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Asbestfund bei AbbruchNeubau der LVR-Zentrale soll 2028 fertig werden

Lesezeit 4 Minuten
Visualisierung des geplanten Neubaus der LVR-Zentrale am Ottoplatz in Köln-Deutz

69,5 Meter hoch wird die neue LVR-Zentrale in Deutz.

Am Montag feierte der Landschaftsverband Rheinland den ersten Spatenstich für seine neue Zentralverwaltung am Ottoplatz, direkt gegenüber dem Bahnhof Deutz.

Auf den ersten Blick sind sich der geplante Neubau und sein Vorgänger von der Form her recht ähnlich. Hätte man da nicht besser sanieren können, anstatt abzureißen und neu zu bauen? Diese Frage stand im Raum, als der Landschaftsverband Rheinland (LVR) am Montag den ersten Spatenstich für seine neue Zentralverwaltung am Ottoplatz, direkt gegenüber dem Bahnhof Deutz feierte. Immerhin hat die Diskussion über „graue Energie“ – die Energie, die für den Bau eines Gebäudes und die dafür benötigten Materialien aufgewendet wurde – in den vergangenen Jahren Fahrt aufgenommen.

Auch der LVR hatte sich seinerzeit diese Frage gestellt und sich letztlich aus mehreren Gründen für den Abriss des sanierungsbedürftigen ehemaligen Ford-Hochhauses von 1966 entschieden. „Ein Neubau hat sich als die wirtschaftlichste und somit umlageschonendste Alternative herausgestellt“, betonte Anne Henk-Hollstein (CDU), Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. Die Entscheidung sei von der Landschaftsversammlung bereits 2015 getroffen worden – „auch im Interesse der Mitgliedskörperschaften des LVR“. Gemeint sind die 13 kreisfreien Städte, darunter Köln, die zwölf Kreise von Kleve bis Euskirchen und Oberberg sowie die Städteregion Aachen, die Träger des LVR sind.

Das Haus im alten Zustand, kurz vor der endgültigen Räumung.

Der inzwischen abgerissene, 54 Meter hohe Vorgängerbau.

Sie werden laut LVR durch den Neubau langfristig finanziell weniger belastet, als es bei einem Erhalt des Altbaus der Fall gewesen gewesen wäre. Zudem biete der Neubau mit 22.055 Quadratmetern oberirdischer Nutzfläche und 182 Tiefgaragenstellplätzen deutlich mehr Platz als sein Vorgänger. 1200 Büroarbeitsplätze für bis zu 1500 Mitarbeiter werden hier entstehen. Im alten LVR-Haus waren es 700 Schreibtische in eher kleinteiligen Büros, viele Mitarbeiter wurden in angemietete Gebäude ausgelagert.

Die könne man alle zurück in die neue Zentrale holen, hieß es. Der Neubau ermögliche ein zeitgemäßes Bürokonzept und werde zudem im Betrieb besonders ressourcenschonend sein. „Mit der Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen wird der LVR mit diesem Gebäude Maßstäbe in Bezug auf den Klimaschutz und die Nachhaltigkeit setzen“ sagte LVR-Baudezernent Detlef Althoff. „Das Cradle-to-Cradle-Prinzip sorgt dafür, dass möglichst sortenreine, rückbaubare Materialien zum Einsatz kommen, die zukünftig wiederverwendet werden können.“

Asbest im alten LVR-Gebäude gefunden

Der Siegerentwurf für das 17-geschossige Hochhaus mit zwei 24,2 und 20,5 Meter hohen Mantelbauten stammt vom Aachener Büro „kadawittfeld“, er wurde in einem Wettbewerb unter 21 Beiträgen ausgewählt. Der Neubau, der mit 69,5 Metern Höhe seinen Vorgänger um 15,5 Meter überragt, punkte auch mit ökologischen Aspekten zur Förderung der Biodiversität, so der LVR. Ein Großteil der Dachflächen werde thematisch in Anlehnung an Auenlandschaften begrünt. „Die Dächer können so nicht nur als Außenarbeitsbereiche oder für Pausen genutzt werden, sondern leisten auch einen Beitrag zur Feinstaubreduktion. Außerdem sollen Bienenstöcke auf dem Dach sowie abgestorbene Stämme im Innenhof Insekten einen Lebensraum bieten und so eine größere Artenvielfalt fördern. Das wird sich auch positiv auf das Mikroklima in Deutz auswirken.“

Fertig werden soll der Neubau in der ersten Jahreshälfte 2028. Die Kosten wurden zuletzt mit rund 230 Millionen Euro kalkuliert. Der 2021 begonnene Abbruch des Altbaus hatte sich verzögert, weil an der Fassade Asbest gefunden wurde, den man aufwendig entsorgen musste. Es handelte sich um sogenannte „Antidröhnmasse“, wie sie damals im Pkw-Bau verwendet wurde.


Energie-Effizienz

63 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr wird die neue LVR-Zentrale verbrauchen und damit besonders sparsam sein, sagte LVR-Baudezernent Detlef Althoff (l.) am Montagnachmittag beim Spatenstich in Deutz. Bei vergleichbaren Neubauten seien es im Schnitt 90 Kilowattstunden.

Auf dem Hochhausdach der neuen LVR-Zentrale wird eine Photovoltaikanlage installiert, der dort produzierte Strom soll bevorzugt direkt im Gebäude genutzt werden. Klimatisiert wird das Haus über Heizkühldecken. Die Fassade besteht aus Fenstern mit Dreifachverglasung, sie ist mit Lisenen aus Keramik strukturiert. Variable schattenspendende Elemente sollen die Aufheizung im Sommer reduzieren. Das Hochhaus wurde von der Unesco mit Bezug auf die Sichtbeziehungen zum Weltkulturerbe Kölner Dom als unproblematisch eingestuft.

Den Mitarbeitern werde das Haus „eine völlig neue Aufenthaltsqualität“ bieten, sagte der Vorsitzende der Projektkommission, Thomas Böll (r.). In den bisher 43 Sitzungen des Gremiums habe man intensiv diskutiert und Wünsche der Anwohner berücksichtigt. Dazu gehört auch der Erhalt der großen alten Platane an der Ecke Neuhöfferstraße. (fu)