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ExperteninterviewRadwege an der Lanxess-Arena: „Politik macht es sich zu einfach“

Lesezeit 2 Minuten
Ein Radfahrer fährt auf der Gummersbacher Straße an der Lanxess-Arena im Kölner Stadtteil Deutz vorbei. Im Hintergrund sind fünf Autos zu sehen.

Staugefahr sehen die Betreiber der Lanxess-Arena, sollten Radwege auf der Gummersbacher Straße kommen.

Die Stadt Köln will auf der Gummersbacher Straße zwei Radspuren einrichten lassen. Die Arena-Leitung befürchtet dadurch Chaos bei Großveranstaltungen. Auch vom Experten der TH Köln gibt es Kritik.

Professor Volker Stölting ist stellvertretender Leiter des Instituts für Baustoffe, Geotechnik, Verkehr und Wasser an der TH Köln.

Verkehrswende bedeutet meist, Straßenraum anders aufzuteilen und neu zu denken. Wie radikal dürfen diese Änderungen sein?

Meines Erachtens sollten diese Änderungen nicht zu radikal sein. Denn sonst kann es passieren, dass die Menschen verschreckt werden. Es gibt ja durchaus Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, etwa für Arztbesuche oder Einkäufe - also Dinge, die ein urbanes Zentrum ausmachen. Ziel von Verkehrsplanung muss es sein, alle Fortbewegungsarten gleichberechtigt zu berücksichtigen. Auch das Auto.

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Der Arenachef befürchtet Staus und verärgerte Gäste, sollten Fahrspuren auf der Gummersbacher Straße für den Autoverkehr fehlen. Das wirkt nachvollziehbar.

Durchaus. Es ist aber keineswegs falsch, den Radverkehr auf der Gummersbacher Straße zu stärken. Ein Umbau sollte meines Erachtens aber so erfolgen, dass auch die Interessen des Autoverkehrs berücksichtigt werden. Mein Vorschlag wäre eine Verkehrszählung, um belegbare Zahlen an der Hand zu haben. Die Zählung von Fahrzeugen und Fahrrädern sollte bei einer Großveranstaltung erfolgen, aber auch im täglichen Berufsverkehr. Das wäre dann eine gute Gesprächsgrundlage.

In der Politik heißt es mitunter, die Verkehrswende könne nur durch veränderte Gewohnheiten gelingen. Also die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs statt des Autos. Und wer zur Arena will, müsse halt sehr früh losfahren.

Diese Sichtweise ist mir fremd. Ich befürworte sehr stark eine Verkehrswende, aber hier macht es sich die Politik zu leicht. Die Kompromissvorschläge der Arena sind eine Möglichkeit, wobei immer die Verkehrssicherheit im Vordergrund stehen muss, wenn Spuren wechselweise von Radfahrern und Autos genutzt werden. Vielleicht lassen sich die Spuren auch schmaler gestalten oder das Parken ändern. Ein Schwarz-Weiß-Denken ist immer der falsche Weg.

Lanxess-Arena: Tempo-30-Zone für Gummersbacher Straße eher keine Lösung

Auf den Ringen hat die Stadt Tempo 30 eingeführt und eine Spur für Räder abgetrennt. Das funktioniert geräuschlos.

Ja, für die Ringe ist das eine sehr gute Lösung. Die Frage ist aber, ob sich dies 1:1 auf die Gummersbacher Straße übertragen lässt. Das ist eine Einfallstraße, und bei Veranstaltungen in der Arena ist es der Anfahrtsweg für Menschen, die aus östlicher Richtung kommen. Vor einem Umbau der Gummersbacher Straße sollte der Nachweis geführt werden, dass der Verkehr dies verkraftet. Auch hierfür wäre eine Zählung sinnvoll.