Ausstellung am Ebertplatz in Köln"Legenden Kölner Frauen" sollen Mut machen
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Innenstadt – Die Idee ist so einfach wie bestechend. Funktionale Lichtboxen, die eigentlich nur dafür konstruiert wurden, um einen dunklen Gang zu erhellen, lassen sich zu Bilderrahmen umfunktionieren. Die Idee hatte die Künstlerin Zrinka Budimlija und setzte sie für eine Installation in der Ebertplatzpassage um. 20 Lichtboxen in der nördlichen Unterführung ließ sie mit Kunstwerken hinterlegen. Der Titel lautet „Legenden Kölner Frauen“. Zur Vernissage kamen rund 50 Besucher, darunter auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Es sind Porträts realer Personen, aber auch von Figuren der Kölner Geschichte.
Frauenbilder, die leuchten
Dargestellt ist zum Beispiel Agnes Röckerath, Ehefrau des Stifters der Kirche St. Agnes. Gemalt in zarten Pastelltönen, leuchten die Bilder den Passanten den Weg hinunter zur U-Bahn-Station. Fast wirken sie wie Fackeln an der Wand. Die Porträtierten lächeln nicht, alle haben sie einen ernsten Ausdruck im Gesicht, strahlen Entschlossenheit aus.Der Effekt ist erstaunlich. Man geht durch ein Spalier grimmig blickender Frauen und fühlt sich gestärkt, zumal als Frau, die abends allein die Passage durchquert. Genau von diesem Effekt hätten ihr ebenfalls Frauen berichtet, erzählte Zrinka Budimlija. „Sie haben mir gesagt, dass sie jetzt das Gefühl haben, beschützt und ermutigt zu sein, falls jemand mit böser Absicht lauert.“ Weibliche Stärke ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, darum sei es ihr gegangen. Gleichzeitig habe sie als Wahlkölnerin Interesse an Kölner Geschichte. So stand am Anfang die Beschäftigung mit den Kirchen St. Kunibert, St. Agnes, St. Gertrud und St. Ursula.
In der Ausstellung finden sich vier Tafeln, auf denen die jeweilige Geschichte der Namenspatroninnen nachzulesen ist. Daneben startete Budimlija einen Aufruf an im Ebertplatzviertel wohnende Frauen, sich porträtieren zu lassen. Es meldeten sich genau elf. Purer Zufall, so die Künstlerin. „Alle, die wollten, habe ich gemalt, niemand wurde aussortiert.“
Die Vorgabe lautete, sich an eine erfolgreich durchlebte Krise und das Gefühl der Stärke danach zu erinnern. Zunächst entstanden Ölgemälde, die dann auf Leinwand digitalisiert wurden. Die Ausdrucke kamen in die Lichtboxen. Seit 20 Jahren lebt Budimlija in Köln. 1998 zog sie mit 21 Jahren von Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens, nach Deutschland, studierte zunächst Malerei in Würzburg, bis sie einen Platz an der Kölner Hochschule für Medien (KHM) bekam. Die Lichtinstallation ist ein Projekt des Vereins „Unser Ebertplatz“, in Kooperation mit dem Kulturamt und den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB).
Der Verein, 2018 von Anwohnern und Kunstschaffenden gegründet, arbeitet daran, dem lange vernachlässigten Ebertplatz wieder mehr Aufenthaltsqualität zu geben – für die Übergangszeit, bis er grundlegend umgebaut wird. „Die Passagen gehören belebt, sie gehören bespielt“, sagte Kuratorin Meryem Erkus. Sie zählt zu den Porträtierten, genauso wie Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein. „Es ist toll, wie sich der Ebertplatz verwandelt hat“, sagte Wennemar. „Früher war er für mich eine No-Go-Area, jetzt ist er ein Dorfplatz für die Menschen, die ringsum wohnen.“ Bezirksbürgermeister Hupke schwärmte: „Es gefällt mir, dass der Betonbrutalismus so eine wunderschöne Nuance bekommen hat.“ Kunst sei die Tochter der Freiheit. Er appellierte: „Kämpfen Sie mit, dass Frauen überall fifty-fifty vertreten sind, auch in den Museen.“
Die Installation „Legenden Kölner Frauen“ ist bis Ende März 2021 zu sehen (Ebertplatz, Nordseite).