Rund 2000 Teilnehmer nahmen in Köln an einer gemeinsamen Friedensdemonstration von Juden und Palästinensern teil.
Juden und Palästinenser in KölnGemeinsames Zeichen für Frieden
„Sharing Sorrow. Bringing Hope.“ - Leid teilen. Hoffnung bringen. Diese plakative Parole brachte die Botschaft der gemeinsamen Friedensdemonstration von Juden und Palästinensern auf den Punkt. Aufgerufen zur Demo hatte die Initiative „Palestinensians and Jews for Peace“. Mehr als 2000 Menschen beteiligten sich an dem Friedensmarsch vom Ebertplatz durch Teile der Innenstadt und zurück zum Ebertplatz.
„Wir sind total aufgeregt. Haben die ganze Nacht nicht geschlafen, aber diese extrem brutalisierte Gewalt, dieses fruchtbare Schwarz-Weiß-Denken muss endlich aufhören“, berichten die beiden Organisatorinnen Kristina Bublevskaya und Zeynep Karaosman, die beide selbst jüdische beziehungsweise palästinensische Wurzeln haben.
Die beiden Kölnerinnen hatten festgestellt, dass sie trotz verschiedener Realitäten und Hintergründe sehr ähnliche Gefühle haben. „Es wird nicht gesehen und gehört, dass wir beide leiden können, dass wir beide Schmerz empfinden, traurig sind und Wut empfinden. Gleichzeitig können wir aber nicht wirklich trauern, weil das nicht erlaubt wird, weil wir uns immer rechtfertigen müssen“, so Bublevskaya im Vorfeld der Demonstration. Ziel sei es, den Diskurs in Deutschland zu verändern. Karaosman betonte: „Wir sind nicht neutral. Wir haben eine Position. Wir sind auf der Seite der betroffenen Zivilistinnen und Zivilisten.“
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Nach der ersten Demonstration im Oktober hätten sie viele Rückmeldungen von jüdischen und palästinensischen Teilnehmern bekommen. „Das ist das, was sie gebraucht haben. Das ist das, was sie nirgendwo finden konnten hier in Deutschland.“ Für Mitorganisatorin Nadine Migesel, in Köln lebende arabische Israelin mit Familie in Haifa, war die Versammlung auf dem Ebertplatz und die sich anschließende Demonstration „die einzige Möglichkeit, meiner Verzweiflung Ausdruck zu geben“.
Gewalt macht einfach nur sprachlos
Muslima Mona forderte das sofortige Ende jeglicher Gewalt: „Wir müssen gemeinsam gegen jede Art von Hass auf andere Religionen stehen“, sagte eine Ordnerin jüdischen Glaubens. Flaggen waren verboten. Stattdessen brachten viele Teilnehmende Blumen und Kerzen mit. Ulrike Wachter-Daub hatte sieben weiße Rosen und Kerzen dabei. „Weiß steht für Frieden. Ich habe drei kleine Enkel. Sie sollen nicht in einer Welt des Hasses aufwachsen.“ Ulrich Hahn hatte fünf rote Rosen in der rechten Hand: „Diese Gewalt in Nahost macht mich einfach nur sprachlos.“
Mit dabei waren auch Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Bethlehem, die ein Ende der Gewalt und Menschenrechte für alle forderten. Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober hatten jüdische und palästinensische Menschen in Köln eine gemeinsame Friedensinitiative ins Leben gerufen und sich über Instagram zu Wort gemeldet. „Dialog statt Gewalt“ lautet die Losung ihres Protestes gegen Hass, Vorurteile und einseitige Äußerungen, die bestehende Spaltungen nur vertiefen würden. Man müsse unbedingt nach „ausgewogeneren und differenzierenden Perspektiven“ suchen, um Verständigung und Frieden zu fördern.