Rund 2000 Menschen sind laut Angaben der Veranstalter auf den Alter Markt gekommen, um gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine und für Verhandlungen mit Russland zu demonstrieren. Unter ihnen war auch die Theologin Margot Käßmann.
Demo am Alter MarktProteste gegen Waffenlieferungen an die Ukraine
Die bekannte evangelische Theologin Margot Käßmann gehörte zu den Erstunterzeichnenden des umstrittenen „Manifest für Frieden“ der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Dennoch nahm sie nicht teil der von den Verfasserinnen veranstalteten Demonstration „Aufstand für den Frieden“ in Berlin. Käßmann befürchtete mangelnde Abgrenzung zu Rechtsextremen und bevorzugte, bei der Kundgebung „Den Frieden gewinnen, nicht den Krieg!“ in Köln zu sprechen.
Die „Stoßrichtung“ des Manifests, bekundete die frühere Landesbischöfin im Vorfeld öffentlich, trage sie nach wie vor mit. Abgrenzung gegen rechte Gruppierungen Käßmanns Befürchtung, dass sich am Brandenburger Tor große Gruppen Rechtsradikaler unter die über 13 000 Teilnehmenden mischen, hatten sich allerdings nicht bewahrheitet, als sie sie in Köln ans Mikrofon trat. Knapp 2000 Menschen zählte Moderator Gerd Bosbach auf dem Alter Markt.
Der Statistik-Professor bat vorweg darum, Nationalflaggen einzurollen. „Bei uns gilt der Grundsatz gleicher Rechte aller Menschen. Wir sind auch dafür, dass Flüchtlinge nach Deutschland kommen“, richtete Bosbach deutliche Worte an Rechtsgesinnte, die sich möglicherweise einen Schulterschluss mit den Befürwortern des umstrittenen Manifests erhofften.
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„Diese Veranstaltung ist nicht gegen die Ukraine, sondern für die Ukraine“, stellte Hauptrednerin Käßmann klar. „Eine erschreckende Militarisierung im Denken und Reden“, erlebe sie derzeit. Schon die Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner habe den Ausdruck „Er ist gefallen“ kritisiert. „Nein, Soldaten werden getötet, ermordet oder sind elendiglich verreckt“, hielt Käßmann entgegen. Andererseits wies sie den Ausspruch „Unsere Waffen schützen“ von Außenministerin Annalena Baerbock nicht völlig von der Hand, aber: „Unsere Waffen töten auch.“ Käßmann mahnte Respekt für unterschiedliche Meinung an, auch für die, die nach Waffen rufen. „Wir machen uns schuldig, wenn wir Waffen liefern, wissen aber auch, dass wir schuldig werden, wenn wir gegen Waffenlieferungen sind“, gab die Christin zu bedenken.
Spontanes Konzert vor St. Alban
Die EU-Parlamentarierin Özlem Demirel dankte Käßmann für ihren Mut, „in schwierigen Zeiten“ Nein zu Waffenlieferungen an die Ukraine zu sagen. „Mit Nicht-Verhandeln macht man keine Militärpolitik“, so die stellvertretende Vorsitzende im Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung. Die Kölnerin mit kurdischen Wurzeln, die sich bereits als Schülerin gegen den Nato-Einsatz im Kosovo-Krieg engagierte, bekundete ihre Position, Waffen würden Kriege nur verlängern und erklärte Solidarität mit den ukrainischen und russischen Soldaten gleichermaßen.
Die Demonstration zog weiter zur Kirchenruine St. Alban, in der sich die Skulptur „Trauerndes Elternpaar“ von Käthe Kollwitz befindet. Bevor Pfarrer Matthias-W. Engelke vom Internationalen Versöhnungsbund zum Gedenken an alle Opfer des Kriegs, Zivilisten wie auch ukrainische und russische Soldaten, weiße Rosen vor den Eingang legte, fanden sich spontan Musiker zusammen, die „Bella Ciao“, das antifaschistische Lied italienischer Partisanen im Zweiten Weltkrieg, sangen und spielten.