund der Unterlage schrieb der Bauherr, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW (BLB), einen Planungswettbewerb aus, aus dem im vergangenen Oktober die HPP Architekten und die Vössing Ingenieurgesellschaft, beide aus Düsseldorf, als Sieger hervorgingen. Der Entwurf sieht vor, den Komplex abzureißen und anstelle des bisherigen Justiz-Hochhauses und des H-förmigen Gebäudes für die Staatsanwaltschaft mehrere Neubauten ohne zusätzlichen Flächenverbrauch auf dem rund 40 000 Quadratmeter großen Grundstück zu schaffen.
BUND: Erhalt soll geprüft werden
Aus ökologischen Gründen ist der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) aber gegen einen „vorschnellen Abriss“. Stattdessen setzt sich der BUND dafür ein, die Möglichkeit des Erhalts und der Sanierung vor allem des 105 Meter hohen Turms prüfen zu lassen. Das, argwöhnt der BUND, habe der Bauherr offenbar gar nicht ernsthaft getan. Ohne Einsicht in die Unterlagen, räumt Röscheisen ein, sei es allerdings kaum möglich, ausreichend Argumente für den Erhalt und die Sanierung des bestehenden Gebäudes zu sammeln, um damit bei der Politik vorstellig zu werden. Deshalb seine Klage auf Unterlageneinsicht, dessen Erfolg er „relativ optimistisch“ entgegensieht.
Hauptsächlich Klimaschutzgründe führt der BUND für den Erhalt ins Feld. Röscheisen: „Bei dem geplanten Abriss des Justizzentrums geht die sogenannte graue Energie verloren, das ist die Energiemenge, die einerseits für die Herstellung der Baustoffe wie Beton, Stahl, Steine, ihren Transport und ihre Lagerung, und andererseits für den Bauprozess des Gebäudes aufgewendet werden muss.“
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Architekt plädiert für Integration des alten Hochhauses
Schützenhilfe bekommt der Kläger von dem Architekten und ehemaligen FH-Aachen-Professor Thomas Scheidler. „Ich bin oft gefragt worden, warum ich mich für den Erhalt der alten hässlichen Kiste mit der maroden Haustechnik einsetze“, berichtet Scheidler. Er tut es, weil er Chancen für einen „eleganten Skyscraper“ wie in der australischen Metropole Sydney sieht. Innovative Architekten haben für den Quay Quarter Tower neben der weltberühmten Oper ein Hochhaus aus den 1970er-Jahren nicht abgerissen, sondern in den Neubau integriert, wobei sie Abbruchmaterial wiederverwendet haben.
Dass der 1981 errichtete Justizturm dringend renoviert werden muss, bestreitet der Professor keineswegs. Um heutigen Wärmeschutzstandards zu entsprechen, müsste seiner Meinung nach nicht mal die alte Fassade entfernt werden, sondern eine moderne davorgesetzt werden. Auch wenn die Jury am Entwurf des Wettbewerbssiegers überzeugte, dass durch die Neubauten kein „Sonderzeichen der Justiz“ entstehen sollte, meint Scheidler: „Ein neues Kleid kann eine neue positive Außenwirkung erzeugen.“ Dafür, ist er sicher, werden der jungen Kölner Architekturszene genug kreative Ideen einfallen. Weiterhin biete sich die Möglichkeit, da der Turm innen keine tragenden Wände hat, Raumkonzepte flexibel umzusetzen. Um seine Einschätzungen zu untermauern, hat sich der Architektur-Professor um die Baupläne des Justizzentrums bemüht – bislang vergeblich.
Für den langjährigen Vorsitzenden des Kölner Liegenschaftsausschusses, Jörg Frank, ist die Vorgehensweise aus der Zeit gefallen. Er vermutet, dass die Kostenfrage über den Klimaschutz gestellt wird, denn: „Abriss und Neubau ist meist profitabler.“