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Doch kein HochhausSo soll das neue Justizzentrum in Köln aussehen

Lesezeit 4 Minuten
Neubau Justizzentrum

Der Blick vom Grüngürtel aus auf das geplante neue Justizzentrum ohne Hochhaus. 

Seit mittlerweile 13 Jahren werden Gespräche über einen Neubau des maroden Justizzentrums in Sülz geführt. Mit dem städtebaulichen Architektenwettbewerb hat das Vorhaben nun eine spannende Wendung genommen. Denn mehrheitlich ging man davon aus, dass der Bau von 1981 durch ein neues Hochhaus ersetzt wird. Der Sieger-Entwurf sagt etwas anders: Die Fläche des bisherigen 105 Meter hohen Baus samt der benachbarten Heimat der Staatsanwaltschaft soll auf fünf rechteckige Gebäude verteilt werden, die maximal sechs Stockwerke haben sollen – also höchstens rund 25 Meter hoch werden.

Moderne Stadtentwicklung

„Der Hochpunkt ist nicht die Lösung“, betont Gabriele Willems, Geschäftsführerin des Bauherrn, nämlich des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes NRW (BLB). Willems war Teil der 25-köpfigen Jury, die sich für den Entwurf von HPP Architekten aus Düsseldorf und der Düsseldorfer Vössing Ingenieurgesellschaft entschieden hat. „An diesem Standort ergibt sich die Möglichkeit – im Zusammenspiel mit der Erweiterung des Inneren Grüngürtels – ein ganzes Stück Stadt neu zu gestalten und aufzuwerten.“ Sie betonte die Wichtigkeit des Justizzentrums, das das größte des Landes NRW ist. Für die Stadt sei der Schritt weg vom Hochhaus eine ganz wichtige Quartiersentwicklung.

Architektenwettbewerb mit luxuriöser Situation

Willems gab zu, dass auch die Jury überrascht von dem Entwurf von HPP Architekten war. Für das Stadtplanungsbüro war wichtig, dass sie kein neues Sonderzeichen der Justiz setzen wollten.

So wie es dort aktuell noch mit dem in die Jahre gekommenen Hochhaus steht. Die Planer setzten sich in der ersten Stufe des Verfahrens gegen elf Teams durch und qualifizierten sich zugleich für die zweite Stufe. Denn bisher haben sie lediglich eine Maske mit den Rahmenbedingungen entworfen: Büros, Zellen und Sitzungssäle auf einer Bruttogesamtfläche von rund 165 000 Quadratmetern. Die mussten auf dem rund 40 000 Quadratmeter großen Grundstück untergebracht werden. Die luxuriöse Situation dabei: Mit dem großen Hochhaus und dem recht kleinen, H-förmigen Bau für die Staatsanwaltschaft ist bisher nur ein geringer Teil des Grundstücks bebaut. Nur so war es überhaupt möglich, das Vorhaben so „flach“ zu entwickeln. An anderen Stellen in Köln bleibt Architekten gar keine andere Wahl, als in die Höhe zu bauen.

Drei nachhaltige Schritte zum neuen Zentrum

Dieser Luxus ermöglicht auch eine laut den Architekten nachhaltige Bauplanung, da keine zusätzlichen Flächen benötigt werden: Im ersten Schritt soll dort, wo sich heute der große Parkplatz an der Rudolf-Amelunxen-Straße befindet, der erste Neubau entstehen – die künftige Heimat der Staatsanwaltschaft.

Pannen

Die Baumängel im Hochhaus des Justizzentrums sind allgegenwärtig: Mal funktioniert die Sprechanlage nicht, dann sind die Toiletten kaputt, mit dem Brandschutz gibt es Probleme, Säle müssen wegen Baumängeln geschlossen werden, teils sind die Steckdosen für die Laptops der Anwälte ohne Strom.

Im Februar 2021 musste das Haus wegen der defekten Heizungsanlage geschlossen werden. So etwas hatte es zuvor an der Luxemburger Straße noch nie gegeben. (ta)

Das H-förmige Gebäude, in dem sie bisher sitzt, wird im zweiten Schritt abgerissen und dort werden zwei weitere Bauten samt Sitzungssälen, Schleusen und einem „Platz der Justiz“ für den Eingangsbereich errichtet. Das Gebäude der ehemaligen Agentur für Arbeit, gleich nebenan an der Luxemburger Straße, wird derweil „ertüchtigt“, so dass Land- und Amtsgericht dort vorübergehend einziehen können. Im letzten Schritt folgt der Abriss des Hochhauses und die zwei weiteren Neubauten an der Ecke Luxemburger Straße/Hans-Carl-Nipperdey-Straße. Die nach dem bekannten und auf dem Kölner Südfriedhof zur Ruhe gebetteten Juristen benannte Straße soll zudem gekappt werden. Nur noch Busse sollen bis zur Haltestelle vor dem Justizzentrum fahren.

modell justizzentrum

Fünf Bauwerke mit Innenhöfen, leicht zueinander versetzt. So sieht die städtebauliche Planung für das neue Justizzentrum in Sülz aus.

Ein Zeitplan wider Willen

Zum Zeitplan wollte sich keiner der Verantwortlichen so wirklich äußern. Willems nannte es „einen Blick in die Glaskugel“. Stadt-Baudezernent Markus Greitemann, der in rund vier Jahren in Rente gehen könnte, scherzte, er wolle den Spatenstich noch erleben. Doch einer hatte eine Vorstellung, wie das Ganze laufen könnte: Dietmar Dumke, Präsident des Amtsgerichts, das noch im Hochhaus zu Hause ist.

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Auf der Herbst-Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Köln erklärte er, dass er mit dem Umzug in die ehemalige Arbeitsagentur in etwa zweieinhalb Jahren rechne, mit der endgültigen Fertigstellung aber wohl nicht vor Mitte der 2030er-Jahre. Noch im Mai hatte NRW-Justizminister Peter Biesenbach den frühesten Fertigstellungstermin von 2028 auf 2030 korrigiert. Die ersten Gespräche zum neuen Justizzentrum fanden bereits 2009 statt.