Die Deutzer Osterkirmes ist 2023 deutlich gekürzt worden. Auch die Preise sind gestiegen. Was sagen Besucher, Schausteller und Polizei? Ein Besuch.
Kölner OsterkirmesDeutzer Kirmes erstmals mit neuen Regeln – Familientag fällt weg
Das Riesenrad dreht sich unermüdlich, ein süßlicher Geruch weht durch die Deutzer Werft, bunte, blinkende Lichter schmücken das Rheinufer und Kölnerinnen und Kölner pilgern „op de schäl Sick“. Die Osterkirmes in Deutz ist bereits seit einigen Tagen im vollen Gange. Über den Trubel am Rheinufer können sich jedoch nicht alle bedingungslos freuen.
Unter dem leicht bewölkten Himmel flanieren am Samstagmittag hunderte Menschen zwischen Deutzer Brücke und Severinsbrücke entlang der aufgebauten Buden. Essens- und Getränkestände reihen sich an altbekannte Attraktionen, wie der „Wilden Maus“, dem „Break Dancer“ und dem Autoscooter. Das friedliche Treiben wirkt selbstverständlich. Dabei haben besonders die Schaustellerinnen und Schausteller hart dafür gekämpft, diese Normalität zu bewahren.
Deutzer Kirmes: Pöbelende sorgen für frühere Schließung im Jahr 2022
Denn um die Osterkirmes gab es im letzten Jahr einige Diskussionen. Zu viele Menschen auf zu engem Raum und einige Pöbelnde sorgten am Familientag 2022 dafür, dass die Kirmes frühzeitig schließen musste. Und auch vereinzelte Anwohnerinnen und Anwohner beschwerten sich über den Lärm des Volksfestes. Die Konsequenz: Die Osterkirmes darf nur noch an neun anstatt wie zuvor an 16 Tagen geöffnet haben und bis auf samstags nur noch bis 21:30 Uhr Spaß und Leckereien anbieten. Ein Schock für die Schaustellerinnen und Schausteller.
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„Wir haben für die neun Tage dieselben Standkosten wie für die 16“, erklärt Tanja Hoffmann, „aber wir müssen auch den Umsatz von 16 Tagen an neun Tagen machen“. Sie betreibt die Tortuga-Bar und ist Schaustellerin in der 11. Generation. Deswegen fällt in diesem Jahr auch der Familientag weg, an dem die Attraktionen besonders günstig waren. „Es ist finanziell leider zurzeit nicht tragbar“, so Hoffmann. Und auch das Angebot an Fahrgeschäften leidet unter der Reduktion der Tage. „Wir hatten jemanden mit einer Geisterbahn, deren Aufbau neun Tage dauert. Er hat gesagt für neun Tage Betrieb lohnt sich das nicht“, berichtet Hoffmann.
Die steigenden Energie- und Lebensmittelpreise, die eingestampften Öffnungszeiten, die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie, all dies wirkt sich auf die Umsätze der Schaustellerinnen und Schausteller aus. „Wir wollen alle, dass die Kirmes bezahlbar bleibt“, sagt Jenny Weber, Betreiberin des Autoscooters. Genau wie 2022 kostet eine Runde Autoscooter bei ihr 3,50 Euro. „Aber mittlerweile bin ich bei 50% Umsatzeinbußen“, ergänzt Weber.
Deutzer Kirmes: Steigende Lebensmittelkosten treffen vor allem Essensstände
Besonders die Stände mit Lebensmitteln sind von Preisanstiegen betroffen, berichtet Willi Krameyer. Er betreibt einen Grillstand. „Wir geben es nicht gerne weiter, aber wir müssen es teilweise weitergeben“, so Krameyer. Eine Bratwurst kostet mittlerweile 4,50 Euro, eine Pommes 3,50 Euro. Das Kölsch liegt bei 2,50 Euro.
Trotz der vielen Sorgen der Betreiberinnen und Betreiber ist die Stimmung ausgelassen. Viele Familien genießen das bunte Treiben. Auch die 29-Jährigen Said und Hanka sind gemeinsam mit ihrer Tochter Ejna gekommen, um mit Schokolade überzogene Erdbeeren zu essen und Enten zu angeln. Sie sind einmal im Jahr zu Besuch auf der Kirmes. Seine liebste Attraktion ist die „Wilde Maus“. „Wenn Ejna groß genug ist, machen wir das wieder“, ergänzt er lachend.
Willi Krameyer zufolge werde die Kirmes immer familienfreundlicher. „Früher war das Ziel immer höher, schneller, weiter, aber mittlerweile wollen wir ein breiteres Spektrum an Besuchern abdecken, von klein bis groß, von jung bis alt“, erklärt er. Die 69-jährige Gerda Köhnen und ihr 75-jähriger Mann Hans besuchen die Kirmes schon seit es sie gibt. Mittlerweile kommen sie vor allem für die Fressmeile und ein Bier. „Beide unterstützen die Schaustellerinnen und Schausteller gerne und erklären: „Die sind die Bestraften.“
Deutzer Kirmes: Kölner Polizei zeigt sich vorsichtig optimistisch
Der Pressesprecher der Polizei, Christoph Schulte, möchte noch keine Bilanz ziehen, sagt aber: „Bisher funktioniert das Sicherheitskonzept sehr gut.“ Bis auf vereinzelte Körperverletzungen und Eigentumsdelikte verlaufe die Kirmes friedlich.
Seit 1996 findet die Kirmes bereits am Rheinufer in Deutz statt. „Wir haben im Jahr etwa 350.000 Besucher, die Bürgerinitiative, die sich wegen des Lärms beschwert hat, hat elf Mitglieder. Da stimmt doch das Verhältnis nicht“, kritisiert Hoffmann die neuen Auflagen aufgrund des Lärmschutzes. Über den „Freizeitlärmerlass“ muss jedoch in der Landesregierung abgestimmt werden. Die Gemeinschaft Kölner Schausteller hat daher eine Petition gestartet, die bereits über 3000 Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden hat.