Beim einzigen Auftritt in NRW begeisterte das Trio mit einer satten Zwei-Stunden-Show.
Lanxess-ArenaWarum die Jonas Brothers eine (fast zu) perfekte Pop-Show liefern
Die Jonas Brothers sind: Kevin, Nick und Joe Jonas. Sie spielen eingängigen Pop-Rock, produzierten von 2006 an vier Alben, von denen drei Platz eins der US-amerikanischen Charts erreichten. Was man sonst noch über die drei Sunny-Boys aus Wyckoff, New Jersey, wissen sollte: Weltberühmt wurden sie nicht nur durch ihre Musik, sondern auch durch zahlreiche Serien- und Filmauftritte. So spielten sie unter anderem im Streifen „Camp Rock“ die Hauptrollen. Ab 2013 trennten sich ihre Wege; erst sechs Jahre später schlossen sie sich wieder zusammen, um mit einem fünften Album namens „Happiness Begins“ und der dazugehörigen „Five Albums. One Night“-Tournee ihre Fangemeinde erneut zu entzücken.
Gestern Abend dann war es soweit: Die Jonas Brothers traten bei ihrer einzigen NRW-Show in der fast ausverkauften Kölner Lanxess-Arena vor rund 15.000 Zuschauern auf. Dass kein Geringerer als Michael Deleasa alias DJ Deleasa – der Schwager Kevins - die Halle schon im Vorfeld mit Songs wie „Dancing Queen“ oder „Everybody (Backstreet’s Back)“ wahrlich in eine Festzelt-Stimmung katapultierte, sei nur am Rande erwähnt.
Los geht‘s. Und zwar mit viel Wums und Fanfare. Denn: Zuerst setzt die Band der Jonas-Brüder ein instrumentales Ausrufezeichen. Ein bisschen Soul-Saxophon hier, ein bisschen Percussions-Dramatik da, zu all dem eine gehörige Portion Gitarren-Verzerrung samt extrem gut gelaunten Background-Vocals: Fertig ist das Intro der Show. Die Zuschauer befinden sich auf dem Zenit ihrer anfänglichen Aufregung. All ihr Adrenalin ergießt sich schließlich in den Furchen des Arenabodens, als Kevin, Nick und Joe so ganz und gar plötzlich auf dem Y-förmigen Bühnensteg perfekt gestylt im Rampenlicht stehen und „Celebrate tonight / Do-do-da-da-da-do-di / Celebrate tonight“ singen.
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Wie kleine Jungen, die soeben von Mama und/oder Papa erfahren haben, heute noch ein wenig länger als sonst wach bleiben zu dürfen, hüpfen sie freudig auf und ab, klatschen ihre Musiker ab, so, als wollten sie sagen: Schaut her, wir sind ein Team! Und die größtenteils weiblichen Fans? Die müssen eigentlich nur aufpassen, sich vor lauter Sauerstoffmangel drei Minuten später nicht im Aufwachraum der Arena wiederzufinden, kreischen sie doch so, wie das Fans des Brüder-Trios nun einmal tun: ziemlich konsequent.
Alles in allem ist das erfrischend, nur die Musik an sich, diese „Heute-tänzel-ich-wie-Jim-Carrey-aus-der-Truman-Show-durch-den-Tag“-120 BPM-Schwulst-Pop ist weit entfernt von jeglicher Tiefgründigkeit. Verse wie „We are wild, we are free, we are more than you think“ fördern nur eins: den Gähn-Reflex. Aber langweilige Objektivität: Papperlapapp. Auf Seite mit ihr. Einzig und allein die 15.000 und deren Lust, sich durch ein Balladen-Medley mit Nummern wie „Still in Love With You“ oder „Take a Breath“ wegzuträumen, zählen heute Nacht. Letztere: eine wirklich schönes Lied. Erinnert es mit seinen krachenden Gitarren und den endlich einmal gut zu hörenden Falsett-Stimmen der drei an Produktionen von Avril Lavigne oder den Hanson Brothers. Aber: Irgendwie wirkt das ganze Konzert-Paket zu aufgesetzt, zu sehr inszeniert, wie, ja, wie eine Filmszene in Dauerschleife.
Nach etwa einer Stunde und mittlerweile 24 gespielten Songs macht sich eine gewisse Müdigkeit auf den Rängen breit, das Publikum wirkt durch die Plastik-Pop-Show überstrapaziert. Aber die drei Superstars samt Band ziehen ihr Ding durch und schaffen es kurze Zeit später mit „Burnin’Up“ und „Sex on Fire“ – einem Cover der Indie-Rockband Kings of Leon – die Bude so richtig abzufackeln. Hut ab. Und am Ende von „Cake by the Ocean“ sexelt die DNCE-Gitarristin JinJoo Lee mit ihrer Stratocaster, dem Bühnenboden und ihrer Fingerfertigkeit um die Wette. Fazit: Wer Lust auf zwei Stunden Monoton-Poprock-Mood hatte, kam an diesem Abend in der Lanxess-Arena mit insgesamt 50 Songs voll auf seine Kosten.