Der Demonstrationsaufruf gegen Rechts hat in Köln Zehntausende Menschen auf die Straße gebracht. Wohl eine der größten, kurzfristigen Demos gegen Rechts seit „Arsch Huh“ 1992.
Demo in KölnZehntausende demonstrieren - Wohl größtes Zeichen gegen Rechts seit „Arsch Huh“ 1992
Die Resonanz ist riesig: Zehntausende Menschen sind dem Demonstrationsaufruf gegen Rechts und für Demokratie am Dienstagabend gefolgt. Dass Köln sich gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit positionieren kann, haben die Kölnerinnen und Kölner in der Vergangenheit schon oft bewiesen. Doch diese Kundgebung sucht ihresgleichen. In Größe und Spontanität ist sie vielleicht nur vergleichbar mit der Arsch-Huh-Demo von 1992. Sah es anfangs noch so aus, als würden weit weniger Menschen als die 7000 angemeldeten Demonstranten zusammengekommen, waren es schließlich mehrere Zehntausende, die zum Heumarkt strömten. Das hatten weder die Anmelder noch die Polizei in dieser Dimension erwartet.
Spontan umgeplant
Eigentlich war geplant, dass der Demonstrationszug durch die Altstadt geht. Doch das war bei der Menschenmenge nicht mehr aufrecht zu halten. Die Polizei geleitete die riesige Menge zum Neumarkt, um sie dann zurück zur Deutzer Wert zu führen. Dort soll in den späten Abendstunden die Demonstration ihren Abschluss finden.
So verlief der Abend:
20.00 Uhr: Mittlerweile ist der Verkehr rund um den Heumarkt zusammengebrochen. Eigentlich sollte der Demonstrationszug um 20 starten. Doch weil immer mehr Menschen zuströmen, verzögert sich alles.
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Zudem können in der riesigen Menschenmenge Ansagen nicht verstanden werden. Doch unter den Demonstranten gibt es nur ein Thema: Die Gefahr für die Demokratie durch den Rechtsradikalismus. Immer wieder werden Rufe aus der Menschenmenge laut: „Ganz Köln hasst die AfD.“
20.30 Uhr: Die KVB fährt mittlerweile den Heumarkt nicht mehr an. Weil die Menschenmenge so groß ist, will die Polizei den Demonstrationszug umleiten zur Deutzer Werft. Der vorgesehene Weg durch die Altstadt ist aus Sicherheitsgründen nicht mehr realisierbar.
21.00 Uhr. Der Demonstrationszug setzt sich in Richtung Neumarkt in Bewegung. Von dort soll es dann über die Cäcilienstraße und die Deutzer Brücke auf die Deutzer Werft gehen. Wohl erst in der Nacht wird die Demo dort ihren Abschluss finden.
Aufruf durch spontanes Bündnis
Zu der Demonstration rief ein spontanes Bündnis gegen Rassismus auf, das sich am vergangenen Wochenende formierte. Man wolle dem Rechtsruck auch in Köln entgegentreten, hieß es. Organisationen wie „Köln stellt sich quer“ schlossen sich der Aktion an. In den sozialen Medien zeigten sich viele Menschen solidarisch. Zu den Organisatorinnen gehört auch Nicolin Gabrysch, Parteivorsitzende der Klimaliste Deutschland. Sie berichtete sie, was sie in diesen Zeiten bewegt und was die Gründe für die Veranstaltung sind: „Menschen sehen, was in den Hinterzimmern und Köpfen passiert und sie verspüren Tatendrang – dass es jetzt an der Zeit ist, sich zu positionieren und gemeinsam aufzutreten“, sagte sie. Es sei unfassbar, was gerade passiert. Sie habe den Eindruck, dass ein Aufschrei durch Deutschland geht.